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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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und seiner Sandalen trug. Er war auch froh, daß ihm Dalbach einen wollenen Hut gegeben hatte, der seinen Schaffellmantel ergänzte, sich seinem Kopf anschmiegte und mit den Klappen die Ohren bedeckte. Der Wind in den Bergen schnitt wie ein Messer in die empfindlichen Körperteile.
    Er marschierte mit gesenktem Kopf den Weg entlang, der gelegentlich zu verschwinden schien. Mehrmals mußte er stehenbleiben und sich vergewissern, daß er noch die richtige Richtung einhielt. Es war kein sehr begangener Weg, so viel konnte er erkennen. Nur ab und zu hob er den Kopf und spähte trotz des kalten Windes nach vorn, aber es war leichter, den Blick auf den Boden gerichtet zu halten. Bei einem dieser kurzen Blicke nach vorn sah er etwas, was ihn überrascht den Schritt verhalten ließ.
    Ein Stück vor ihm stand ein Mann dicht neben dem Weg.
    »Komm her!« schrie der Mann. »Ich warte schon auf dich.«
    *
    Fidelma und ihre Gefährten waren eine Stunde das Nordufer des Flusses entlanggeritten, als Dego die Zügel anzog und aufgeregt nach vorn zeigte.
    »Das muß die Cág sein! Seht euch das Schiff an, das an der Anlegestelle dort hinter den Bäumen vertäut ist.«
    Fidelma kniff die Augen zusammen. Nicht weit vor ihnen stand eine kleine Gruppe von Bäumen, und ein großes Flußschiff lag an dem Holzkai daneben. Dort war ein Pferd angebunden. Fidelma erkannte es sofort.
    »Das ist das Pferd der Äbtissin Fainder«, erklärte sie ihren Begleitern.
    »Dann gehe ich davon aus, daß wir Gabrán endlich gefunden haben«, meinte Enda.
    Die drei Reiter bewegten sich im Schritt weiter und hielten dort, wo das Pferd der Äbtissin friedlich graste. Der Holzkai war das einzige Zeichen von Zivilisation an der Stelle, in der Nähe gab es anscheinend weder Häuser noch andere Wohnstätten. Es war ein seltsam öder Platz.
    Von der Cág kam kein Laut, und nichts bewegte sich. Fidelma fragte sich, wo die Mannschaft wohl wäre. Sie vermutete, alle befänden sich unter Deck und hätten ihre Ankunft nicht bemerkt. Sie banden ihre Pferde an, und Fidelma ging voran auf das Schiff. Es war ein langes Flachboot für die reine Flußschiffahrt, die offene See wäre zu stürmisch und gefahrvoll.
    Fidelma blieb auf dem Deck stehen. Die Stille wirkte unnatürlich.
    Vorsichtig schritt sie zu der Hauptkajüte, die zu dem erhöhten Achterschiff gehörte. Ihre Tür ging auf das Deck hinaus. Sie wollte schon klopfen, da hörte sie von innen ein schwaches Geräusch. Sie ahnte Schlimmes.
    Mit einem warnenden Blick zu Dego und Enda faßte sie die Klinke, drückte sie sanft hinunter und riß die Tür auf.
    Nichts hatte sie auf das Bild vorbereitet, das sich ihr drinnen bot.
    Es gab viel Blut in der düsteren Kajüte. Die dunklen Flecken stammten von dem Leichnam, der auf dem Boden lag. Aber es war die Gestalt, die neben dem Kopf kniete, vor der sie sich entsetzte. Eine Gestalt mit einem blutigen Messer in der Hand.
    An der Kleidung hätte Fidelma den Toten erkannt, auch wenn die im Todeskampf verzerrten Züge ihr nicht vertraut gewesen wären. Es war Gabrán, der Kapitän der Cág. Aber die Gestalt, die ihm zu Häupten kniete, mit der Mordwaffe in der Hand, und jetzt in angstvollem Schrecken zu ihr aufblickte, war die Äbtissin von Fearna – Äbtissin Fainder.

Kapitel 16
    »Komm her. Ich warte schon auf dich!« wiederholte der Mann, sprang von dem Felsen herab und kam auf Eadulf zu.
    Erschrocken blieb Eadulf wie angewurzelt stehen und musterte den Mann, der auf einem Felsen oberhalb des Weges vor ihm gestanden hatte. Er war in grobe ländliche Tracht gekleidet. Seine gebräunte, wettergegerbte Haut kündete von einem Leben an freier Luft. Er hatte ein schweres Lederwams über seine dicke wollene Jacke gezogen, und seine derben Stiefel waren von der Art, wie Bauern sie trugen.
    Eadulf wußte nicht, ob er fliehen oder sich stellen und zur Verteidigung bereitmachen sollte. Weiter hinten auf dem Weg sah er einen Karren mit einem schon angeschirrten Pferd davor und erkannte, daß Flucht zwecklos war. Er spannte die Muskeln zum Kampf an.
    Der Mann blieb stehen und starrte ihn verärgert an.
    »Wo ist Gabrán? Ich dachte, diesmal käme er selber?«
    »Gabrán?« Eadulf sah sich unsicher um. »Er ist zurückgegangen zu seinem Schiff«, erklärte er wahrheitsgemäß. Das hatte er schließlich den Flußschiffer zu Dalbach sagen hören.
    »Zurück zum Fluß?« Der Mann vor ihm spuckte neben den Weg. »Und hat es dir wohl überlassen, hier raufzukommen und die Ware

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