09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Qarl gestand ihr, dass er noch nie einen Pfirsich gesehen hatte, daher sagte sie, er müsse sie auf ihrer nächsten Reise in den Süden begleiten.
Damals war noch Sommer gewesen; Robert saß auf dem Eisernen Thron, Balon brütete auf dem Meersteinstuhl, und in den Sieben Königslanden herrschte Frieden. Asha war mit der Schwarzer Wind die Küste hinuntergesegelt und hatte Handel getrieben. Sie hatten auf der Schönen Insel angelegt und in Lannisport und zwanzig anderen kleinen Häfen, ehe sie zum Arbor kamen, wo es stets riesige und süße Pfirsiche gab. »Siehst du«, hatte sie gesagt, als sie Qarl zum ersten Mal einen an die Wange hielt. Als sie ihn abbeißen ließ, rann ihm der Saft am Kinn hinunter, und so musste sie ihn sauberküssen.
In jener Nacht hatten sie Pfirsiche verzehrt und einander verschlungen, und beim Morgengrauen war Asha satt und verklebt und so glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben gewesen. War das vor sechs Jahren oder vor sieben? Der Sommer war eine verblassende Erinnerung, und vor drei Jahren hatte Asha zum letzten Mal einen Pfirsich genossen. Qarl allerdings genoss sie immer noch. Die Kapitäne und die Könige wollten sie anscheinend nicht, er jedoch schon.
Asha hatte andere Liebhaber gehabt. Mit manchen hatte sie das Bett ein halbes Jahr geteilt, mit anderen nur eine halbe Nacht. Qarl bereitete ihr mehr Vergnügen als all die anderen zusammen. Vielleicht rasierte er sich nur einmal in zwei Wochen, doch ein Zottelbart macht niemanden zum Mann. Ihr gefiel es, wie sich die weiche, glatte Haut unter ihren Fingern anfühlte. Ihr gefiel es, wie ihm sein langes Haar auf die Schultern fiel. Ihr gefiel es, wie er küsste. Und ihr gefiel sein Grinsen, wenn sie ihm mit den Daumen über seine Brustwarzen strich. Das rotblonde Haar zwischen seinen Beinen war einen Hauch dunkler als das auf seinem Kopf, und dabei sehr fein im Vergleich zu dem rauen schwarzen Gestrüpp um ihr Geschlecht. Das gefiel ihr ebenfalls. Er hatte den Körper eines Schwimmers, lang und schlank und ohne eine einzige Narbe.
Ein scheues Lächeln, starke Arme, geschickte Finger und zwei sichere Schwerter. Was könnte sich eine Frau sonst noch wünschen? Sie hätte Qarl mit Freuden geheiratet, aber sie war Lord Balons Tochter, und er war von gemeiner Geburt, der Enkel eines Leibeigenen. Zu niedriggeboren für mich, um ihn zu ehelichen, aber nicht zu niedrig, um ihm einen zu blasen. Trunken lächelnd kroch sie unter das Fell und nahm ihn in den Mund. Qarl regte sich im Schlaf und begann steif zu werden. Als sie den Schwanz hart hatte, war Qarl wach und sie feucht. Sie zog sich das Fell über die nackten Schultern, bestieg ihn und zog ihn so tief in sich hinein, dass sie nicht mehr unterscheiden konnte, wo der Schwanz begann und wo die Möse endete. Diesmal kamen sie zum gleichen Zeitpunkt.
»Meine süße Lady«, murmelte er danach mit schlaftrunkener Stimme. »Meine süße Königin.«
Nein, dachte Asha, ich bin keine Königin, und ich werde auch nie eine sein. » Schlaf weiter.« Sie küsste ihn auf die Wange, tappte durch Galbart Glovers Schlafzimmer und stieß die Fensterläden auf. Der Mond war nahezu voll, die Nacht so klar, dass man die Berge sehen konnte. Kalt und öde und unwirtlich, aber wunderschön im Mondschein. Sie leuchteten blass und zerklüftet wie eine Reihe scharfer Zähne. Die Ausläufer und niedrigeren Bergspitzen lagen im Schatten verborgen.
Das Meer war näher, nur fünfzehn Meilen nördlich von hier, aber Asha konnte es nicht sehen. Zu viele Hügel standen im Weg. Und Bäume. So viele Bäume. Wolfswald nannten die Nordmänner diesen Wald. In den meisten Nächten konnte sie die Wölfe hören, die einander in der Dunkelheit riefen. Ein Ozean aus Laub. Wäre es doch ein Ozean aus Wasser.
Deepwood mochte näher am Meer liegen als Winterfell, aber für ihren Geschmack war es immer noch zu weit entfernt. Die Luft roch nach Kiefern, nicht nach Salz. Nordöstlich dieser grimmigen grauen Berge erhob sich die Mauer, wo Stannis Baratheon seine Standarten aufgepflanzt hatte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, sagten manche, aber die andere Seite der Münze las sich so: Der Feind meines Freundes ist mein Feind. Die Eisenmänner waren die Feinde der Lords des Nordens, auf die dieser Baratheon-Prätendent so dringend angewiesen war. Ich könnte ihm meinen schönen jungen Körper anbieten, dachte sie und strich sich eine Strähne aus den Augen, aber Stannis war verheiratet, und sie ebenfalls. Außerdem herrschte
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