09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Hauptmann wolle sie sprechen, dachte sie zunächst, es müsste Daario sein, und ihr Herz machte einen Sprung. Doch der Hauptmann, der er meinte, war der Braune Ben Plumm.
Der Braune Ben hatte ein rissiges, wettergegerbtes Gesicht in der Farbe von altem Tiekholz, weißes Haar und Fältchen in den Augenwinkeln. Dany freute sich so sehr über den Anblick seines ledrigen braunen Gesichts, dass sie ihn umarmte. Seine Augen funkelten vor Belustigung. »Ich habe gehört, Eure Gnaden wolle sich einen Gemahl nehmen«, sagte er, »aber niemand hat mir gesagt, dass ich der Glückliche wäre.« Sie lachten beide, während Reznak der Atem stockte, doch wurden sie wieder ernst, als der Braune Ben sagte: »Wir haben drei Astapori gefangen. Euer Erhabenheit sollte sich lieber anhören, was sie zu sagen haben.«
»Bringt sie her.«
Daenerys empfing sie in der Pracht ihrer Halle, wo hohe Kerzen inmitten ihrer Marmorsäulen brannten. Als sie sah, wie ausgehungert die Astapori waren, ließ sie sofort Essen auftragen. Diese drei waren die Überreste eines Dutzends, das zusammen aus der Roten Stadt aufgebrochen war: ein Maurer, eine Weberin und ein Schuster. »Was ist mit den anderen geschehen?«, wollte die Königin wissen.
»Ermordet«, erzählte der Schuster. »Söldner der Yunkai’i streifen nördlich von Astapor durch die Berge und jagen alle, die vor den Flammen fliehen.«
»Ist die Stadt also gefallen? Ihre Mauern waren dick.«
»Das ist wohl wahr«, sagte der Mauerer, ein gebeugter Mann mit feuchten Augen, »aber sie waren alt und bröckelten längst.«
Die Weberin hob den Kopf. »Jeden Tag haben wir uns gegenseitig Mut gemacht, dass die Drachenkönigin zurückkommen würde.« Die Frau hatte dünne Lippen und trübe, tote Augen, die sie aus einem verkniffenen schmalen Gesicht anblickten. »Cleon hat nach Euch geschickt, und es hieß, Ihr würdet kommen.«
Er hat nach mir geschickt, dachte Dany, so viel immerhin entspricht der Wahrheit.
» Vor unseren Mauern haben die Yunkai’i unsere Ernte gegessen und unsere Herden geschlachtet«, fuhr der Schuster fort. »Hinter den Mauern verhungerten wir. Wir aßen Katzen und Ratten und Leder. Eine Pferdehaut war ein Festmahl. König Schlitzer und Königin Hure warfen sich gegenseitig vor, das Fleisch der Gefallenen zu essen. Männer und Frauen versammelten sich im Geheimen und zogen Lose und verzehrten das Fleisch desjenigen, der den schwarzen Stein bekam. Die Pyramide von Nakloz wurde von jenen geplündert und in Brand gesetzt, die behaupteten, Kraznys mo Nakloz trüge die Schuld an unserem Elend.«
»Andere gaben Daenerys die Schuld«, sagte die Weberin, »aber die meisten von uns haben Euch immer noch geliebt. ›Sie ist auf dem Weg hierher, sagten wir zueinander. ›Sie kommt an der Spitze eines großen Heeres und bringt Essen für alle.‹«
Ich kann mein eigenes Volk kaum ernähren. Wenn ich nach Astapor marschiert wäre, hätte ich Meereen verloren.
Nun berichtete der Schuster, wie die Leiche des Metzgerkönigs ausgegraben und in eine Kupferrüstung gesteckt worden war, nachdem die Grüne Grazie von Astapor einen Traum gehabt hatte, dass er sie von den Yunkai’i befreien würde. Stinkend und in Rüstung wurde die Leiche von Cleon dem Großen auf den Rücken eines ausgehungerten Pferdes gebunden, um die Reste seiner neuen Unbefleckten bei einem Ausfall anzuführen. Sie ritten mitten in die eisernen Zähne einer Legion aus Neu-Ghis und wurden bis zum letzten Mann niedergemacht.
»Danach pfählte man die Grüne Grazie auf dem Platz der Strafe und ließ sie zum Sterben zurück. In der Pyramide von Ullhor nahmen die Überlebenden ein großes Festmahl zu sich, welches die halbe Nacht dauerte, und sie spülten das Essen mit vergiftetem Wein hinunter, so dass am nächsten Morgen niemand mehr aufwachen musste. Kurz darauf brach die Krankheit aus, die Rote Ruhr, die drei von vier Menschen tötete, bis die Sterbenden verrückt wurden, am Haupttor einen Aufstand veranstalteten und die Wachen töteten.«
Der alte Maurer warf ein: »Nein. Es waren Gesunde, die der Ruhr entkommen wollten.«
»Spielt das eine Rolle?«, fragte der Schuster. »Die Wachen wurden vertrieben, die Tore geöffnet. Die Legionen von Neu-Ghis strömten nach Astapor herein, ihnen folgten die Yunkai’i und die Söldner auf ihren Pferden. Die Königin Hure starb im Kampf gegen die Eindringlinge mit einem Fluch auf den Lippen. König Schlitzer hat sich ergeben und wurde in eine Kampfarena geworfen, wo er von
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