09 - Verschwörung der Druiden
Jahren keine Dusche mehr genommen. Und da wir schon mal dabei sind, hat Bryce nicht letztes Jahr seinen Abschluss gemacht? Ich dachte, er wäre aufs College gegangen...
»Brycie und ich waren eine Weile zusammen«, gurrte Naomi, »nachdem du mit ihm Schluss gemacht hast. Aber es war nicht das, was ich mir erträumt hatte, denn ich musste immer daran denken, dass du vor mir da warst.«
Das Ding stöhnte Mitleid erregend. Es schlurfte ein Stück näher. Cordelia unterdrückte einen Schrei.
»Und dann hatte er die Frechheit, mit mir Schluss zu machen!« Naomis Augen glühten rot auf. »Ich war so wütend, dass es mir egal war, ob ich lebte oder starb. Und dann traf ich diesen Vampir.«
Sie streckte eine Hand nach dem Monstrum an ihrer Seite aus. »Oh, Brycie, mein Brycie. Wir werden bis in alle Ewigkeit zusammen sein... Oder wenigstens bis er völlig verfault ist. Wie du siehst, ist er noch immer am Leben - mehr oder weniger.«
Die Kreatur knurrte wieder.
Ein Gedanke ging Cordy nicht mehr aus dem Sinn: Wenn Naomi Bryce Abbot in dieses Ding verwandelt hat, was wird sie dann erst mir antun?
»Keine Widerworte!«, fauchte Naomi das stinkende Ding an. »Oder ich werde mich persönlich um dich kümmern, Brycie!«
Das Ding schlurfte ein Stück zurück.
»Das ist einer der Vorteile, wenn man untot ist«, sagte
Naomi fröhlich. »Ich kenne zahllose Methoden, jemandem
Schmerzen zuzufügen. Und ich kenne noch ein paar ganz
besondere Methoden, um meiner kleinen Kreatur hier
unendliche Qualen zu bereiten. Brycie wird alles tun, um das zu verhindern.«
Dann wandte sich Naomi wieder ihr zu. »Liebe, liebe Cordelia.« Diesmal nahm sie Cordelias Gesicht in beide toten, kalten Hände. »Solltest du mich jemals enttäuschen, brauche ich dich nicht einmal zu beißen. Obwohl ich es am Ende wahrscheinlich doch tun werde. Ich freue mich schon darauf, dein Leben auf dieselbe Weise zu zerstören, wie du meines zerstört hast.«
Cordelia starrte sie verwirrt an. Sie verstand einfach nicht, was sie meinte. »Zerstört?«, flüsterte sie.
Naomi lachte. »Erinnerst du dich an all die vielen Gelegenheiten, wo du gewonnen und mich auf den zweiten Platz verwiesen hast? Nun, ich bin vor dir zu einer Vampirin geworden und ich werde dafür sorgen, dass du für alles bezahlst! Ich werde dich verwandeln, Cordelia, sodass dich niemand mehr erkennen wird. Aber zuerst werde ich dich für eine Weile Bryce überlassen. Ich bin sicher, dass er nichts dagegen hat, eure alte Beziehung aufzufrischen.«
Der Kreatur geriet bei dieser Ankündigung in gewaltige Erregung, riss die Klauenhände hoch und stieß ein Heulen aus.
»Da soll noch mal jemand behaupten, dass Naomi nicht für ihre besten Freunde sorgt! Jetzt sei eine liebe kleine Kreatur, Brycie. Kehr in die Schatten zurück, wo du hingehörst.«
Naomi wandte sich von Cordelia ab und verfolgte, wie das Ding, das einst Bryce Abbot gewesen war, zurück in sein Versteck schlurfte. Cordelia versuchte diesen Moment der Ablenkung zu nutzen und wegzurennen, aber so sehr sie sich auch bemühte, sie war noch immer wie erstarrt. Sie konnte mit Naomi reden und die eisigen Hände der Vampirin spüren, aber das war auch schon alles.
»Ach«, seufzte Naomi, als die Kreatur im Müll verschwand, »ist er nicht süß?« Sie wandte sich wieder an Cordelia. »Da wir zusammenarbeiten werden, möchte ich dir ein weiteres Mitglied unseres kleinen Clubs vorstellen.« Sie klatschte in die Hände. »Komm her! Sofort!«
Aus den Schatten am anderen Ende der Gasse löste sich eine kleine Frau. Sie kam Cordelia irgendwie bekannt vor, wahrscheinlich von der Schule. Nur dass sie jetzt eine vorgewölbte Stirn, den Mund voller Vampirzähne und Durst auf Blut hatte.
»Ich werde alles tun, was du sagst«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. »Gloria wird Naomi keinen Ärger mehr machen.«
»Du kennst doch Gloria, oder?« Normalerweise, dachte Cordelia, sahen Vampire cool und glamourös aus. Vermutlich half es ihnen dabei, ihre Opfer anzulocken. Cordelia nahm an, dass auch Gloria jetzt besser als zu ihren Lebzeiten aussah. Aber bei Gloria wirkte selbst der Glamour mausgrau.
»Eigentlich nicht.« Cordelia runzelte die Stirn. »Warst du vielleicht in meinem Sportkurs?«
»>War ich im Sportkurs?<, fragt sie. >Nein, sie kann sich nicht an mich erinnern<, sagt sie!« Gloria trat zähnefletschend näher. »Nun, Gloria wird das Gedächtnis der hübschen kleinen Cordelia ein wenig auf...«
»Gloria!«, herrschte Naomi sie an.
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