Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
nach außen, überschütteten den Höhlenboden mit einem Hagel von Granitsplittern. In den herausgeätzten Löchern erschienen Skurj: erst fünf bis sechs, dann zehn, dann fünfzehn. Sie glitten mit teuflisch aufgerissenen Krakenkiefern in die Höhle. Ihre mehrfachen Zahnreihen, ihre scharfen Reißzähne loderten mit der Wildheit glühender Lava. Ankündigungen von Verderbnis heulten durch den Wald aus Tropfsteinsäulen. Die Ungeheuer machten kurz halt, als müssten sie erst Witterung von ihrer Beute aufnehmen. Dann nahmen sie mit fließenden Schlängelbewegungen die Verfolgung auf.
    »Habe ich euch nicht gewarnt?«, fragte Esmer verbittert.
    Sie waren schnell. 0 Gott, sie waren schnell. Linden hatte vergessen, wie …
    Vor den Ungeheuern explodierte der Felsspalt in einer Detonation aus feurigem Hunger. Irgendein primitiver Instinkt ließ die Skurj ausweichen, als Sie, die nicht genannt werden darf, tobend in die Höhle stürmte.
    Eine Masse aus schrecklichen Energien mit Dutzenden oder Hunderten von Fratzen wälzte sich vorwärts. Die Wildheit des Übels zerschmetterte Stalaktiten und Stalagmiten, bombardierte die Oberfläche des Tümpels mit Chaos, versetzte den Skurj Hammerschläge, die sie nicht zu spüren schienen. Herabtropfendes Wasser wurde augenblicklich zu Dampf, wenn es die Haut der Bestien traf. Aber an Sie, die nicht genannt werden darf, kam kein Regen heran.
    Obwohl Linden durch ihr Leiden und ihre stolpernde Fortbewegung verwirrt war, hatte sie den Eindruck, das Übel und die Skurj nähmen keine Notiz voneinander. Auf ihre unterschiedliche Weise wurden sie von Hunger beherrscht, der keinerlei Ablenkung duldete. Nach dem ersten Ausweichen schlängelten die Skurj sich rasch hinter ihrer Beute her; sie umgingen umgestürzte Tropfsteinsäulen und Gesteinstrümmer, ohne sich von der größeren Macht und Bösartigkeit des Übels aufhalten zu lassen. Und als das Übel sein Vordringen rasch beschleunigte, wobei es sich weiter ausdehnte, tat es das nur, um seine wilde Gier zu befriedigen.
    Die von den Wegwahrern und Urbösen in die Höhe geführten Flüchtlinge rannten, so gut sie konnten. Die Riesinnen verfielen in ein schwerfälliges Schlurfen, das sie fast mit Anele und den Ramen Schritt halten ließ: erst recht mit dem schnellsten Tempo, das Liand und die Haruchai Covenant und Linden abverlangen konnten. Abgebrochene Tropfsteine warfen Schatten, die im grausigen Licht von Reißzähnen und Bosheit, im Leuchten des Krill und des Sonnensteins, Lindens unstetem Feuer zuckend tanzten. Überall erzeugte fallendes Wasser zart reflektierende Lichtstreifen. Hoch aufragende Stalagmiten wurden umgangen, während Übel in Lindens Ohren heulten. Sie wünschte sich, sie könnte aufhören, die verpestete Luft zu atmen; sehnte sich danach, ihr verseuchtes Fleisch mit Flammen zu läutern. Aber das konnte sie nicht.
    Die Flüchtenden rannten, stolperten und rannten, aber alle Anstrengung war vergebens. Das Übel und die Skurj holten sie zwar nur langsam ein, kamen einen quälenden Schritt nach dem anderen näher, aber das Ergebnis war vorhersehbar. Die Höhe und der Anstieg schienen endlos zu sein - und die Schwertmainnir waren bereits erschöpft. Linden selbst war zu ausgepumpt, um allein rennen zu können. Liand hatte nicht genug Zeit gehabt, sich von seinen Verletzungen zu erholen. Irgendwann würden sogar die Haruchai schwach werden.
    Maden fraßen an Lindens Augen. Spinnen füllten ihre Ohren. Tausendfüßler krochen zwischen ihren Beinen, während Käfer ihre Brüste genossen. Sie nahm nicht wahr - konnte es nicht -, dass die Dämondim-Abkömmlinge ihren Vorsprung vergrößerten und die Gesellschaft näher an die vor ihnen liegende Höhlenwand heranführten. Sie hörte weder Mahrtiirs heiseren Schrei noch Raureif Kaltgischts gekeuchte Antwort. Ihr Zugriff auf Erdkraft wurde schwächer, und sie spürte nur noch Schmerzen, reale und imaginäre, bis Liand sie verzweifelt schüttelte und dabei rief: »Linden! Die Wegwahrer! Die Urbösen!«
    In einem Nebel aus Verzweiflung und Schmerzen und Hass unternahm sie einen letzten Versuch, nach vorn zu blicken.
    Irgendwo vor den Ramen hatten die grauen und schwarzen Wesen ein Felsband an der Höhlenwand entdeckt. Es zog sich hinter der Gesellschaft aus großer Höhe bis zum Höhlenboden hinunter. Die Dämondim-Abkömmlinge waren schon dabei, es zu erklimmen. Linden erschien das Felsband gefährlich schmal, aber es musste breiter sein, als es aussah. Als die Wesen die zwei- oder

Weitere Kostenlose Bücher