0898 - Todesruf der Alten Göttin
es zwei Hochhäuser, und in einem von ihnen befand sich die Wohnung des Paares.
Suko überlegte, ob er in die Tiefgarage fahren oder den Rover draußen abstellen sollte. Er entschied sich dafür, ihn im Freien zu lassen, kurvte auf den Parkplatz, der die Lücke zwischen den beiden Häusern füllte, und war froh, rasch eine Lücke gefunden zu haben. Es waren schon zahlreiche Menschen auf dem Weg zur Arbeit.
Suko hetzte mit langen Schritten auf den Hauseingang zu. Er verminderte sein Tempo kaum, und der Hausmeister, der seine Frühschicht gerade begonnen hatte und die Thermoskanne an die Lippen setzte, verschluckte sich beinahe an seinem eigenen Kaffee, als er den Inspektor durch den Flur auf den Fahrstuhl zujagen sah.
Der erste war unterwegs.
Der zweite war frei.
Er rutschte von oben nach unten. Suko folgte den beleuchteten Zahlen. Drei, zwei, eins, Erdgeschoß!
Endlich!
Zwei Männer und eine Frau stiegen aus. Verkniffene, noch müde Gesichter, Aktenkoffer und eine Aktentasche unter den Armen, ein brummiger Morgengruß, aber kein Blick für den wartenden Suko, der praktisch in die Kabine hineinhechtete.
Zehnte Etage!
Zu langsam, viel zu langsam. Suko kam es vor, als wollte ihn der Lift ärgern, doch der war genauso schnell wie immer.
Der Inspektor verfolgte die aufblinkende Zahlenreihe, ohne sie richtig zu sehen. Seine Gedanken drehten sich einzig und allein um Shao. Sie war so etwas wie ein Mutterersatz für Gordy, denn in ihr steckte, bedingt durch ihr Schicksal, noch etwas von der alten Erdenkraft.
Endlich war das Ziel erreicht!
Suko hielt den Wohnungsschlüssel bereits in der Hand, als er aus dem Lift stürmte.
Es war niemand da, der auf ihn lauerte, wie schon einmal. Er entdeckte auch keine neuen Blutflecken auf dem Boden, sein Augenmerk galt einzig und allein der Wohnungstür.
Als er sie erreicht hatte, da blieb er stehen. Plötzlich hatte er es nicht mehr so eilig. Seinen Atem hatte er sowieso unter Kontrolle. Er bückte sich und legte das Ohr gegen die Tür.
Es war nichts zu hören.
Ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Suko konnte es nicht definieren. Er schob den Schlüssel in das Schloß, gab sich keinerlei Mühe, leise zu sein, sondern drehte den Schlüssel und drückte die Tür nach innen, wobei er den Schlüssel wieder hervorzog. Es waren völlig normale Bewegungen, unzählige Male schon durchgeführt, nur an diesem Morgen kamen sie Suko so vor, als würde er zum erstenmal den Weg in seine eigene Wohnung gehen.
Stille erwartete ihn. Es war so still, daß Suko sein eigenes Herz überlaut klopfen hörte. Feine, kleine Schweißperlen lagen auf der Stirn. Er schwitzte und hinter ihm schnappte die Tür ins Schloß.
»Shaooo…?« Suko rief ihren Namen, und er dehnte das Wort dabei in die Länge.
Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Es war Unsinn gewesen, nach ihr zu rufen. Wäre sie in der Wohnung gewesen, hätte sie ihn längst hören müssen und wäre ihm entgegengekommen.
Also war es unnormal. Wie unnormal? Suko konnte sich nicht vorstellen, daß Shao im Bett lag und schlief. Nicht nach einem derartigen Telefongespräch und diesen Warnungen!
Es war etwas anderes passiert, etwas Schlimmes, und Gordy mußte mit seiner Warnung recht gehabt haben. Die andere Seite war schneller und leiser gewesen. Sie hatte es geschafft, Shao zu überrumpeln. Die Gegenkraft schien lautlos in die Wohnung eingedrungen zu sein.
Lautlos wie der Tod…
Der Vergleich kam Suko in den Sinn, als er wie verloren inmitten des Wohnzimmers stand. Noch immer suchte er nach seiner Shao. Er befürchtete sogar, ihre Leiche zu finden. Das aber war nicht der Fall.
Weder im Wohnzimmer, noch im Bad oder im Schlafraum. Shao war und blieb verschwunden, und er konnte sich nicht vorstellen, daß sie die Wohnung auf dem normalen Weg verlassen hatte.
Suko wollte trotzdem auf Nummer Sicher gehen und rief den Hausmeister an. Er erklärte ihm das Problem und erhielt eine negative Antwort. »Nein, ich habe Ihre Frau nicht gesehen, sorry. Aber so lange sitze ich hier unten auch noch nicht.«
»Wie lange denn?«
»Nicht mal eine Stunde.«
»Das ist schon okay. Hätte meine Frau das Haus verlassen, dann in dieser Zeitspanne.«
»Kann ich sonst was für Sie tun?«
»Nein, leider nicht.« Suko legte auf. Es hat alles keinen Sinn gehabt, dachte er. Die andere Seite ist stärker gewesen. Sie hat sich Shao geholt, sie wird sie aus dem Verkehr ziehen wollen, um die Stärke des Kind-Pharaos damit zu mindern.
Suko riß sich
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