090 - Der Monster-Mann
und
riskanteste Aufgabe zugewiesen hatte.
Er sollte
versuchen, in Rockys Gang Fuß zu fassen und alles an
Material über dessen Aktivitäten und den Bekanntenkreis des neuen Rocker-Königs
zu sammeln. Ralph Philips stand kurz vor seinem zwanzigsten Lebensjahr, wirkte
aber mit seinem breitschultrigen und muskulösen Körper älter.
Er hatte sich
als Einzelgänger in Kneipen herumgetrieben, und einige fingierte Schlägereien
und Überfälle gingen auf sein Konto. So jedenfalls war es dem Rocker-Chef
bekanntgeworden. Und so war es nicht verwunderlich, daß sich eines Tages ihre
Wege kreuzten.
Das lag nun
drei Wochen zurück. Seit dieser Zeit war Ralph Philips kaum mehr nach Haus
gekommen. Er hatte auf Parkplätzen, in einsamen Häusern oder im Freien unter
Bäumen oder Brücken genächtigt, um den Rockern nahe zu sein, um zu dokumentieren,
daß er zu ihnen gehörte.
Ganz selten
war es ihm gelungen, sich mal abzusetzen und ein, schnelles Telefonat mit
seiner Mutter zu führen, die in Los Angeles lebte und der er alles bedeutete.
Sie war Witwe
und lebte allein in einem Apartmenthaus nahe am Meer.
Ihr hatte er
sagen müssen, daß er nun einen Job hatte und für eine Speditionsfirma
Transporte durchführte. Er war Fahrer auf einem Trucker. Zur Zeit halte er sich
im Osten der Staaten auf, und es könne wohl noch einige Tage dauern, ehe er
wieder an die Westküste käme. Seine Maschine - eine schwere Suzuki - habe er
einstweilen bei einem Kollegen untergestellt.
Er mußte zu
dieser Lüge greifen, um andere und vor allem auch sich zu schützen.
Rocky war
mißtrauisch, und es hätte katastrophale Folgen gehabt, wenn er merkte, woher
der Wind wehte, und daß er hinters Licht geführt werden sollte.
Ralph Philips
fiel es schwer, sich diesem wilden Haufen, der sich seine eigenen Gesetze
machte, anzuschließen. Er tat es jedoch, um dem Gesetz zum Sieg zu verhelfen.
Rocky hatte
einige schlimme Dinge auf dem Kerbholz. Sogar zwei Morde wurden ihm zur Last
gelegt. Aber dem Rocker-King war es bisher immer wieder gelungen, zu entkommen
und seine Spuren so zu verwischen, daß man ihm nichts nachweisen konnte.
Heute nun
wurde zur Enttarnung dieses wilden Gesellen ein entscheidender Schritt
vorbereitet.
Entscheidend
und lebensgefährlich aber auch für - Ralph Philips.
Er sollte
seine Feuertaufe bestehen.
Mit einer
Handvoll seiner engsten Vertrauten hatte Rocky sich am frühen Abend am Rand der
Stadt getroffen. Auch Philips war eingeladen. Man wollte ihn in die Clique
aufnehmen.
Keiner wußte,
wohin es ging und welcher Art die Prüfungen sein würden, denen er unterzogen
werden sollte.
Niemals hatte
einer auch nur ein Wort verlauten lassen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz,
daß darüber geschwiegen wurde.
Ralph Philips
glaubte jedoch herausgefunden zu haben, daß Rocky für jeden einzelnen eine
spezielle Prüfung durchführte, die auf die Person des Betreffenden
zugeschnitten war.
Philips
fühlte eine gewisse Angst. Wenn etwas schiefging, war er auf sich allein
gestellt. Er konnte von außen keine Hilfe erwarten. Diese Sache mußte er
durchstehen, oder er ging unter . ..
Die Straße
führte durch eine öde Landschaft.
Einmal kamen
sie an einer abgelegenen Tankstelle vorbei, die am Straßenrand lag und der auch
eine Imbißstube angeschlossen war.
Philips rechnete
damit, daß Rocky hier das Zeichen für eine Pause geben würde.
Aber er raste
weiter.
Schließlich -
drei Meilen weiter - verringerte er die Geschwindigkeit.
Rocky bog in
eine Seitenstraße, einen mit Schlaglöchern übersäten Weg, der kurvenreich in die
Berge führte.
Auch hier
fuhr der Rocker-Chef keineswegs vorsichtiger.
Das Tempo auf
dem steinigen, holprigen Untergrund war viel zu hoch, und die Maschinen wurden
durchgerüttelt.
Rocky lachte
und forcierte noch das Tempo.
Zwei Fahrer
blieben auf der Strecke. Sie gaben Hup- und Blinkzeichen, aber Rocky reagierte
nicht darauf.
Er drehte den
Kopf. Durch die getönte Helmscheibe war das kalte Funkeln seiner Augen zu
sehen.
»Haltet euch
ran, ihr Schlappschwänze !« brüllte er. Aber seine
Stentorstimme wurde vom Dröhnen der Motoren übertönt. »Ich weiß gar nicht, was
ihr habt. Die Straße ist doch prima. Gebt ein bißchen mehr Gas, Jungens .«
Er tat es.
Seine
Harley-Davidson schlingerte. Er geriet in ein Schlagloch, drehte sich einmal um
seine eigene Achse, und einen Moment sah es so aus, als würde er seinen
Begleitern entgegenrasen.
Die Maschine
machte einen Satz nach vorn, jagte auf das
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