0899 - Orkan im Hyperraum
muß nicht unbedingt ein lebendes Wesen sein", erwiderte Bell.
„Was denn?" fragte Honk beunruhigt.
„Zum Beispiel ein Roboter!"
„Ich verstehe", sagte der Oberste Beobachter. „Der Roboter könnte so konstruiert worden sein, daß er sich dieser Umgebung anpaßt. Wir hatten uns vorübergehend aus der Zentrale zurückgezogen. In diesem Zeitraum könnte sich ein Roboter versteckt haben. Aber welchen Sinn hätte das?"
„Der Roboter könnte eine Bombe sein !"
„Nein, Mechanist! Das LARD ist daran interessiert, die Zentrale zurückzugewinnen, nicht aber, sie zu zerstören."
Bell machte eine fahrige Bewegung mit allen vier Armen. Honks langsame Art zu denken ging ihm auf die Nerven.
„Dann ist es eben eine andere Waffe."
„Aber das ist doch nur eine Vermutung!"
„Wollen wir abwarten, bis feststeht, ob es eine Vermutung oder Realität ist?'' fragte Bell. „Dann kann es vielleicht zu spät sein."
„Ich kann die Zentrale untersuchen lassen", meinte Honk. „Aber auch für den Fall, daß ich alle Mitarbeiter damit beauftrage, wird das eine halbe Ewigkeit dauern. Ich kann sie aber nicht alle einsetzen, denn wir müssen die wichtigsten Bereiche des Schiffes ständig beobachten. Das bedeutet, daß ich nur ein halbes Dutzend Beobachter zur Verfügung habe. Weißt du, wie lange sie brauchen werden, um die Zentrale auf den Kopf zu stellen? Und wir müssen sie auf den Kopf stellen, wenn wir etwas finden wollen."
Bell deutete auf das Raupenfahrzeug des LARD.
„Seine Ausmaße lassen gewisse Rückschlüsse auf die Größe des transportierten Gegenstands zu. Wir suchen keinen Mikromechanismus, sondern irgend etwas, das eine beachtliche Größe besitzt. Es kommen also nur bestimmte Stellen als Verstecke in Frage."
„Das ist klug gedacht", anerkannte Honk widerwillig.
„Fang an!" befahl Körter Bell. „Du weißt, was du zu tun hast."
„Die Beobachter werden Fragen stellen !"
„Sage ihnen, daß es eine Übung ist, um neue Techniken auszuprobieren!'' „Gut!" Honk entfernte sich wieder, um mit seinen Mitarbeitern zu sprechen.
Bell lehnte sich im Sitz zurück, um zu überlegen, wie er alle Anstrengungen forcieren konnte. Das Gefühl, daß die Zeit nicht ausreichte, um auch nur eine der in die Wege geleiteten Maßnahmen zu einem vernünftigen Ende zu bringen, war niederschmetternd.
In diesem Augenblick fauchte ein Windstoß durch die Zentrale. Er riß alles Papier und leichtere Gegenstände mit sich und wirbelte sie durch die Luft. Bell sah, wie alle Ansken ihre Arbeit unterbrachen und verängstigt die Köpfe hoben. Ein paar Papierfetzen segelten träge zu Boden, dann war alles wieder vorbei. Es hatte wie ein vorübergehender Spuk gewirkt.
Körter Bell sank in seinem Sitz zusammen.
Vergangenheitseinflüsse, Hyperraumsturm und LARD-Roboter!
Das war zu viel auf einmal.
Aber er riß sich zusammen und rief den anderen zu, daß sie weitermachen sollten.
4.
Der Namenlose war satt. Zusammen mit den anderen, die zu ihm gehörten, wanderte er umher und überlegte, was er nun unternehmen konnte. Er war von einer inneren Unruhe erfüllt.
Wie komme ich eigentlich hierher? fragte er sich.
Vergeblich versuchte er sich zu erinnern, was vor seinem Erwachen in der Wurzelhöhle gewesen war.
Während er umherlief, wurde er sich seiner körperlichen Stärke bewußt. Er spürte, daß seine Muskeln sich bei jeder Bewegung spannten, und als er einen dicken Ast vom Boden aufhob, konnte er ihn mühelos in mehrere Stücke brechen. Das Gefühl dieser Kraft versetzte ihn in einen Rausch. Er sehnte sich danach, diese Umgebung zu verlassen, um seine Fähigkeiten an anderer Stelle zu demonstrieren. In seinem Gehirn entstand die Vision einer Umgebung, die mit schwächeren Wesen bevölkert war. Dort konnte er seine Stärke beweisen. Man würde ihn bewundern und anerkennen. Er würde uneingeschränkte Macht besitzen.
Die Vorstellung, andere zu beherrschen, ließ ihn vor Wonne erschauern. Er ahnte plötzlich, daß er zu nichts anderem bestimmt war. Die augenblickliche Umgebung beengte ihn. Hier war kein Raum, in dem er sich entfalten konnte.
Der Namenlose war überzeugt davon, daß es jenen, die genauso aussahen wie er, nicht anders erging.
Die anderen und er bildeten eine starke Streitmacht. Wer wollte sich ihnen entgegenstellen?
Ein paar Schritte von ihm entfernt entstand plötzlich ein rotes Licht in der Luft. Es schwebte in Kopfhöhe und blinkte in rhythmischen Abständen. Der Namenlose hatte keine Erklärung für
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