09 - Befehl von oben
mattes Lächeln. »John, du bist nicht Jude, und du bist auch nicht meine Mutter.«
Clark sah sich um. »Wo ist Ed denn?«
»Auf dem Weg zurück vom Golf. Konferenz mit den Saudis«, erklärte sie. Mrs. Foley stand zwar im Rang über Mr. Foley, aber die Saudi-Kultur war noch nicht soweit, mit einem weiblichen König Spook - einer Queen Spook, korrigierte sich John lächelnd - zu verhandeln, und Ed war bei Konferenzen sowieso besser.
»Etwas, das ich wissen sollte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Routine. So, Domingo, hast du sie gefragt?«
»Du spielst aber hart heut morgen«, stellte Clark fest, noch ehe sein Partner etwas sagen konnte.
Chavez grinste nur. Das Land mochte in Aufruhr sein, aber es gab Wichtigeres. »Könnte schlimmer sein, Mr. C. Ich bin ja kein Anwalt, oder?«
»Latino. So geht die Nachbarschaft zum Teufel«, grummelte John und fuhr ernsthafter fort. »Wie geht's denn Jack?«
»Planmäßig soll ich ihn nach dem Lunch sehen, aber es würde mich nicht wundern, wenn's gestrichen wird. Der arme Bastard wird wohl lebendig begraben.«
»Wie er da hineingeraten ist - stimmt's, was die Zeitungen schreiben?«
»Ja. So haben wir nun ein Kelly-Girl als Präsident«, scherzte die DDO, stellvertretende CIA-Direktorin, Hauptabteilung Operations.
»Wir nehmen eine umfassende Bedrohungseinschätzung vor. Und ich möchte euch beide dabeihaben.«
»Wieso uns?« fragte Chavez.
»Weil ich's satt habe, das alles von der Hauptabteilung Intelligence tun zu lassen. Ich will euch mal eins sagen: Wir haben jetzt einen Präsidenten, der versteht, was wir hier machen. Wir werden Operations aufmotzen, bis ich das Telefon nehmen und eine Frage stellen kann und die Antwort verstehe.«
»Plan Blau?« fragte Clark und erhielt ein willkommenes Nicken.
>Blau< war seine letzte Funktion gewesen, bevor er das CIATrainingslager, bekannt als die >Farm<, in der Nähe des NavyKernwaffendepots Yorktown, Virginia, verließ. Statt Intellektuelle von der Ivy League - wenigstens rauchten sie nicht mehr Pfeife - einzustellen, hatte er vorgeschlagen, die Agency solle Cops rekrutieren, Polizisten direkt von der Straße. Cops, meinte er, wußten, wie man mit Informanten umging, sich auf der Straße verhält und in gefährlichen Gegenden überlebt. Das alles ließ Ausbildungsdollars einsparen und brachte vermutlich bessere Feldoffiziere hervor. Der Vorschlag wurde von zwei DDOs in Folge zur Akte 13 gelegt, Mary Pat aber hatte von Anfang an davon gewußt und das Konzept gutgeheißen. »Kannst du's durchdrücken?«
»John, du wirst mir helfen, es zu verkaufen. Sieh doch, wie gut sich Domingo gemacht hat.«
»Heißt das, ich bin nicht mehr >Affirmative Action« fragte Chavez.
»Nein, Ding, nur bei seiner Tochter«, sagte Mrs. Foley. »Ryan wird's umsetzen. Er ist nicht begeistert vom Direktor. Wie auch immer, im Moment möchte ich, daß ihr beiden über SANDALWOOD Bericht erstattet.«
»Was ist mit unserer Deckung?« wollte Clark wissen. Er mußte nichts erklären. Mary Pat hatte sich nie die Hände im Feld schmutzig gemacht - sie hatte zur Espionage gehört, nicht zur paramilitärischen Seite von Operations
-, doch sie verstand ganz gut.
»John, ihr habt auf Befehl des Präsidenten gehandelt. Schriftlich niedergelegt und archiviert. Keiner wird hinterfragen, was ihr getan habt, vor allem, wo ihr Koga gerettet habt. Der Intelligence Star wartet auf euch. Präsident Durling wollte euch in Camp David die Medaillen selbst überreichen. Ich nehme an, Jack wird das jetzt tun.«
Mensch! sagte sich Chavez hinter starren Augen, doch so nett der Gedanke auch war, er hatte auf der dreistündigen Fahrt von Yorktown hierher an was anderes gedacht. »Wann beginnt die Bedrohungsanalyse?«
»Morgen, was unseren Teil betrifft. Weshalb?« wollte MP wissen.
»Ma'am, ich glaube, da kommt Arbeit auf uns zu.«
»Ich hoffe, du irrst«, erwiderte sie, nachdem sie genickt hatte.
*
»Ich habe heute zwei OPs«, sagte Cathy beim Blick aufs Frühstücksbüffet. Da der Stab noch nicht wußte, was die Ryans morgens gern aßen, hatten sie von allem etwas - besser gesagt, recht viel - zubereitet. Sally und Klein Jack fanden es großartig - noch besser, daß die Schulen geschlossen waren. Katie, erst seit kurzem für feste Nahrung zugelassen, nagte am Stück Speck in der Hand und meditierte über gebutterten Toast. Für Kinder hat das Unmittelbare stets Vorrang. Sally, gerade fünfzehn (fast dreißig, wie ihr Vater mal klagte), überlegte am längsten von den dreien, was sie nehmen
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