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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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auf einem großen Rotschimmelhengst zu ihr. Auf dem Hof sammelten sich die Männer in Gruppen und wogen Schilde und Speere. Qarl die Jungfrau, der kein Reiter war, nahm seinen Platz zwischen Grimmzunge und Lorren Langaxt ein. Als Hagen die Treppe des Wachturms herunterkam, traf ihn der Pfeil eines Wolfes in den Bauch, und er fiel kopfüber nach unten auf den Boden. Seine Tochter rannte wehklagend zu ihm. »Bringt sie her«, befahl Asha. Jetzt war nicht die rechte Zeit für Trauer. Rolfe der Zwerg zog das Mädchen auf sein Pferd, ihr rotes Haar wehte im Wind. Asha hörte, wie das Nordtor ächzte, als der Rammbock wieder zuschlug. Wir müssen uns vielleicht mitten durch sie hindurchschlagen, dachte sie, als das Südtor weit vor ihnen aufschwang. Der Weg war frei. Für wie lange?
    » Los!« Asha gab ihrem Pferd die Hacken zu spüren.
    Männer und Tiere trabten bereits, als sie die Bäume erreichten, auf der anderen Seite der aufgeweichten Felder, auf denen die toten Halme des Winterweizens unter dem Mond verfaulten. Asha behielt die Reiter als Nachhut hinten, um die Nachzügler anzutreiben und um aufzupassen, dass niemand zurückgelassen wurde. Hohe Soldatenkiefern und knorrige alte Eichen schlossen sich um sie. Deepwood trug einen passenden Namen. Die Bäume waren riesig und düster und wirkten irgendwie bedrohlich. Die Äste verwoben sich miteinander und knarrten in jedem Windhauch, und die höheren Zweige kratzten am Antlitz des Mondes. Je eher wir hier verschwunden sind, desto besser werde ich mich fühlen, dachte Asha. Die Bäume hassen uns alle tief in ihren hölzernen Herzen.
    Sie stürmten nach Süden und Südwesten, bis die hölzernen Türme von Deepwood Motte außer Sicht waren und die Trompetenklänge vom Wald verschluckt worden waren. Die Wölfe haben ihre Burg zurück, dachte sie, vielleicht lassen sie uns einfach ziehen.
    Tris Botley schloss zu ihr auf. »Wir sind in die falsche Richtung unterwegs«, sagte er und zeigte zum Mond, der durch einen Baldachin aus Ästen auf sie herunterspähte. »Wir müssen nach Norden, wenn wir zu den Schiffen wollen.«
    »Zuerst nach Westen«, beharrte Asha. »Nach Westen, bis die Sonne aufgeht. Danach nach Norden.« Sie wandte sich an Rolfe den Zwerg und Roggon Rostbart, ihre besten Reiter. »Ihr kundschaftet voraus und sorgt dafür, dass der Weg frei ist. Ich möchte keine Überraschung erleben, wenn wir die Küste erreichen. Falls ihr auf Wölfe stoßt, reitet zurück zu mir und benachrichtigt mich.«
    »Wenn es sein muss«, versprach Roggon durch seinen riesigen roten Bart.
    Nachdem die Späher zwischen den Bäumen verschwunden waren, setzten die übrigen Eisenmänner ihren Marsch fort, doch es ging langsam voran. Die Bäume versteckten Mond und Sterne vor ihnen, und der Waldboden unter ihren Füßen war schwarz und heimtückisch. Ehe sie eine halbe Meile hinter sich gebracht hatten, war die Stute ihres Vetters Quenton in ein Loch getreten und hatte sich das Vorderbein gebrochen. Quenton musste ihr die Kehle durchschneiden, damit sie zu schreien aufhörte. »Wir sollten uns Fackeln machen«, drängte Tris.
    »Feuer wird uns nur die Nordmänner auf den Hals hetzen.« Asha fluchte vor sich hin und fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, die Burg zu verlassen. Nein. Wären wir geblieben und hätten gekämpft, wären wir inzwischen allesamt tot. Aber es war auch nicht gut, weiter durch die Dunkelheit zu stolpern. Diese Bäume bringen uns um, wenn sie können. Sie nahm ihren Helm ab und strich sich das verschwitzte Haar zurück. »In ein paar Stunden geht die Sonne auf. Wir halten hier an und ruhen uns aus, bis der Tag anbricht.«
    Anhalten erwies sich als leicht, ausruhen wurde schwierig. Niemand schlief, nicht einmal Schlaffaug-Dale, ein Ruderer, der berühmt dafür war, sogar zwischen einzelnen Ruderzügen ein Nickerchen machen zu können. Einige der Männer teilten sich einen Schlauch von Galbart Glovers Apfelwein, der von Hand zu Hand gereicht wurde. Wer etwas zu essen mitgenommen hatte, gab jenen davon ab, die nicht dazu gekommen waren. Die Reiter fütterten und tränkten die Pferde. Ihr Vetter Quenton Greyjoy schickte drei Männer in die Bäume, um nach Fackelschein im Wald Ausschau zu halten. Cromm wetzte seine Axt, Qarl die Jungfrau sein Schwert. Die Pferde fraßen totes braunes Gras und Unkraut. Hagens rothaarige Tochter nahm Tris Botley an der Hand und wollte ihn zwischen die Bäume ziehen. Als er sich weigerte, ging sie stattdessen mit Sechszehen Harl.
    Ich

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