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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Rettungskräfte. Dankbar nahm der Meister des Übersinnlichen zur Kenntnis, dass die junge Polizistin auch geistig wieder zurück in die Realität fand. Nur ein paar Pflaster und ein leichter Tinitus erinnerten noch an das Vergangene. Das, und der Schock über den verlorenen Partner.
    Mit einem Mal lachte Zamorra auf. Als er Astrids fragenden Blick bemerkte, streckte er den Arm aus und wies auf die Gruppe von Rentnern. Sie war angewachsen, zwei weitere Menschen hatten sich dazugesellt. Menschen in Mönchskutten. Auf Zamorras Geste hin, mischten sie sich umgehend wieder unters Volk und verschwanden aus seinem Blickfeld.
    »Überrascht mich nicht«, kommentierte der Professor trocken. »Ich hatte sogar gehofft, noch einen oder mehrere Mönche zu sehen.«
    Astrid atmete tief ein. Die Luft roch nach verbranntem Benzin und verschmortem Plastik. Sie hustete, dann legte sie den Kopf schief. »Wer sind Sie, Monsieur Zamorra?«, fragte sie sachlich, völlig emotionslos.
    »Ich bin Parapsychologe«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Ich befasse mich mit dem Übersinnlichen. Mit Dingen, die den natürlichen Erfahrungshorizont eines Menschen übersteigen. Und meist bedrohlich sind.«
    »Und Michael und Franz sind Opfer eines solchen… Dings?«
    Zamorra nickte. Es wunderte ihn nicht, dass Astrid seine Aussage nicht weiter hinterfragte. Er hatte sie genauso eingeschätzt. »Ihr Bruder, Frau Lessbrück, ist medial begabt. Vermutlich von Geburt an, nur hat er bisher keinen Kontakt zu dieser Thematik gehabt. Nun aber empfing er ein magisches Signal. Auf Ihren eigenen Aussagen basierend, würde ich vermuten, dass es in jeder der letzten vier Nächte geschah. Doch Franz verstand die Botschaft nicht, vermutlich war sie auch nicht für ihn bestimmt. Da alle Versuche, sich verbal auszudrücken, scheiterten, griff er völlig überfordert auf die einzige Alternative zurück, die sich ihm noch bot.«
    »Er hat es aufgezeichnet. An die Wand.«
    »Richtig.«
    Astrid starrte ins Leere. »Und was hat Michael damit zu tun? Warum musste er dran glauben?«
    »Diese Fragen würde ich gerne den Mönchen stellen«, antwortete Zamorra. »Nicole und ich hatten für den heutigen Tag ohnehin einen weiteren Besuch im Kloster geplant. Jetzt zieht es uns mehr denn je dorthin. Verstehen Sie: Mein Instinkt sagt mir, dass dort der Ursprung dieser Ereignisse zu finden ist. Und auf meinen Instinkt kann ich mich in der Regel verlassen.«
    Die junge Polizistin schwieg eine kurze Weile. Sie beobachtete die Aufräumarbeiten auf der Straße und ihre Kollegen von der Spurensicherung. Ein Hund lief bellend zwischen ihnen umher, und ein Beamter versuchte vergeblich, ihn aus der abgesperrten Zone zu verscheuchen. »Dann komme ich mit«, sagte sie plötzlich. »Ich kann Ihnen Zutritt zum Kloster verschaffen, auch jenseits der Touristenpfade.«
    Nun war es an Zamorra, sie fragend anzusehen.
    Astrid lächelte bitter. »Ich habe zwei Brüder. Und Holger ist Mönch.«
    ***
    Was ist Glaube ?, dachte Abt Germut Bauerschwan, und lehnte sich für einen Moment in seinem Ledersessel zurück. Nervös blickte er zur Uhr über dem kleinen Beistelltisch in der Ecke seines Büros. Gleich zehn. Es war soweit.
    Bauerschwan spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er fühlte den kalten Schweiß auf seiner Stirn und dieses unerträgliche Kribbeln in den Fingern, das sich immer dann einstellte, wenn er aufgeregt war. Wenn er sich in einer Situation befand, die er nicht beeinflussen, nicht kontrollieren konnte. Ohne es zur Kenntnis zu nehmen, strich er sich die Kutte glatt, zum wohl hundertsten Mal in der letzten Viertelstunde.
    Was ist Glaube , wiederholte er in Gedanken, wenn nicht das Vertrauen auf die Hoffnung? Das Wissen von dem, was man nicht wissen sollte, und die Überzeugung, dass es so ist, wie man es sich erhofft? Wie man es zu sein glaubt?
    Ich muss glauben!
    Die schwere Eichentür seines Büros öffnete sich, und Bauerschwans Sekretät, ein schmächtiger Mann namens Thomas Klein, steckte vorsichtig seinen Kopf in den Raum. Fast schien es, als sei es Klein peinlich, den Abt bei der Arbeit zu stören.
    »Hochwürdiger Vater, Bruder Richard ist hier.«
    Ich muss glauben!
    »Soll reinkommen.« Bauerschwan räusperte sich, und nickte seinem Sekretär aufmunternd zu. Die schwere Eichentür schloss sich wieder, und für den Moment war der Abt erneut allein in seinem großräumigen Büro. Er saß in seinem schweren Ledersessel, hinter einem Schreibtisch, auf dem sich mehrere Papierstapel

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