Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
zum Wachturm auf, und Tris Botley folgte ihr auf dem Fuße.
    Der hölzerne Wachturm war das höchste Bauwerk auf dieser Seite der Berge und überragte die größten Wachbäume und Soldatenkiefern im sie umgebenden Wald um sechs Meter. »Dort, Kapitänin«, sagte Cromm, als sie die Plattform erreichten. Asha sah lediglich Bäume und Schatten, die mondbeschienenen Berge und die schneebedeckten Gipfel dahinter. Dann bemerkte sie, dass die Bäume näher krochen. »Oho«, lachte sie, »diese Bergziegen haben sich in Kiefernäste gekleidet.« Der Wald marschierte und zog wie eine langsame grüne Flut auf die Burg zu. Sie dachte an ein Märchen, das sie als Kind gehört hatte, über die Kinder des Waldes und ihre Schlachten mit den Ersten Menschen. Damals hatten die Grünseher Bäume in Krieger verwandelt.
    »Gegen so viele können wir nicht kämpfen«, sagte Tris Botley.
    »Wir können gegen so viele kämpfen, wie kommen, Welpe«, widersprach Cromm. »Je mehr sie sind, desto größer der Ruhm. Man wird Lieder über uns singen.«
    Ja, aber werden sie unseren Mut rühmen oder über meine Torheit lachen? Das Meer war fünfzehn Meilen weit entfernt. Wäre es besser, hierzubleiben und hinter Deepwoods tiefen Gräben und hölzernen Mauern zu kämpfen? Deepwoods Wälle haben den Glovers wenig genutzt, als ich ihre Burg eingenommen habe, erinnerte sie sich. Warum sollte es mir anders ergehen?
    » Morgen früh werden wir unter dem Meer schmausen.« Cromm strich über seine Axt, als könne er es gar nicht erwarten.
    Hagen senkte das Horn. »Wenn wir hier trockenen Fußes sterben, wie sollen wir dann den Weg in die Wasserhallen des Ertrunkenen Gottes finden?«
    »Diese Wälder sind voller kleiner Bäche«, versicherte Cromm ihm. »Und sie alle fließen in Flüsse, und alle Flüsse enden im Meer.«
    Asha war noch nicht bereit zu sterben, nicht hier und nicht jetzt. »Ein lebender Mann findet das Meer leichter als ein toter. Sollen die Wölfe ihren düsteren Wald behalten. Wir machen uns zu den Schiffen auf.«
    Sie fragte sich, wer den Befehl über ihre Feinde hatte. An ihrer Stelle hätte ich zuerst den Strand besetzt und unsere Langschiffe verbrannt, ehe ich Deepwood angreife. Das würde den Wölfen allerdings nicht so leicht fallen, nicht wenn sie selbst keine Langschiffe hatten. Asha hatte nie mehr als die Hälfte ihrer Schiffe am Strand vertäut gelassen. Die andere Hälfte blieb sicher auf dem Meer und hatte Befehl, die Segel zu setzen und zum Sea Dragon Point aufzubrechen, falls die Nordmänner den Strand eroberten. »Hagen, stoß in dein Horn, und lass den Wald erbeben. Tris, du ziehst ein Kettenhemd an, es ist an der Zeit, dass du dein hübsches Schwert einmal ausprobierst.« Als sie sah, wie bleich er geworden war, zwickte sie ihm in die Wange. »Vergieß ein wenig Blut auf den Mond mit mir, und ich verspreche dir einen Kuss für jeden Mann, den du getötet hast.«
    »Meine Königin«, sagte Tristifer, »hier haben wir die Wälle, aber wenn wir nun zum Meer kommen und die Wölfe unsere Schiffe eingenommen oder vertrieben haben …«
    »Dann werden wir wohl sterben«, beendete sie fröhlich seinen Satz, »aber zumindest sterben wir mit nassen Füßen. Eisenmänner kämpfen besser, wenn die Salzgischt ihnen in die Nase fliegt und die Wellen in ihrem Rücken rauschen.«
    Hagen stieß dreimal kurz in rascher Folge ins Horn, das Signal, das den Eisenmännern den Aufbruch zu den Schiffen befahl. Von unten hörte man Rufe und das Klappern von Speer und Schwert. Pferde wieherten. Zu wenige Pferde und zu wenige Reiter. Asha eilte zur Treppe. Auf dem Hof entdeckte sie Qarl die Jungfrau, der ihre Fuchsstute hielt, ihren Kriegshelm und ihre Wurfäxte. Eisenmänner führten Pferde aus Galbart Glovers Stallungen.
    »Ein Rammbock !«, rief jemand vom Wall her. » Sie haben einen Rammbock!«
    » An welchem Tor?«, fragte Asha und stieg auf.
    »Am Nordtor!« Von jenseits der bemoosten Wälle von Deepwood hörte sie plötzlich den Klang von Trompeten.
    Trompeten? Wölfe mit Trompeten? Da stimmte etwas nicht, aber sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. »Öffnet das Südtor«, befahl sie, während der Rammbock bereits das Nordtor beben ließ. Sie zog eine Wurfaxt mit kurzem Schaft aus dem Gurt über ihrer Schulter. »Die Stunde der Eule ist vorbei, meine Brüder. Jetzt kommt die Stunde von Speer, Schwert und Axt. Formiert euch. Es geht heimwärts!«
    Aus hundert Kehlen brüllte es: » Heimwärts!« und » Asha!« Tris Botley galoppierte

Weitere Kostenlose Bücher