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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat?“
    „Ja.“
    „Wer ist's?“
    „Ich bin es!“
    „Ja, richtig; das ist wahr! Du bist aber auch der einzige von ihnen, wirklich der allereinzige, denn die andern haben es alle, alle, alle getan!“
    Der alte, dicke Spaßvogel hatte wirklich nicht unrecht. Ich habe dieselbe Erfahrung ja auch gemacht, natürlich nur unter den ‚Bleichgesichtern‘. Wie viele, viele Male hat sich mir jemand mit dem Wort Freund genähert, und dann folgte gleich die sehr einseitig beliebte Prozedur, welche Hammerdull so unästhetisch mit dem plumpen Wort ‚anpumpen‘ bezeichnete. Der Indianer bringt das nicht fertig; dem Durchschnitts-‚Bleichgesicht‘ aber scheint es sehr leicht zu fallen; ich weiß als Verfasser meiner Werke leider nicht nur ein Wort, sondern tausend Worte davon zu sprechen. Howgh!
    Die Utahs zogen also ab. Es war eigentlich jammerschade um die schönen Bärenfelle, daß wir sie liegen und verderben lassen mußten; aber wir konnten sie nicht mitnehmen, und da wir nicht wußten, welchen Rückweg wir einschlagen würden, wäre es überflüssige Arbeit gewesen, sie zuzurichten und dann einzugraben, um sie später mitzunehmen. Wer wohl sagen könnte, welche Massen von Fellen und Pelzen auf diese Weise im wilden Westen zugrunde gegangen sind!
    Wir folgten den Utahs nicht auf dem Fuße, denn das wäre ein Fehler gewesen, sondern warteten bis zum Mittag, bis sie einen Vorsprung vor uns hatten. Da sahen wir denn, daß sie sich außerordentlich beeilt und ganz die Richtung genommen hatten, welche auch wir einschlagen mußten. Das war kein gutes Zeichen für uns.
    „Meint Ihr, daß sie die Absicht haben, sich an uns zu rächen, Mr. Shatterhand?“ fragte mich Apanatschka.
    „Ich denke es“, antwortete ich.
    „Dann dürften sie aber nicht vor uns bleiben, sondern müßten uns folgen!“
    „Das werden sie auch bald tun. Ich wette, daß sie die nächste Gelegenheit ergreifen werden, ihre Fährte unsichtbar zu machen.“
    Ich hatte recht. In der nächsten Nacht gab es ein Gewitter, welches bis zum Morgen dauerte, und als wir dann nach den Spuren der Utahs suchten, waren sie vom Regen fortgewaschen worden.
    Old Surehand war während der beiden nächsten Tage außerordentlich schweigsam und zog sich besonders von mir zurück, nicht aber in unfreundlicher Weise. Es war nicht ein gegen mich gerichtetes Gefühl, welchem er dabei folgte, sondern ich ahnte, daß er mit sich kämpfte, ob er aufrichtig mit mir sein oder seine Verschwiegenheit beibehalten sollte. Ich tat gar nichts dazu, diesen inneren Kampf nach der einen oder andern Seite zu beendigen; er war ein Mann und mußte selbst mit sich fertig werden können. Schließlich merkte ich, daß die Stimme der Verschwiegenheit gesiegt hatte. Er glaubte aber doch, mir wegen unserer letzten Unterhaltung eine Bemerkung machen zu müssen, ritt kurze Zeit neben mir her und sagte:
    „Habe ich Euch bei unserm Gespräch im Park beleidigt, Mr. Shatterhand?“
    „Nein, Mr. Surehand“, antwortete ich.
    „Ich denke, daß ich etwas zu kurz gewesen bin?“
    „Nein. Wenn man ermüdet ist, pflegt man nicht viel Worte zu machen.“
    „So ist es. Ich war ganz plötzlich sehr müde geworden. Aber, bitte, könnt Ihr Euch auf unser Gespräch damals im Llano estacado erinnern?“
    „Ja.“
    „Ihr hattet mit Old Wabble vorher über Gott und Religion gesprochen?“
    „Ich weiß es.“
    „Seid Ihr heut noch derselben Meinung wie in jener Nacht?“
    „Vollständig!“
    „Ihr glaubt also wirklich, daß es einen Gott gibt?“
    „Ich glaube es nicht nur, sondern ich weiß es.“
    „So haltet Ihr wohl jeden Menschen für dumm, der diesen Glauben nicht besitzt?“
    „Dumm? Wie könnte mir das einfallen! Das würde eine Überhebung von mir sein, welche erst recht dumm wäre. Es gibt tausend und aber tausend Menschen, welche nicht an Gott glauben und denen ich in Beziehung auf ihre materiellen und formalen Kenntnisse nicht wert bin, das Wasser zu reichen. Und wieder gibt es Menschen, welche fest an Gott halten, aber in Beziehung auf die irdische Klugheit nicht auf einer hohen Stufe stehen. Es gibt zwar auch eine – wie soll ich mich ausdrücken? – eine biblische, eine religiöse Klugheit, doch die habt Ihr ja nicht gemeint.“
    „Nun, so sagt ein anderes Wort, mit welchem Ihr die Leute bezeichnet, welche nicht glauben, daß es einen Gott gibt!“
    „Ich kann Euch keines sagen.“
    „Warum nicht?“
    „Genügt Euch das Wort ungläubig?“
    „Nein.“
    „Weiter habe ich keins. Ich

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