Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
seit Rola DiBurn zum letzen Mal nach Lakir gesehen hatte. Sicher war die Frau von Parom längst wieder aufgewacht. Rola musste schlucken - was mochte das für ein Gefühl sein, wenn man den eigenen Tod bereits erahnen konnte? Als die Vampirin Sinje-Li Rola in ihre Gewalt gebracht hatte, da war der jungen Frau klar gewesen, dass ihr Ende nahe sein mochte, doch da war immer noch die Hoffnung auf Hilfe gewesen, die Hoffnung auf einen Fehler, den die Kidnapperin begehen könnte.
    Bei Lakir sah das anders aus, ein Ritter in glänzender Rüstung würde nicht erscheinen.
    Rola bog in den Gang, an dem Lakirs Zimmer lag. Vor der entsprechenden Tür fand sie Serhat auf dem Boden hocken. Als er Rola bemerkte, stand der Kleine auf, warf sich in die Arme seiner Freundin.
    »Sie muss sterben, Rola! Und sie kann nichts dagegen tun. Warum stirbt sie nur?« Tränen schossen aus seinen Augen und Rola stellte fest, dass sie Serhat zuvor noch nie hatte weinen sehen.
    »Solche Dinge geschehen, Serhat.« Rola suchte nach den richtigen Worten um einem Kind die Endgültigkeit begreiflich zu machen, die der Tod für jeden Menschen bereithielt. »Noch ist sie ja bei uns. Wir wollen es ihr so schön wie möglich machen, hm?«
    Serhat schüttelte heftig den Kopf.
    »Sie stirbt!«
    Rola versuchte ihn zu beruhigen, doch das misslang gründlich.
    »Sie stirbt - jetzt!«
    Rola sprang aus der Hocke in die Höhe. Bei jedem anderen Kind hätte sie an überstrapazierte Phantasie geglaubt, doch bei Serhat sah das alles ein wenig anders aus.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür. Die Vorhänge waren nach wie vor zugezogen. Rola sorgte erst einmal für ausreichend Licht.
    Lakir lag noch immer auf der Couch, als hätte sie sich in den vergangenen Stunden überhaupt nicht bewegt. Rola war keine Krankenschwester, doch das war auch nicht notwendig. Rola fühlte den Puls in der Hoffnung, dass der Organismus eines auf Parom geborenen Lebewesen dem eines Menschen glich. Es dauerte, bis sie etwas spürte… da war der Pulsschlag, doch er war kaum noch vernehmlich.
    Herztöne suchte Rola vergeblich mit ihrem Ohr auf Lakirs Brust. Serhat hatte die Wahrheit gesprochen. Die Frau starb, nicht irgendwann, sondern jetzt in diesen Minuten!
    Rola DiBurn wandte sich an den Jungen, der zitternd im Türrahmen stand.
    »Serhat, bitte geh und hol Millisan hierher, rasch, beeil dich.«
    Rola wusste, dass auch Millisan Tull, die Leiterin von no tears , hier nicht helfen konnte, doch sie wollte die Verantwortung hier nicht alleine tragen. Vielleicht wusste Millisan einen Rat - sie war eine überaus sehlaue und lebenserfahrene Frau.
    Rola berührte Lakirs Wangen, die eingefallen und wächsern wirkten. Sie hatte absolute Untertemperatur, ausgehend von der eines Menschen. Rola beeilte sich, in einem anderen Raum ein paar ordentliche Decken zu besorgen. Als sie in das Zimmer zurückkam, war Millisan bereits da. Rola deckte Lakir erst einmal gut zu.
    Bevor Millisan überhaupt ein Wort sagte, konnte Rola an der Körpersprache der Pädagogin bereits erkennen, dass sie nicht weniger hilflos war als sie selbst.
    »Vielleicht sollten wir einen Arzt holen?« Die beiden Frauen sahen einander an. Ein normaler Arzt würde Lakir sofort in eine Klinik einliefern. Und dann? Was würde man dort feststellen? Das Leben floss aus jeder Pore der schönen Paromerin, doch einen medizinischen Grund dafür würde man sicher nicht finden können. Also würde es auch keine Behandlung geben. Und selbst wenn: eine Behandlung… für ein endendes - außerirdisches! - Leben, weil eine Frau von einer Wurzel getrennt worden war, die dafür verantwortlich war, dass eine ganze Welt unter Steinmonumenten erstickte?
    Rola hätte nicht die Person sein wollen, die den Ärzten diese Geschichte auftischen musste. Das Ergebnis wäre sicher gewesen, dass man auch Rola erst einmal ruhig gestellt hätte. Nein, man konnte keine medizinische Hilfe erwarten, wenn es die Krankheit, um die es ging, auf der Erde einfach nicht gab.
    Millisan Tull schüttelte den Kopf. »Was hier passiert, das liegt weit außerhalb des Bereich, auf den wir Einfluss nehmen können. Ich wünschte, van Zant, Zamorra und vor allem dieser Vinca wären hier. Meine Güte, seine Frau stirbt - und wo treibt er sich herum?«
    Rola DiBurn nickte nur. Genau das war der Grund, warum Artimus seinen Rückzug verkündet hatte. Er wollte da sein, wenn Gefahr drohte, wollte Glück und Unglück teilen mit Rola, mit seinen Freunden, den Kindern von no tears. Wenn Lakir

Weitere Kostenlose Bücher