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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Löwenstern entfernt. Während die Mannschaft sie an den Pfählen vertäute und die Laufplanke auslegte, kam der Kapitän zu Davos. Casso Mogat war ein Mischling aus der Meerenge, sein Vater war ein Walfänger aus Ibben, seine Mutter eine Hure aus Sisterton. Nur anderthalb Meter groß und stark behaart, färbte er sich das Zottelhaar und den Bart moosgrün. Dadurch sah er aus wie ein Baumstumpf in gelben Stiefeln. Ungeachtet seiner äußeren Erscheinung war er offenbar ein guter Seemann und ein strenger Herr seiner Mannschaft. »Wie lange werdet Ihr von Bord sein?«
    »Wenigstens einen Tag. Vielleicht länger.« Davos hatte herausgefunden, dass Lords ihre Besucher gern warten ließen. Er vermutete, sie wollten einen unruhig machen, um ihre Macht vorzuführen.
    »Die Hebamme bleibt drei Tage im Hafen liegen. Länger nicht. In Sisterton warten sie schon auf mich.«
    »Wenn alles gut geht, bin ich morgen früh zurück.«
    »Und wenn nicht?«
    Vielleicht kehre ich überhaupt nicht zurück. »Dann braucht Ihr nicht auf mich zu warten.«
    Zwei Zöllner stiegen an Bord, während er über die Laufplanken ging, aber keiner der beiden würdigte ihn auch nur eines Blickes. Sie waren hier, um mit dem Kapitän zu sprechen und sich den Frachtraum anzuschauen, an gewöhnlichen Seeleuten waren sie nicht interessiert, und nur wenige Männer sahen so gewöhnlich aus wie Davos. Er war von mittlerer Größe, sein kluges Bauerngesicht war von Wind und Sonne gegerbt, und der Bart sowie das braune Haar waren grau gesprenkelt. Dazu trug er einfache Kleidung: alte Stiefel, eine braune Hose, ein blaues Hemd und einen Mantel aus ungefärbter Wolle, der von einer Holzschnalle gehalten wurde. In Lederhandschuhen voller Salzflecken versteckte er die Stummelfinger, die Stannis ihm vor so vielen Jahren gekürzt hatte. Davos sah kaum wie ein Lord aus, geschweige denn wie die Hand eines Königs. Das war umso besser, solange er nicht wusste, was ihn hier erwartete.
    Er ging den Kai entlang und dann über den Fischmarkt. Die Tapferer Magister nahm Fleisch an Bord. Die Fässer waren auf dem Anleger zu viert übereinandergestapelt. Hinter einem saßen drei Seeleute und würfelten. Ein Stück weiter priesen Fischweiber den Tagesfang an, und ein Junge schlug den Takt auf einer Trommel, zu dem ein zotteliger alter Bär in einem Kreis aus Flussfahrern tanzte. Am Seehundtor standen zwei Speerträger mit dem Abzeichen des Hauses Manderly auf der Brust, aber sie waren zu beschäftigt damit, mit einer Hafenhure anzubandeln, um Davos zu beachten. Das Tor stand offen, das Fallgitter war hochgezogen. Zusammen mit den übrigen Leuten ging er einfach hindurch.
    Dahinter lag ein gepflasterter Platz mit einem Brunnen in der Mitte. Aus dem Wasser erhob sich ein steinerner Wassermann, sechs Meter hoch von der Flosse bis zur Krone. Der lockige Bart war weiß und grün von Flechten, und eine der Spitzen seines Dreizacks war noch vor Davos’ Geburt abgebrochen. Trotzdem war es noch immer eine beeindruckende Statue. Alter Fischfuß nannten ihn die Stadtbewohner. Der Platz trug den Namen eines toten Lords, doch im Volksmund hieß er nur Fischfußhof.
    Heute Nachmittag wimmelte es hier von Menschen. Eine Frau wusch ihre Unterwäsche in Fischfuß’ Brunnen und hängte sie auf den Dreizack zum Trocknen. Unter den Bogen eines Säulengangs für die Händler hatten sich Schreiber und Geldwechsler niedergelassen, zusammen mit einem Heckenzauberer, einer Kräuterfrau und einem sehr schlechten Gaukler. Ein Mann verkaufte Äpfel von einem Karren, eine Frau bot Heringe mit gehackten Zwiebeln an. Überall waren Hühner und Kinder im Weg. Die riesigen Türen aus Eiche und Eisen der Alten Münze waren stets geschlossen gewesen, wann immer Davos auf dem Fischfußhof gewesen war, doch heute standen sie offen. Im Inneren sah er Hunderte von Frauen, Kindern und alten Männern, die auf dem Boden auf dicken Fellen hockten. Manche hatten Feuer zum Kochen angezündet.
    Davos blieb unter dem Säulengang stehen und kaufte sich für einen halben Heller einen Apfel. »Wohnen da Leute in der Alten Münze?«, fragte er den Verkäufer.
    »Die haben keinen anderen Platz zum Wohnen. Überwiegend einfaches Volk vom Oberlauf des White Knife. Auch Leute aus Hornwood. Weil dort draußen dieser Bastard von Bolton rumrennt, drängen alle hinter die Mauern. Ich weiß gar nicht, wo Seine Lordschaft sie alle unterbringen will. Die meisten kommen hier an und haben kaum mehr als Lumpen auf dem Leib.«
    Davos

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