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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zustand ihres Haars bedeutete ihm nichts. Seine Hände waren zu gefühllos, um das zu spüren.
    Seit sie ihn ins Leben zurückgeholt, ihn mit Sterblichkeit verstümmelt und die Schlange des Weltendes geweckt hatte, war erst eine Nacht vergangen. Wie viel Zeit blieb noch, bis die Schlange mit ihrem Hunger hierhergelangte, um sich in den Tiefen des Melenkurion Himmelswehr an Erdblut zu laben? Drei Tage? Vier? Jedenfalls nicht genug.
    Wird ihr nicht Einhalt geboten, erhält sie Erdkraft.
    Hätte ihn jemand gefragt, wieso er hier saß und ihr Haar streichelte, obwohl seine Nerven abgestorben waren und er nicht wusste, ob sie seine Berührung spürte, hätte er vielleicht gesagt, er bete.
    Sobald der Eifrige die Gesellschaft aus der Verlorenen Tiefe hierhergebracht hatte, hatte Covenant Linden von Stave übernommen. Weder der ehemalige Meister noch ein anderer von Lindens Freunden hatte Einspruch erhoben, als er sich so an den Felsen gelehnt hingesetzt hatte, dass sie zusammengerollt und bewusstlos an seiner Brust liegen konnte. Dann hatte er sich die Kette mit dem Ring über den Kopf gezogen und sie wieder Linden umgehängt.
    Die Gedemütigten drückten ihre Missbilligung darüber aus, aber er erklärte ihnen: »Ich wollte eigentlich nie so viel Macht. Als ich gestorben bin, ist es mir endlich gelungen, sie abzugeben.« Das hatte er schon vorher mehrmals versucht - immer erfolglos. »Ich will sie nicht wiederhaben. Nicht auf diese Weise.«
    Die meisten seiner Gefährten waren zu Tode erschöpft. Keiner widersprach ihm. Den Stab des Gesetzes legten sie in Lindens Nähe in den Sand, damit sie ihn erreichen konnte, wenn es Covenant gelang, sie ins Bewusstsein zurückzuholen. Dann stolperten sie davon, um irgendwo zu schlafen.
    Er wusste genau, wo sie waren. Natürlich wusste er das. Der Schock seiner Wiedererweckung hatte ihn nicht um so einfache Dinge wie seine Kenntnis der Geographie des Landes gebracht. Er brauchte nicht den Kopf zur Seite zu drehen und an dem Felsblock vorbeizusehen, um festzustellen, dass die zerklüftete Felsklippe des Landbruchs, keine halbe Meile von ihm entfernt, hoch in den Morgenhimmel aufragte.
    Statt die Gesellschaft nach Andelain zurückzubringen, hatte der Eifrige sie im Unterland zwischen dem Landbruch und dem von Wasserläufen durchzogenen unwirtlichen Sumpfland der Sarangrave-Senke abgesetzt. Die Ausläufer des Donnerbergs - und der dunkle Trichter des Unratflusses - lagen mindestens sechzig bis fünfundsechzig Meilen weiter nordwestlich. Aus dieser Entfernung war der Berg selbst nicht sichtbar.
    Covenant überlegte unbestimmt, ob die Wasser, die den Unratfluss, den Lebensverschlinger und den größten Teil der Sarangrave speisten, völlig abgeschnitten waren. Vermutlich gab es im Gravin Threndor unterhalb der tiefsten Höhlenseen weitere Quellen, aus denen Bäche in den verunreinigten Seelentrost flössen. Und der Große Sumpf und die Sarangrave-Senke würden ihr fauliges Lebensblut nicht so schnell ins Meer der Sonnengeburt ergießen. Die Schlange des Weltendes würde den Melenkurion Himmelswehr längst erreicht haben, bevor das weite Reich des Lauerers auszutrocknen begann.
    Er wollte den Insequenten fragen, weshalb er die Gesellschaft hier abgesetzt hatte. Aber das hatte Zeit bis später. Der Eifrige hatte von seiner verliehenen Kraft verschwenderisch Gebrauch gemacht. Die Anstrengung, die nötig gewesen war, um alle außer den Dämondim-Abkömmlingen aus den Tiefen des Donnerbergs hierher zu versetzen, hatte ihn kreidebleich und zitternd zurückgelassen. Sobald er seine Schützlinge in dem ausgetrockneten Flussbett abgesetzt hatte, hatte er sich von Kopf bis Fuß in seine bunten Bänder gehüllt. Dann war er zusammengesackt, wo er stand.
    Covenant ließ ihn ruhen. Er konnte eigene Vermutungen über die Ortswahl des Insequenten anstellen. Kevins Schmutz hing nicht auch über dem Unterland. Kastenessen - oder der Wüterich Moksha - hatten keinen Grund gesehen, den Nebel so weit nach Osten ausgreifen zu lassen. Hier würden Linden, Liand und die Ramen ihre natürliche Wahrnehmungsgabe wiederfinden. Und der Stab würde wirkungsvoller sein.
    Außerdem hatte der Eifrige so dafür gesorgt, dass die gesamte Masse des Donnerbergs zwischen der Gesellschaft und den Skurj oder den Sandgorgonen lag. In Bezug auf die Sandgorgonen hatte Esmer gesagt: Sie haben bereits angefangen, den Salva Gildenbourne niederzulegen. Und er hatte Schlimmeres angekündigt. Aber von ihnen ging keine unmittelbare

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