090 - Der Monster-Mann
entgegenkommende Motorrad zu, und
der Lenker dieses Vehikels verlor die Nerven. Er riß seine Maschine herum. Das
Hinterrad drehte durch. Sand, Steine und Grasbüschel flogen durch die Luft und
klatschten den Nachfolgenden gegen die Helme.
Rocky lachte
wie der Teufel, bekam seine Harley wieder unter
Kontrolle und riß sie herum.
Zehn Minuten
währte die Fahrt über Stock und Stein.
Außer dem
»King« schien keiner die Strecke zu kennen. Drei Maschinen blieben liegen.
Rocky kümmerte sich weder um die Fahrzeuge noch um seine Begleiter. Er raste
weiter.
Der
breitgefächerte Strahl seines Scheinwerfers riß den Pfad, der bergauf führte
und für Motorräder keineswegs geeignet war, aus dem Dunkeln.
Schroffe
Felsen türmten sich zu beiden Seiten auf. In der Stille und Einsamkeit dieser
Landschaft wirkte das Geräusch der Motoren noch lauter und wurde verstärkt als
Echo zurückgeworfen.
Rocky fuhr
wie der Teufel auf ein Plateau. Unter ihm kullerten Steine in die Tiefe, und es
sah aus, als würde die Maschine des Rocker-Chefs jeden Augenblick wieder
ausbrechen. Sie verhielt sich auf dem völlig ungeeigneten Boden wie ein
störrischer Gaul.
Oft fuhr
Rocky auf seinem Krad wie ein Artist auf dem Hinterrad.
Er jubelte
und feuerte die anderen an.
Dann kam das
riskanteste Manöver.
Auf dem
leicht schräg liegenden Plateau angekommen, sah es so aus, als hätte Rocky sein
Ziel erreicht. Hier, etwa sechshundert Meter oberhalb der Straße, auf der sie
in die Bergeinsamkeit gerast waren, war der Berg gespalten. Eine breite
Schlucht trennte dieses Plateau von dem jenseits der Schlucht liegenden.
Der Spalt war
schätzungsweise zehn Meter breit.
Rocky bremste
scharf.
Die anderen
stoppten.
Von den
insgesamt sieben Maschinen hatten nur vier die Anhöhe erreicht.
Rocky hob die
Sichtscheibe seines Motorradhelms in die Höhe.
Der
Rocker-Chef hatte ein breitflächiges Gesicht, eine leicht gebogene Nase und ein
spitzes Kinn. Scharfe Linien um Nase und Lippen gaben seinem Gesicht einen
beinahe brutalen Zug.
Er war ein
Mensch, der nur seinen eigenen Vorteil suchte und über Leichen ging. Seine
Augen blickten kalt und unerbittlich.
Er wartete
ab, bis seine Schäfchen sich um ihn versammelt hatten.
Die Fahrer
und die beiden Motorradbräute, die wie ihre Begleiter in enganliegenden
schwarzen Lederanzügen steckten, schoben nun ebenfalls die Sichtscheiben ihrer
Helme in die Höhe.
»Was soll
hier oben sein ?« fragte einer der Rocker, der sich
umblickte und nicht zu begreifen schien, was für einen Test ihr Anführer
durchführen wollte.
»Quatsch
nicht so blöd daher !« fuhr Rocky ihn an. »Glaubst du,
ich hab mit euch eine Spazierfahrt unternommen ?« Er
warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. »Wir haben die Strecke von Los
Angeles bis hierher in Rekordzeit geschafft. Hundert Meilen in ’ner guten
Stunde, das kann sich sehen lassen. Für euch, Guys, ist bis auf einen damit die
Reise beendet. Ihr schlagt eure Zelte auf und wartet auf unsere Rückkehr.
Vorausgesetzt, es werden zwei sein, die wiederkommen. Vielleicht ist es auch
nur einer. Die Wahrscheinlichkeit, daß Philips auf der Strecke bleibt, ist groß
...«
Rocky faßte
Ralph Philips ins Auge.
Der muskulöse
junge Mann aus Los Angeles sah mit seinem schulterlangen Haar und dem
unrasierten Gesicht nicht minder verwegen aus wie die anderen der Gruppe.
Philips gab
sich lässig, redete nur wenig und ließ meistens die Muskeln spielen.
»Ich werde
nicht auf der Strecke bleiben, Rocky«, antwortete Ralph Philips grinsend. Seine
kräftigen, weißen Zähne schimmerten wie Elfenbein. »Was du dir auch immer
ausgedacht hast - ich bin mit von der Partie .«
»Na, wir
werden sehen. Es geht weiter. Du folgst mir .«
»Okay.« Ralph
Philips Wollte von der Maschine steigen.
Rocky
schüttelte den Kopf. »Sitzenbleiben! Wir fahren weiter .«
»Aber da
vorn... ist der Weg zu Ende .«
»Dann gib
Gas, Junge! Knapp zehn Meter sind’s bis dort hinüber. Vor der kleinen
Spazierfahrt, die noch vor uns liegt, wirst du doch keine Angst haben, wie ?«
Ralph Philips
gefror das Grinsen auf den Lippen.
Rocky war
wahnsinnig! Diese Idee, mit den Maschinen die Schlucht zu überspringen, paßte
zu ihm.
Philips
merkte, wie es ihm eiskalt über den Rücken lief.
»Na? !« grinste Rocky und lachte, daß es durch die Nacht und die
Berge hallte. » Verschlägt’s dir die Sprache? Ich geb dir ’nen Tip: du mußt nur den richtigen Moment zum
Absprung erwischen und vor allem auch das
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