Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
stärken«, meinte Zamorra nachdenklich und bedankte sich beim Kellner, der gerade einen dampfenden Korb voller Dim Sum-Teigtaschen auf den Tisch stellte. Zamorra war so in Gedanken versunken, dass er kaum bemerkte, wie er sich zwei der äußerst appetitlichen Teigtäschchen in seine Schüssel holte, dann gekonnt mit den Stäbchen herausnahm und aß.
    Nicole betrachtete ihn neidisch. »Ich kann ja auch ganz gut mit Stäbchen essen, aber du schlägst mich um Längen damit! - Und ja, bitte wiederhol es nicht noch einmal, du kannst es, weil du in Choquai warst!«
    »Ja, es ist bemerkenswert, was Zamorra aus diesem Aufenthalt für Nutzen hat ziehen können«, sagte auf einmal eine sanfte Stimme hinter Nicole.
    Die Französin zuckte so heftig zusammen, dass das Dim Sum, das sie mit ihrem Paar Stäbchen gehalten hatte, auf die schneeweiße Tischdecke fiel und dort einen hässlichen Fettfleck hinterließ.
    »Fu Long!«, entfuhr es Zamorra überascht. »Wie um alles in der Welt kommst du denn hierher?«
    Der Vampir, der diesmal ganz unüblich in einen feinen westlichen Dreiteiler gekleidet war statt in seine üblichen und bevorzugten langen Seidenroben, verneigte sich kurz und setzte sich jetzt uneingeladen zu dem Parapsychologen und seiner Assistentin an den Tisch.
    »Wie du dir denken kannst, konnte ich ohne Einladung nicht in euer Hotelzimmer kommen. Ich bin schon eine Weile hier in Hongkong, um Lucifuge Rofocale zu beobachten. Dass ihr beide hier früher oder später auftaucht, das war zu erwarten.«
    »Scheinbar haben wir für gewisse Leute so was wie ein Peilgerät in uns«, meinte Nicole schlecht gelaunt.
    Fu Long lachte leise und bat den Kellner, der an den Tisch getreten war, um einen weiteren Becher Tee. Doch er antwortete Nicole nicht auf ihre säuerliche Bemerkung, sondern wich geschickt einer direkten Antwort aus.
    »Nun, ihr seid hier gewissermaßen in meinem Territorium. In China. Ich weiß, wenn sich hier ungewöhnliche Leute so etwas wie den Huang Daxian-Tempel ansehen.«
    »Den was?«
    »Huang Daxian ist der Mandarin-Name des Heiligen Wong Tai Sin.« Fu Long verzog das Gesicht bei den letzten drei Silben, als hätte er Zahnschmerzen. »Dieser Dialekt, der von diesen Hakka gesprochen wird, ist für mich als Gelehrter wirklich eine Zumutung«, fügte er noch murmelnd hinzu und nippte an seiner Teetasse. »Viel zu hart, viel zu ordinär, es fehlt, das Weiche, das Melodiöse…«
    Doch Zamorra hatte kein Interesse an einer Lektion in chinesischer Sprache.
    »Na los, Fu Long, sag schon, was willst du von uns? Dass du hier bist, wo du dich ja schon länger an Lucifuge Rofocale rächen willst, liegt ja auf der Hand. Aber warum lässt du es zu, dass er Menschen umbringt?«
    »Ich habe bereits deutlich gemacht, dass ich ihn alleine nicht besiegen kann, Zamorra«, meinte der Vampir ruhig. »Ich kann nur nach seinen Schwachstellen suchen. Und um dir die mitzuteilen bin ich hier.«
    »Dann ist das Ganze nicht dein Werk?«, fragte Nicole misstrauisch.
    Fu Long bedachte sie mit einem kalten Blick. »Mademoiselle Nicole, ich kann sehr gut verstehen, dass Sie Vampiren gegenüber eine Abneigung haben. Aber ich wünschte manchmal doch, Sie würden bei der Bewertung meiner Person etwas weniger subjektiv sein. Wie könnte das, was diesen bemitleidenswerten Menschen passiert ist, mein Werk sein? Ich begrüße nicht, dass es passiert, dennoch habe ich derzeit keine Handhabe, es zu beenden.«
    Nicole war platt. Sie öffnete den Mund zu einer scharfen Antwort, doch dann überlegte sie es sich und beschloss, sich den Appetit nicht verderben zu lassen. Sie fasste ihre Stäbchen neu und begann wieder zu essen.
    »Zamorra, ich beobachte Lucifuge Rofocale schon seit einer geraumen Weile. Ich habe mittlerweile auch meine Spione in der Hölle postiert. Und ich kann dir sagen, dass er schwächer wird.«
    Zamorra ließ seine Teetasse sinken und sah Fu Long noch verblüffter an als Nicole noch eine Minute vorher.
    »Er wird also wirklich schwächer? Das hatte ich schon vermutet - deshalb braucht er also die Lebenskraft von den Patienten dieser Klinik.«
    »Ja, so wie mein Spion am Hof dieses Dämonen mir mitteilte, schwächt sich seine Magie ab. So ist zum Beispiel die Zeit, die er zur Heilung von zwei Fingern braucht, erheblich länger geworden. Ebenso scheinen magische Akte ihm mehr Kraft zu entziehen, als das beim Ministerpräsidenten LUZIFERs eigentlich der Fall sein dürfte.«
    »Ach«, ließ sich Nicole jetzt doch wieder vernehmen.

Weitere Kostenlose Bücher