Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
er gehängt wurde«, erklärte Fidelma.
    »Ich habe gehört, er soll einen Schiffer getötet und beraubt haben? Ich würde gern etwas über die Einzelheiten des Verbrechens erfahren.«
    Äbtissin Fainder zögerte. »Ich verstehe nicht, was das mit deinem angelsächsischen Freund zu tun hat«, meinte sie.
    »Tu mir den Gefallen«, bat Fidelma. »Ich finde es seltsam, daß es an jenem Kai drei Todesfälle in so kurzer Zeit gegeben hat.«
    Äbtissin Fainder schaute entsetzt drein. » Drei Todesfälle?«
    »Das Mädchen Gormgilla, der Schiffer und dann ein Wachmann namens Daig.«
    Die Äbtissin runzelte die Stirn. »Daigs Tod war ein Unfall.«
    Fidelma fragte sich, warum der Mund der Äbtissin auf einmal so verkniffen war.
    »Daig gehörte der Wache an, die Bruder Ibar festnahm, und später wurde er selbst tot aufgefunden.«
    »So war es überhaupt nicht!« Die Stimme der Äbtissin war schrill und überschlug sich fast.
    »Ich dachte, ich hätte nur die Tatsachen festgestellt. Wie war es denn? Das möchte ich gern wissen.«
    Wieder antwortete die Äbtissin erst nach kurzem Zögern.
    »Gabrán, der Flußschiffer, treibt regelmäßig Handel mit der Abtei. Das ist der Mann, der vorhin an meine Tür kam. Es war einer aus seiner Mannschaft, der umgebracht wurde. An seinen Namen kann ich mich nicht erinnern.«
    »Das ist traurig«, bemerkte Fidelma eisig.
    »Traurig?«
    »Daß der Name eines Menschen, dessen Tod zur Hinrichtung eines Mönchs aus eurer Gemeinschaft führte, unbekannt bleibt.«
    Äbtissin Fainder schaute unsicher drein; sie wußte nicht, ob Fidelma sie verspottete oder nicht.
    »Schwester Étromma weiß den Namen sicher, wenn dir so viel daran liegt. Es ist ihre Aufgabe als rechtaire, so etwas zu wissen. Soll ich sie holen lassen?«
    »Nicht nötig«, antwortete Fidelma. »Ich kann später mit ihr sprechen. Erzähl weiter.«
    »Es ist eine scheußliche Geschichte.«
    »Unnatürlicher Tod ist selten anders als scheußlich.«
    »Der Schiffer soll betrunken gewesen sein. Er hatte im Gasthaus zum Gelben Berg gezecht und war auf dem Rückweg zu Gabráns Schiff. Es hatte für zwei Tage angelegt. Am Kai schlug ihm jemand mit einem schweren Stück Holz von hinten den Schädel ein. Der Mörder nahm der Leiche Geld und eine goldene Kette ab.«
    »Gab es Zeugen für den Überfall auf den Mann?« Äbtissin Fainder schüttelte den Kopf. »Niemand hat es wirklich gesehen.«
    »Wie kam man dann auf Bruder Ibar?«
    »Daig war Hauptmann der Wache. Er nahm Ibar gefangen.«
    »Hauptmann? War das nicht Mels Stellung?«
    »Fianamail hatte Mel bereits zum Befehlshaber seiner Palastwache ernannt.«
    Fidelma überlegte einen Moment. »Ich hörte, der Mord an dem Schiffer geschah einen Tag nach dem Tod von Gormgilla?«
    »Das stimmt. Fianamail gefiel das schnelle Handeln Mels, und er beförderte ihn noch am selben Morgen.«
    »Mel wurde noch vor der Verhandlung gegen Bruder Eadulf befördert?« Fidelma wiegte verwundert den Kopf. »Ein Brehon könnte das als Beeinflussung eines Zeugen werten.«
    Äbtissin Fainder errötete wieder. »Bischof Forbassach tat das nicht. Er riet dem König, Mel zu befördern. Es ist mir schon mehrmals aufgefallen, daß du die Grundsätze und Handlungen des Brehons von Laigin in Zweifel ziehst. Du solltest daran denken, daß er auch Bischof ist und in Fragen des Glaubens wie des Rechts über dir steht. Ich würde es mir sehr überlegen, ehe ich…«
    Sie bemerkte das Funkeln in Fidelmas Augen, deren Farbe sich von Grün zu kaltem Blau verändert hatte.
    »Ja?« fragte Fidelma ruhig. » Ja? «
    Äbtissin Fainder hob das Kinn. »Mir erscheint es moralisch nicht vertretbar, eine so angesehene Persönlichkeit wie Bischof Forbassach anzugreifen, noch dazu, wenn du nicht einmal aus diesem Königreich stammst.«
    »Das Gesetz der Brehons ist das Gesetz, ganz gleich, in welchem der fünf Königreiche von Éireann man sich befindet. Als der Großkönig Ollamh Fódhla vor fast anderthalbtausend Jahren zuerst befahl, die Gesetze zu sammeln, wurde festgelegt, daß die Gesetze der Fénechus in jedem Teil dieses Landes gelten sollten. Wenn ein Urteil falsch ist, dann ist es die Pflicht aller, vom niedrigsten bó-aire bis zum Oberrichter der fünf Königreiche, zu verlangen, daß die Irrtümer erläutert und berichtigt werden.«
    Äbtissin Fainders Miene wurde äußerst angespannt, als sie Fidelmas eindringliche Worte vernahm. Klugerweise ging sie nicht weiter darauf ein.
    »Nun«, sagte Fidelma und lehnte sich zurück,

Weitere Kostenlose Bücher