Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
auf meiner Kleidung und mit einem abgerissenen Stück von dem blutigen Gewand der Novizin.« Er verzog den Mund. »Ich glaubte es schlau anzustellen, als ich spöttisch zu dem Bischof sagte, er hätte doch behauptet, das Mädchen sei erdrosselt worden, wenn ich also voller Blut gewesen wäre, dann wäre das doch wohl ein Wunder. Da erklärte mir der Bischof, woher das Blut käme. Die Novizin war eine zwölfjährige Jungfrau. Als krönenden Abschluß informierte mich der Bischof dann noch darüber, daß es eine Augenzeugin meiner Untat gäbe.«
    »Ich fürchte, das ist eine ziemlich vernichtende Beweislage, Eadulf«, meinte Fidelma. »Hast du eine Ahnung, wie das alles zustande kommt?«
    Eadulf senkte den Kopf. »Überhaupt keine. Ich dachte, es wäre alles nur ein böser Traum«, murmelte er.
    »Stimmt es, daß du Blut auf deiner Kleidung hattest?«
    »Mir fiel das Blut an meiner Kleidung auf, kurz nachdem ich hierhergebracht worden war. Ich dachte einfach, es wäre mein eigenes Blut, denn die Leute, die mich wegschleppten, schlugen und traten mich. Ich hatte auch eine Rißwunde im Gesicht.«
    Fidelma sah die kleine vernarbende Wunde. »Und das abgerissene Stück von der Kutte?«
    Eadulf zuckte die Achseln. »Davon wußte ich nichts, bis mir bei der Gerichtsverhandlung ein Stück Tuch vorgehalten wurde. Ich kannte es nicht.«
    »Und die Augenzeugin?«
    »Das junge Mädchen? Die log oder irrte sich.«
    »Hattest du sie schon einmal gesehen? Ich meine, bevor sie dich beschuldigte?«
    »Ich glaube nicht. Ich nahm an, es sei dasselbe junge Mädchen, das man in meine Zelle geführt und das auf mich gezeigt hatte. Ich muß zugeben, daß ich nach all den Schlägen noch nicht ganz auf der Höhe war. Sie erschien bei der Verhandlung und wurde Fial genannt.«
    »Du sagtest, du hättest am Gottesdienst teilgenommen und zu Abend gegessen, ehe du zu Bett gingst. Hast du Fial dabei gesehen?«
    »Meines Wissens nicht, aber sie könnte mich gesehen haben. Merkwürdigerweise kann ich mich an gar keine jungen Novizinnen in der Kapelle erinnern, jedenfalls nicht an so junge wie sie. Fial war höchstens zwölf oder dreizehn Jahre alt.«
    »Hast du mit irgend jemandem gesprochen außer mit der Verwalterin und der Äbtissin?«
    »Ich habe mich kurz mit einem jungen Bruder unterhalten. Er hieß Ibar.«
    Fidelma hob überrascht den Kopf. » Ibar? « Unwillkürlich ging ihr Blick zum Fenster, und sie dachte an den Leichnam am Galgen.
    »Es hieß, er habe einen Tag nach meinem angeblichen Mord an dem jungen Mädchen einen Flußschiffer umgebracht«, bestätigte Eadulf. »Heute früh haben sie ihn gehängt.« Plötzlich erschauerte er. »Irgend etwas stimmt hier nicht, Fidelma. Ich meine, du solltest diesen Ort sofort verlassen, ehe dir etwas zustößt. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen…«
    Fidelma beugte sich vor und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Was hier auch immer nicht stimmen mag, Eadulf, sie würden nicht wagen, mir etwas anzutun, aus Furcht vor einer Vergeltung, der sie nicht gewachsen wären. Wer ›sie‹ auch sein mögen. Mach dir keine Sorgen um meine Sicherheit. Außerdem habe ich zwei Krieger meines Bruders bei mir.«
    Eadulf schüttelte hartnäckig den Kopf. »Trotzdem ist deine Sicherheit an diesem Ort der Finsternis nicht gewährleistet, Fidelma. Etwas Böses geht in dieser Abtei um, und es wäre mir lieber, wenn du mich verloren gibst und um deiner Sicherheit willen nach Cashel zurückkehrst.«
    Fidelma schob trotzig das Kinn vor. »Hör auf mit diesem Gerede, Eadulf. Ich bin hier, und ich bleibe hier, bis wir die Angelegenheit geklärt haben. Nun konzentriere dich. Erzähl mir von deiner Gerichtsverhandlung.«
    »Die Zeit verging, ich verlor den Überblick. Bruder Cett brachte mir nur ab und zu etwas Essen, und waschen durfte ich mich, wenn es ihm gerade gefiel. Er liebt es, anderen weh zu tun. Ein böser Mensch. Nimm dich vor ihm in acht.«
    »Ich habe gehört, er sei etwas einfältig.«
    Eadulf lächelte schief. »Einfältig? Ja. Er gehorcht, wenn ihm etwas befohlen wird, und etwas Schwieriges kann er nicht verstehen. Aber wenn ihm geheißen wird, er solle Schmerzen zufügen, dann genießt er das. Er fungierte als Henker bei…« Eadulf zeigte zum Fenster, und Fidelma erriet den Rest.
    Angewidert rümpfte sie die Nase. »Ein Mönch als Henker? Gott sei seiner irregeleiteten Seele gnädig. Aber du wolltest von der Verhandlung erzählen.«
    »Ich wurde hinuntergebracht in die Kapelle, und Bischof

Weitere Kostenlose Bücher