09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
von Winterfell nach Süden marschiert war. Zwanzigtausend Schwerter und Speere waren mit Robb in den Krieg gezogen, oder jedenfalls genug, dass ein paar mehr oder weniger keinen Unterschied machten, doch nur zwei von zehn kehrten jetzt zurück, und bei den meisten handelte es sich um Männer aus Dreadfort.
Hinten, wo in der Mitte der Kolonne das Gedränge am dichtesten war, ritt ein Mann in dunkelgrauem Panzer über einer gesteppten Tunika aus blutrotem Leder. Die Schwebescheiben waren wie Menschenköpfe gestaltet, die den Mund in Qualen aufgerissen hatten. Von seinen Schultern hing ein rosa Wollmantel, in den Blutstropfen gestickt waren. Lange Bänder aus roter Seide flatterten von der Spitze des geschlossenen Helms. Roose Bolton wird nicht von einem Pfahlbaumann mit einem Giftpfeil getötet werden, dachte Stinker, als sein Blick auf ihn fiel. Hinter ihm ächzte ein geschlossener Wagen, der von sechs schweren Zugpferden gezogen und vorn und hinten von Armbrustschützen bewacht wurde. Vorhänge aus dunkelblauem Samt verhinderten den Blick ins Innere des Wagens.
Weiter hinten folgte der Gepäckzug, holpernde Wagen, die mit Proviant und Kriegsbeute beladen waren, und Karren, auf denen sich Verwundete und Krüppel drängten. Und ganz hinten, in der Nachhut, kamen noch mehr Freys. Mindestens eintausend, vielleicht mehr, Bogenschützen, Speerträger, Bauern, die mit Sensen und angespitzten Stöcken bewaffnet waren, freie Reiter und berittene Bogenschützen und hundert weitere Ritter, die sie verstärkten.
Mit Hundehalsband, in Ketten und erneut in Lumpen folgte Stinker den anderen Hunden, die Lord Ramsay hinterherschlichen, als er seinem Vater entgegenging, um ihn zu begrüßen. Als der Reiter in der dunklen Rüstung seinen Helm abnahm, war das Gesicht darunter Stinker jedoch fremd. Ramsays Lächeln gerann bei dem Anblick, und Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Was soll das sein, ein Scherz?«
»Reine Vorsicht«, flüsterte Roose Bolton, als er durch die Vorhänge aus dem geschlossenen Wagen stieg.
Der Lord von Dreadfort hatte keine große Ähnlichkeit mit seinem Bastardsohn. Sein Gesicht war glatt rasiert und hatte glatte Haut, seine Züge waren gewöhnlich, nicht stattlich, aber auch nicht schlicht. Obwohl Roose an Schlachten teilgenommen hatte, hatte er keine Narben. Er war weit über vierzig, und trotzdem hatte er kaum Falten, die sein Alter verraten hätten. Seine Lippen waren so dünn, dass sie, wenn er sie zusammenpresste, fast vollständig verschwanden. Er verströmte Alterslosigkeit und Ruhe; auf Roose Boltons Gesicht sahen Zorn und Freude beinahe gleich aus. Alles was er mit Ramsay gemeinsam hatte, waren die Augen. Seine Augen sind aus Eis. Stinker fragte sich, ob Roose Bolton jemals weinte. Und wenn, fühlen sich seine Tränen dann kalt auf seinen Wangen an?
Einst hatte ein Junge namens Theon Greyjoy seinen Spaß daran gehabt, sich über Bolton lustig zu machen, während sie beide mit Robb Stark Kriegsrat hielten. Er hatte seine leise Stimme nachgeahmt und Scherze über Blutegel gemacht. Er muss verrückt gewesen sein. Dies ist kein Mann, über den man Witze macht. Man brauchte Bolton nur anzusehen, um zu wissen, dass in seinem kleinen Zeh mehr Grausamkeit steckte, als in allen Freys zusammen.
»Vater.« Lord Ramsay kniete vor seinem Erzeuger.
Lord Roose betrachtete ihn einen Moment lang. »Du darfst aufstehen.« Er drehte sich um und half zwei jungen Frauen aus dem Wagen.
Die erste war klein und sehr dick, mit einem runden roten Gesicht und einem dreifachen Doppelkinn, das unter einer Zobelhaube wackelte. »Meine neue Gemahlin«, sagte Roose Bolton. »Lady Walda, dies ist mein Sohn. Küss deiner Stiefmutter die Hand, Ramsay.« Ramsay gehorchte. »Und gewiss erinnerst du dich an Lady Arya. Deine Verlobte.«
Das Mädchen war schlank und größer, als er es in Erinnerung hatte, aber das war zu erwarten gewesen. In dem Alter wachsen Mädchen schnell. Ihr Kleid war aus grauer Wolle und mit weißem Satin gesäumt, darüber trug sie einen Hermelinmantel, der von einem silbernen Wolfskopf zusammengehalten wurde. Dunkelbraunes Haar fiel ihr bis auf den Rücken. Und ihre Augen …
Das ist nicht Lord Eddards Tochter.
Arya hatte die Augen ihres Vaters, die grauen Augen der Starks. Ein Mädchen in ihrem Alter ließ sich vielleicht die Haare wachsen und schoss einige Zoll in die Höhe, während die Brust an Umfang zunahm, doch die Farbe ihrer Augen konnte sich nicht ändern. Das ist Sansas kleine Freundin,
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