Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
waren schließlich Männer der Feurigen Hand, und es waren fünf. Hella lachte darüber, ein süßer Klang, der allerdings nicht häufig zu hören war. Ihre Schmerz war zu frisch, ihre Trauer steckte zu tief.
    Bald hörte er, wie sie das Schiff Stinkender Haushofmeister nannte, allerdings wurde sie immer wütend, wenn er Hübsche Schinken nannte. Um das wiedergutzumachen, versuchte Tyrion, ihr Cyvasse beizubringen, aber das war, wie er rasch feststellte, vergebliche Liebesmüh. »Nein«, sagte er ein Dutzend Mal, »der Drache fliegt, nicht die Elefanten.«
    An diesem Abend rückte sie mit der Sprache heraus und fragte ihn, ob er mit ihr das Lanzenspiel spielen würde. »Nein«, antwortete er. Erst später fiel ihm ein, dass Lanzenspiel vielleicht nicht unbedingt Lanzenspiel bedeutete, aber seine Antwort wäre trotzdem nein gewesen, wenn auch nicht so schroff.
    Zurück in der Kabine, die er sich mit Jorah Mormont teilte, wälzte sich Tyrion stundenlang in seiner Hängematte hin und her, schlief ein und erwachte wieder. Seine Träume waren voller grauer Steinhände, die aus dem Nebel nach ihm griffen, und eine Treppe führte hinauf zu seinem Vater.
    Schließlich gab er auf und ging nach oben, um ein wenig frische Nachtluft zu schnappen. Die Selaesori Qhoran hatte das große gestreifte Segel für die Nacht eingeholt, und das Deck war so gut wie verlassen. Ein Maat war am Heck, und mittschiffs saß Moqorro bei seinem Kohlenbecken, in dem ein paar kleine Flammen in der Glut tanzten.
    Nur die hellsten Sterne waren zu sehen, alle im Westen. Ein matter roter Schein erhellte den Himmel im Nordosten. Er hatte die Farbe einer blutigen Schwellung. Tyrion hatte noch nie einen so großen Mond gesehen. Riesig und aufgedunsen, als hätte er die Sonne verschluckt und sei mit Fieber aufgewacht. Sein Zwilling trieb auf dem Meer neben dem Schiff und schimmerte rot bei jeder Welle. »Wie spät ist es?«, fragte er Moqorro. »Das kann doch nicht der Sonnenaufgang sein, oder hat sich der Osten verschoben? Warum ist der Himmel so rot?«
    »Über Valyria ist der Himmel immer rot, Hugor Hügel.«
    Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. »Sind wir schon so nah an Valyria?«
    »Näher, als es der Mannschaft gefallen würde«, sagte Moqorro mit seiner tiefen Stimme. »Kennt Ihr die Geschichten bei Euch in den Königreichen der Abenddämmerung?«
    »Ich weiß, dass manche Seeleute behaupten, wer immer diese Küste erblickt, sei zum Untergang verdammt.« Er selbst glaubte solche Geschichten nicht, genauso wenig wie sein Onkel es getan hatte. Gerion Lannister hatte die Segel in Richtung Valyria gesetzt, als Tyrion achtzehn war, und er wollte die verlorene ererbte Klinge des Hauses Lannister und andere Schätze bergen, die das Verhängnis vielleicht überstanden hatten. Tyrion wollte ihn unbedingt begleiten, doch sein Hoher Vater hatte die Reise als »Narrenfahrt« abgetan und es ihm verboten.
    Und vielleicht hatte er damit sogar recht. Fast ein Jahrzehnt war vergangen, seit die Lachender Löwe von Lannisport aus in See gestochen war, und Gerion war nie zurückgekehrt. Die Männer, die Lord Tywin ihm nachgeschickt hatte, konnten seine Reise bis nach Volantis verfolgen, wo ihn die Hälfte seiner Mannschaft verlassen hatte und er Sklaven hatte kaufen müssen, um sie zu ersetzen. Kein freier Mann würde ohne Zwang auf einem Schiff anheuern, dessen Kapitän offen zugab, ins Rauchende Meer fahren zu wollen. »Das sind also die Feuer der Vierzehn Flammen, die wir sehen, wie sie von den Wolken widerscheinen?«
    »Vierzehn oder vierzehntausend. Wer würde es wagen, sie zu zählen? Für einen Sterblichen ist es nicht weise, zu tief in diese Feuer hineinzuschauen, mein Freund. Das sind die Feuer von Gottes Zorn, und keine menschliche Flamme kann sich mit ihnen messen. Wir sind kleine Geschöpfe, wir Menschen.«
    »Und manche sind kleiner als andere.« Valyria. Es stand geschrieben, dass am Tag des Verhängnisses jeder Berg im Umkreis von fünfhundert Meilen auseinandergebrochen war und Rauch und Feuer in die Luft gespuckt hatte, Flammen so heiß und hungrig, dass selbst die Drachen am Himmel davon verschlungen und verzehrt wurden. Große Spalten taten sich in der Erde auf und Paläste, Tempel und ganze Städte wurden verschlungen. Seen begannen zu kochen oder verwandelten sich in Säure, Berge barsten, feurige Fontänen spuckten geschmolzenes Gestein dreihundert Meter in die Höhe, aus roten Wolken regnete Drachenglas und schwarzes Dämonenblut,

Weitere Kostenlose Bücher