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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Augen funkelten. Er hob den rechten Arm aus dem Becken und ballte die tropfende Hand zur Faust. Mit einem lauten, animalischen Schrei rammte er sie dem Mann im Spiegel mitten ins Gesicht.
    ***
    »Mega-Döner« stand in großen Lettern über dem Eingang des Ladens geschrieben, und dieser Name war für Kommissar Baumeister Weisung und Versprechen zugleich. Der Duft von Grillfleisch wehte aus dem Inneren der kleinen Imbissbude, von Zwiebeln und Kräutersoße, von warmem Fladenbrot. Durch das große Schaufenster konnte er den Drehspieß und die Ladentheke sehen, in der frischer Salat und andere Zutaten auf die hungrige Kundschaft warteten. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Sollte er wirklich so früh schon nachgeben und sich etwas gönnen?
    Warum eigentlich nicht?, redete sich Baumeister in Gedanken Mut zu. Immerhin habe ich die letzten Minuten damit verbracht, diesen elenden Berendt loszuwerden.
    Schuldbewusst blickte er hinter sich, wo die Krone und seine Kollegin auf ihn warteten. Dann schüttelte er den Kopf. Ach was, außerdem ist Astrid sicher noch eine Weile mit ihrer Sippschaft beschäftigt.
    Ein letzter Blick auf die Uhr - »Gleich halb neun, genau richtig für ein drittes Frühstück!« -, dann steuerte er auf den Eingang des Lokals zu, zu dessen Rechten ein großes Farbposter von der Bosporusbrücke mehr »Weite Welt« versprach, als die Eifel in Baumeisters Augen an einem so trüben Mittwochvormittag eigentlich verdiente.
    Erst nachdem er den Imbiss betreten hatte, fiel Baumeister auf, dass er trotz der frühen Stunde nicht der einzige Kunde war. Zwei weitere Gäste waren anwesend - und was für welche: Zwei Mönche fortgeschrittenen Alters, komplett mit Kutte und Kurzhaarfrisur, standen an einem der weißen Plastikstehtische in der hinteren Ecke des Raumes. Durchs Fenster hatte er sie gar nicht bemerkt. Als Baumeister den Raum betrat, hielten sie in ihrer Unterhaltung inne und blickten betreten zu Boden.
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern und wandte sich an den Mann hinter der Theke. »Einmal mit allem, bitte.« Während der Wirt, ein drahtiger junger Bursche mit kurzen schwarzen Haaren und einer weißen Schürze, seiner Bestellung nachkam, hörte Baumeister, wie sich hinter ihm die Ladentür öffnete und schloss. Als er sich umdrehte, waren die beiden Brüder verschwunden.
    »Habt ihr hier öfters Mönche zu Gast?«, fragte er den Wirt schmunzelnd.
    Der junge Mann schnaubte verächtlich und schaufelte Knoblauchsoße in ein Fladenbrötchen. »Zu Gast ist gut. Die haben ja gar nichts gegessen! Standen nur hier herum, tuschelten miteinander und blickten aus dem Fenster. Bin ich etwa eine Bushaltestelle?«
    »Aus dem Fenster, ja?« Baumeister drehte den Kopf und sah ebenfalls hinaus. Von den beiden Mönchen war weit und breit nichts mehr zu sehen. Nur die leere Straße, und dahinter die Frontfassade des Gasthofs Zur Krone.
    »Das ist ja interessant…«
    ***
    Das Erste, was Nicole beim Betreten des Badezimmers auffiel, war das Blut. In dünnen Fäden lief es über die weißen Bodenfliesen, der beige Teppich war mit dunklen Flecken gesprenkelt. Dann erst bemerkte sie die Person, die in der hinteren Ecke des Raumes kauerte.
    Nicole Duval hatte sich in ihrem Zimmer aufgehalten; dankbar darüber, endlich einmal ausschlafen zu dürfen. Sie war schon seit einiger Zeit auf den Beinen und hatte im Hotelzimmer am Laptop gearbeitet, als der Schrei ertönte, gefolgt von einem schrillen Scheppern. Im Nu war sie auf den Flur gerannt, um die Quelle der Geräusche ausfindig zu machen. Sie fand sie in einem kleinen Badezimmer, das allen Gästen auf dieser Etage des Hauses zur Verfügung stand.
    »Franz?«, fragte sie vorsichtig und näherte sich dem in der Ecke kauernden Mann. Langsam, um ihn nicht zu erschrecken, machte sie einen Schritt nach dem anderen auf ihn zu. Franz hatte sich zur Wand gedreht und wimmerte leise, den rechten Arm hatte er in einer absu rd erscheinenden Pose an den Oberkörper gepresst. Blutflecken färbten sein hellblaues Hemd dunkel.
    Großer Gott, er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten! , dachte Nicole entsetzt, musste ihre Vermutung aber sogleich revidieren, da Franz mittlerweile begann, von ihrer Anwesenheit Kenntnis zu nehmen. Langsam drehte er sich um, und Nicole sah, was wirklich geschehen war. Franz' rechte Hand war ein einziger roter Klumpen. Aus unzähligen kleinen Schnitten und Wunden strömte das Blut, und wenn sie sich nicht irrte, erkannte sie in dem ganzen Rot auch kleine,

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