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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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silbrige Scherben, Überreste des Spiegels, den Franz offenbar eingeschlagen hatte.
    »Franz«, sagte sie nochmals, »was ist denn passiert?«
    Er weinte unkontrolliert. Tränen liefen über seine Wangen und ein dünner Speichelfaden rann aus seinem geöffneten Mund. Zitternd und mit ratlosem Blick hielt er Nicole die verletzte Hand hin.
    Wenige Augenblicke später betraten die Französin und der Sohn des Kronenwirts den Schankraum im Erdgeschoss des Hauses, wo sich Vater Lessbrück und Zamorra gerade mit einer Polizistin unterhielten. Als sie Nicole und den blutenden Franz bemerkten, sprangen sie auf und kamen auf sie zu.
    Mit wenigen Worten beschrieb Nicole, was vorgefallen war, während Ulrich bereits unter der Theke nach einem Verbandskasten suchte. Mit geübten Griffen nahm sich die Polizistin des Verletzten an. Franz ließ sie nicht nur gewähren, sondern schien sich zudem über die Sonderbehandlung zu freuen - trotz der Schmerzen, die ihm seine Wunden nach wie vor bereiten mussten. - »Hallo, Großer«, sagte die Beamtin traurig, »was machst du denn für Sachen?«
    »Sachen«, murmelte Franz, und Nicole war sich nicht sicher, ob das eine Antwort auf die Frage darstellte, oder ob der Verletzte einfach nur wiederholt hatte, was er hörte.
    Lessbrück erschien mit dem Erste-Hilfe-Köfferchen, und gemeinsam machten sie sich daran, die Wunden zu säubern und zu desinfizieren. Zamorra und Nicole konnten nicht helfen, also nutzte der Professor den Moment, um seine Begleiterin über die Entwicklungen des jungen Tages zu informieren. Nicoles Augen wurden während seiner Ausführungen immer größer.
    »Und jetzt schau dir das mal genauer an«, sagte er schließlich und wies auf das bizarre Wandgemälde, das, wie er und die Lessbrücks sich mittlerweile einig waren, wohl Franz in der Nacht hier hinterlassen hatte. Nur warum?
    Langsam näherte sich Nicole der Wand und ließ das wilde Motiv auf sich wirken. Schon nach wenigen Augenblicken bereitete es ihr Kopfschmerzen. Dieses absurde und scheinbar so unsinnige Gekritzel war… Es sprengte jegliche Regeln der Geometrie und Plausibilität, und war dennoch da, war dennoch ein Ganzes, trotz seiner bizarren Struktur.
    Nicole wusste nicht, was es bedeuten sollte, doch hatte sie eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo sie es einzuordnen hatte. Und das gefiel ihr nicht.
    »Da denkst du, die Eifel wäre Niemandsland«, murmelte sie gedankenverloren. »Und dann begegnet dir so was.«
    Zamorra fuhr sich abwesend durchs Haar. »Stille Wasser, Nici. Die sind meistens tiefer als man ahnt.«
    »Denkst du, was ich denke?«, fragte sie und sah ihren »Chef« besorgt an.
    »Davon gehe ich aus. Einzig diese Buchstaben da unten sind mir noch nicht ganz klar. Zunächst hatte ich auf eine Abkürzung getippt, aber mittlerweile…«
    »VRILYA«, las Nicole leise, dann nickte sie. »Und darüber musst du noch extra nachdenken?«
    ***
    Verwundert sah Zamorra sie an. Hatte sie einen Verdacht?
    »Für einen Professor glänzt du nicht gerade durch Belesenheit«, setzte Nicole nach und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Belesenheit? Stammte das seltsame Wort etwa aus der Literatur?
    Mit einem Mal fiel auch ihm der Groschen! Wie hatte er nur so blind sein können? Zugegeben, die Verbindung war ein wenig… ungewöhnlich, für einen vielfach erprobten Meister des Übersinnlichen aber durchaus im Bereich des Machbaren. Nicole hatte völlig Recht: Die ländliche Idylle der Region lullte ein und sorgte dafür, dass man gar nicht damit rechnete, ausgerechnet hier auf Dinge zu stoßen, die nicht in das vordergründige Klischeebild passten. Dinge wie diese.
    VRILYA…
    Nein, dieses stille Wasser war sogar noch tiefer, als er gedacht hatte. Leise pfiff Zamorra durch die Zähne, sowohl anerkennend wie überrascht. »Bleibt noch die Frage nach dem Motiv«, sagte er nachdenklich, »aber so langsam bekomme ich auch da eine Vermutung.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich von der Wand ab und wieder den Lessbrücks zu. Als der Professor und seine Begleiterin zur Theke traten, sah Astrid von ihrer Arbeit an der verletzten Hand auf, um die mittlerweile ein dicker, weißer Verband gewickelt war. »Es sah schlimmer aus, als es ist«, berichtete sie. »Die Schnitte waren nicht tief und nur oberflächlich. Ein wenig Desinfektionsmittel und frisches Wasser haben das Gröbste bereits behoben. Ich bin kein Arzt, aber ich glaube, dass Franz noch mal Glück gehabt hat. Vermutlich muss kaum etwas genäht

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