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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Ratan und haben mir ermöglicht, weiter Ballett zu tanzen. Ich bin begabt und ich hatte auch Erfolg. Mit der Politik habe ich mich nicht eingelassen. Nur getanzt. Solange wir noch keine Auslandstourneen machten, habe ich drittklassige Rollen bekommen. Die Hauptrollen bekamen die Tänzerinnen, die dem Regime treu ergeben waren.
    Nun, dann wurde für diese Tournee das große Ballett Stella gegründet. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, und ich bekam den ersten Preis. Ich hatte geglaubt, keiner wüßte, wer ich bin, und ich schwöre Ihnen, Monsieur Lafleur, daß ich bis dahin nie daran gedacht hatte zu fliehen. Aber irgendwann muß ich etwas Unvorsichtiges gesagt haben. Kanar ließ mich kommen und erklärte mir grinsend: ,Sie bilden sich ein, wir wüßten nicht, wer Sie sind? Aber unsere Regierung weiß alles.
    Wir wissen, daß Sie eine Feindin unseres Staates sind. Wir dulden Sie, weil Sie gut tanzen und weil wir dem Ausland zeigen wollen, daß wir die Künste fördern. Aber bei der geringsten Entgleisung wissen Sie wohl, was mit Ihnen geschieht, Tochter eines Verräters.' Von diesem Augenblick an habe ich gewußt, daß ich verloren bin. Wenn sie mich nicht mehr brauchen, lassen sie mich verschwinden. Für immer.«
    Sie schwieg einige Zeit.
    »Hier, in einem freien Land", fuhr sie dann fort, »erscheint so etwas unmöglich. Aber in meiner Heimat geht es eben so zu.
    Wenn Sie nicht für den Diktator sind, dann sind Sie gegen ihn, und wenn Sie gegen ihn sind, bedeutet das Ihren Untergang.
    Zwanzig Jahre lang hatte ich geglaubt, mein Geheimnis sei gewahrt, auch wenn ich dauernd in Angst lebte. In Wirklichkeit aber wußten sie alles. Aber es kommt noch schlimmer.«
    Lennet stellte keine Fragen. Nadja lehnte sich an einen Baum und kämpfte mit den Tränen. Dann beugte sie sich zu Lennet hin und sagte sehr leise: »Wenn es sich nur um mich handelte, wäre das nicht so wichtig. Ich fürchte den Tod nicht - oder nicht so sehr. Aber wenn sie mich ergreifen, dann verhören sie mich...
    Ihren Verhörmethoden ist keiner gewachsen. Ich werde mich dann ganz sicher verraten. Und nicht nur mich allein. Dann stünde das Leben eines anderen Menschen auf dem Spiel. Eines Menschen, der mir teuer ist. Nicht einmal Ihnen möchte ich dieses Geheimnis anvertrauen. Ich habe nicht das Recht dazu.«
    Lennet nickte. Obgleich er von Berufs wegen neugierig war, mußte er anerkennen, daß ihn die Geheimnisse Nadjas eigentlich nichts angingen. Er fragte nur: »Wissen Sie etwas von den heimlichen Machenschaften dieses Herrn Kanar?«
    »Heimlichkeiten? Nein.«
    »Wissen Sie, warum dieses Ballett auf Tournee geschickt wurde?«
    »Um dem Ausland zu zeigen, daß unser Land trotz der Diktatur ein Kulturland ist.«
    Lennet forschte nicht weiter. »Arme Nadja", sagte er. »Ihr Leben ist nicht gerade heiter. Ich hoffe, daß Sie hier in Kanada zwar nicht gerade ein neues Vaterland - man hat ja immer nur eins -, aber doch etwas Frieden finden werden. Was, glauben Sie, ist gestern abend im Hotel Königin Elizabeth geschehen?«
    »Als die Wache von Herz-As vorbei war, kam ein anderer, um ihn abzulösen. Dabei wurde alles entdeckt.«
    »Aber wie haben sie uns nur im Hotel und später bei den Goodfellows gefunden?«
    »Oh, sie schaffen einfach alles", sagte die Tänzerin mit fast an Aberglauben grenzender Angst.
    »Und was wird jetzt geschehen?«
    »Ich bin sicher, daß sie uns wieder finden werden. Sie werden Sie gleich töten und mich mit Gewalt in mein Land zurückbringen.«
    »Haben Sie keine Angst! Wir sind hundert Meilen von Montreal entfernt. Wie sollten sie uns hier finden?«
    »Sie kennen sie eben nicht. Aber wenn wir davonkommen, dann wird eben Angela Klys heute und morgen meine Rolle tanzen. Sie ist die einzige, die es kann. Und dann wird die Truppe nach Hause zurückkehren. Kanar wird wahrscheinlich in ein Straflager kommen oder umgebracht werden. Weil er nicht fähig war, auf mich zu achten!«
    »Haben Sie kein Mitleid mit ihm?«
    »Er oder ich", sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Und in Ihrem Land, haben Sie da Freunde oder Verwandte?«
    »Nein, niemand!«
    Langsam und schweigend gingen sie zum Bauernhaus zurück.
    Es fuhren gerade mehrere Wagen in den Hof. Junge Leute, alle in Hosen und dicken Pullovern, sprangen heraus. Das waren offenbar die Gäste der Zuckerparty. Sie begannen sofort eine Schneeballschlacht, und da Lennet und die Tänzerin ebenfalls als Teilnehmer der Party angesehen wurden, machten sie sofort mit.
    Dann rannten alle zu dem

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