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0898 - Der Saboteur

Titel: 0898 - Der Saboteur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eigenart der Menschen, allerlei sentimentale Bindungen zu entwickeln. Die Solge-borenen machen da keine Ausnahme.
    Es gibt einige, die zur BASIS hinüber-gingen. Sie sind Solgeborene, aber sie gehören nicht ausschließlich ihrem Schiff. Das gilt auch für dich. Die mei-sten von denen, die zu uns kamen, hatten naheliegende Gründe. Liebesbe-ziehungen verschiedener Art, manch-mal auch die Verantwortlichkeit, die sie für jemanden fühlten, der sich zu den Terranern zählte. Genauso ging es umgekehrt. Es kommt schließlich nicht nur darauf an, wo man lebt - man muß sich auch wohl fühlen.
    Wenn du dich so sehr nach der Erde sehnst, ist es unver-nünftig, auf der SOL zu bleiben, die dich mit Sicherheit nicht zum Ziel dei-ner Sehnsucht bringt. Du mußt also abwägen, wohin es dich am meisten zieht."
    Sternfeuer schwieg. „Auf der Erde wartet nur dein Groß-vater auf dich", fuhr die Mutantin fort. Wenn er wartet, dachte sie. Vielleicht hat er das Kind längst vergessen. Oder er lebt gar nicht mehr - wie alt war er überhaupt bei unserem letzten Besuch auf Terra? „Hier dagegen", fuhr sie fort, „leben deine Eltern und dein Bruder. Du mußt selbst herausfinden, wer dir wichtiger ist!"
    Und gleichzeitig wußte sie, daß es unmöglich war, ein Kind vor eine sol-che Entscheidung zu stellen.
    Damit konnte Sternfeuer gar nicht fertig wer-den. Prompt tauchte auch wieder die-ser seltsame Ausdruck in Sternfeuers Augen auf. Das Mädchen bereitete sich innerlich auf einen schnellen Rückzug vor.
    Die Mutantin biß sich auf die Lip-pen.
    Sie fühlte sich überfordert. Zwar kannte sie dieses Mädchen recht gut, aber sie hatte stets geglaubt, daß Sternfeuer ein ganz unkompliziertes Kind sei. Jetzt sah sie, daß das Mäd-chen bis obenhin voller unlösbarer Konflikte steckte.
    Das hier war etwas, woran sich nur ein erfahrener Psychologe wagen sollte.
    Leider hatte die Mutantin keine Wahl. Hätte sie früher gemerkt, was sich da zusammenbraute, so wäre viel-leicht etwas unternornmen wörden. Jetzt war es zu spät. Und die Psycho-logen kannten sich im Umgang mit mutierten Kindern auch nicht immer genau aus. „Du sagst", fuhr die Mutantin mit dem Mut der Verzweiflung fort, „daß du auf die SOL gehörst. Aber wenn du es nüchtern betrachtest, bist du für die Existenz dieses Raumschiffs nicht ge-rade unentbehrlich."
    Sternfeuer lächelte schwach. „Siehst du", nickte die Mutantin. „Das ist doch schon ein kleiner Fortschritt. Wer wird dich vermissen, wenn du zur BASIS gehst?"
    „Federspiel", antwortete das Mäd-chen prompt. „Hm", machte die Mutantin. „Er will nicht zur Erde?"
    „Um keinen Preis."
    „Warum nicht?"
    Darauf wußte Sternfeuer keine Ant-wort. „Wir sollten mit ihm reden", sagte die Terranerin energisch. Sie hatte das Gefühl, daß es jetzt wichtig war, keine Pause eintreten zu lassen. Aber ob es einen Sinn hatte, den Zwillingsbruder der Kleinen auch noch in diesen Kon-flikt hineinzuziehen?
    Sie mußte Zeit gewinnen. Und das Mädchen beschäftigen. Douc Langur hatte behauptet, daß das Kind seine Aktivitäten eingeschränkt hatte, als die Mutantin das Gespräch mit ihm aufnahm. Das war immerhin etwas.
    Und da nach Reginald Bulls Auskunft zu schließen war, daß das Unterbe-wußtsein des Kindes keineswegs ruhi-ger wurde, wenn das Mädchen schlief, sah Irmina Kotschistowa ihre einzige Chance darin, das Mädchen zur Be-schäftigung mit anderen Dingen zu be-wegen.
    Auf keinen Fall durfte Sternfeuer sich wieder in eine Traumwelt zurück-ziehen und sich dort gefährlichen Ge-dankenspielen hingeben! „Wo ist Federspiel jetzt?"
    „Keine Ahnung. Zuletzt habe ich ihn in der Wohnung unserer Eltern gese-hen. Vielleicht sucht er mich, dann sieht er bestimmt dort zuerst nach."
    „Wir warten dort auf ihn", entschied die Mutantin. „Komm jetzt, hier ist es ziemlich bedrückend."
    Sie paßte auf, daß sie einen anderen Weg nahmen als vorhin. Dennoch ka-men sie - es war nicht zu vermeiden -durch eine andere, ebenfalls sehr kleine Grünanlage. Dort war nichts zerstört. Irmina Kotschistowa atmete auf, als sich die Tür zur Wohnung hin-ter ihr und dem Mädchen schloß.
    Federspiel erwartete seine Schwe-ster bereits. Mißtrauisch sah er die Mu-tantin an.
    Sollte sie den Jungen einweihen?
    Sie fürchtete nicht, daß Federspiel seiner Schwester oder irgend jemand sonst etwas verraten könnte. Die Kin-der in diesem Raumschiff gingen ihre eigenen Wege. Sie liebten zweifellos ihre Eltern, wie alle Kinder es taten, aber sie waren im

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