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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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um, wobei sie sich fragte, ob sie selbst anfangen sollte zu zählen. Ich bin eine verheiratete Frau, und das hier ist mein kleiner Säugling. Sie stieß den Dolch einem Nordmann in die Brust, durch Fell und Wolle und gehärtetes Leder. Sein Gesicht kam ihrem so nah, dass sie seinen säuerlichen Atem riechen konnte, und er hielt ihre Kehle gepackt. Asha spürte, Eisen über Knochen scharren, als die Spitze ihres Dolches über eine Rippe glitt. Dann zitterte der Mann und starb. Als sie ihn losließ, war sie so schwach, dass sie beinahe auf ihn gefallen wäre.
    Später stand sie Rücken an Rücken mit Qarl und lauschte dem Grunzen und Fluchen um sie herum, hörte, wie tapfere Männer in den Schatten nach ihren Müttern riefen und weinten. Ein Busch rannte mit einem Speer auf sie zu, der lang genug war, um ihren Bauch zu durchbohren und Qarls Rücken ebenfalls aufzuspießen. So wären sie im Tode vereint gewesen. Besser das, als allein zu sterben, dachte sie, doch ihr Vetter Quenton tötete den Mann mit dem Speer, ehe er sie erreichte. Einen Herzschlag später tötete ein anderer Busch Quenton, indem er ihm von hinten eine Axt in den Schädel trieb.
    Hinter ihr schrie Grimmzunge: » Neun , und seid alle verflucht!« Hagens Tochter sprang nackt aus dem Wald, zwei Wölfe waren ihr auf den Fersen. Asha zog eine Wurfaxt heraus und schleuderte sie dem einen in den Rücken. Als er fiel, sank Hagens Tochter auf die Knie, schnappte sich sein Schwert, erstach den zweiten Mann, sprang wieder auf, verschmiert mit Blut und Schlamm, das lange rote Haar offen, und stürzte sich in den Kampf.
    Irgendwann im Auf und Ab der Schlacht verlor Asha Qarl und Tris, verlor sie alle. Auch ihren Dolch und ihre Wurfäxte hatte sie nicht mehr, stattdessen hielt sie ein Schwert in der Hand, ein Kurzschwert mit breiter, dicker Klinge, fast wie das Hackebeil eines Metzgers. Ums Verrecken hätte sie nicht mehr sagen können, wie sie es in die Hände bekommen hatte. Ihr Arm schmerzte, im Mund schmeckte sie Blut, ihre Beine zitterten, und durch die Bäume fiel das erste bleiche Tageslicht herab. Ist schon so viel Zeit vergangen? Wie lange kämpfen wir denn schon?
    Ihr letzter Gegner war ein Nordmann mit einer Axt, ein großer kahler, bärtiger Mann, in eine Brünne aus geflicktem, rostigem Kettengewebe gekleidet, das nur darauf hindeuten konnte, dass er ein Häuptling oder ein Recke war. Er war nicht glücklich darüber, gegen eine Frau kämpfen zu müssen. » Fotze!«, brüllte er jedes Mal, wenn er auf sie einschlug, und sein Speichel spritzte auf ihre Wangen. » Fotze! Fotze!«
    Asha wollte zurückbrüllen, doch ihre Kehle war so trocken, dass sie kaum mehr grunzen konnte. Seine Axt ließ ihren Schild erbeben, zerhackte das Holz und riss lange helle Splitter ab, wenn er sie zurückzog. Bald würde sie nur noch Späne am Arm haben. Sie wich zurück, schüttelte den ruinierten Schild ab, wich noch einmal ein Stück zurück, und tanzte nach links und rechts und wieder nach links, um den Hieben der heruntersausenden Axt auszuweichen.
    Und dann stieß sie mit dem Rücken hart gegen einen Baum und konnte nicht mehr tanzen. Der Wolf hob die Axt hoch und wollte ihren Kopf spalten. Asha versuchte, nach rechts auszuweichen, aber sie stolperte über Wurzeln und blieb hängen. Sie fuhr herum, rutschte aus, und der Axtkopf traf sie an der Schläfe. Stahl kreischte, als er über Stahl glitt. Die Welt wurde rot und schwarz und wieder rot. Schmerz schoss ihr Bein hinauf wie ein Blitz, und aus weiter Ferne hörte sie ihren Nordmann sagen: »Du verfluchte Fotze«, als er mit der Axt zu dem Hieb ausholte, der ihr den Rest geben würde.
    Eine Trompete erscholl.
    Das passt nicht, dachte sie. In den Wasserhallen des Ertrunkenen Gottes gibt es keine Trompeten. Unter den Wellen ehren die Meerlinge ihren Herrn, indem sie in Muschelhörner stoßen.
    Sie träumte von flammenden roten Herzen und einem schwarzen Hirsch in einem goldenen Wald, aus dessen Geweih Flammen schossen.

TYRION
    Als sie Volantis erreichten, leuchtete der Himmel im Westen purpurn und im Osten schwarz, und die Sterne kamen heraus. Die gleichen Sterne wie in Westeros, dachte Tyrion Lannister.
    Der Gedanke hätte ihm tröstlich erscheinen können, aber er war wie eine Gans zusammengeschnürt und an den Sattel gebunden. Er hatte es aufgegeben, sich zu wehren. Die Knoten waren zu fest. Stattdessen war er so schlaff geworden wie ein Sack Mehl. Ich schone meine Kräfte, redete er sich ein, obwohl er nicht wusste,

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