090 - Der Verlorene der Todeswelt
der Dämon jedoch seinen Angriff vor. Er lenkte Murdock geschickt ab, indem er mit anderen Fangarmen klatschende Geräusche erzeugte, während sich das Ende jenes Tentakels, der sich auf Murdock zugeschoben hatte, langsam aufrichtete.
Die Fangarmspitze wies auf Murdocks Brust. Als ihm das auffiel, war es für eine Reaktion schon zu spät. Murdock durchschaute zwar das durchtriebene Spiel des Dämons nun, doch er konnte nichts mehr verhindern.
Es ging alles in Sekundenschnelle. Der Fangarm raste auf Murdock zu - und traf. Der Wissenschaftler riß die Augen auf und schrie.
Die Umwandlung setzte schlagartig ein. Als Sono den Tentakel zurückzog, blähte sich Murdocks Körper auf.
Der Mann taumelte von der Strahlenkanone fort. Er krümmte sich und fiel nach vorn. Er fing sich mit den Händen ab und stellte fest, daß er keine Finger mehr hatte.
Seine Arme wurden zu schlangenähnlichen Tentakeln, die Beine auch, und sein Rücken wölbte sich immer mehr nach oben. Kugelrund wurde sein Körper. Er wurde nicht ganz so groß wie Sono, erreichte aber doch annähernd dessen Größe und war auch mit Sicherheit ebenso gefährlich wie dieser.
»Nun gibt es zwei Kraken!« stellte Sono fest. »Du wirst mir helfen, dafür zu sorgen, daß in dieser Wüstenstation eine Krakenseuche um sich greift, und dann brechen wir aus. Wir verlassen die Wüste, überfallen die Dörfer und Städte. Niemand wird uns aufhalten können. Bald, Bruder, werden wir einen Siegeszug ohnegleichen antreten.«
***
Es war verrückt, aber ich setzte diesmal meine ganze Hoffnung auf ein lebendes Skelett. Yilmaz würde erscheinen und seiner dämonischen Bestimmung gerecht werden wollen. Simpel ausgedrückt hieß das: Yilmaz würde einen Menschen töten wollen.
Ob einen Weißen oder einen Eingeborenen, das war ihm bestimmt egal. Erst nach dem Sieg würde er Frieden finden. Daß dämonische Kräfte im Spiel waren, wunderte mich nicht.
Seit sich Mortimer Kull mit Atax verbündet hatte, stand ihm auch dessen Magie zur Verfügung, und er machte davon recht unverschämt Gebrauch.
Zwei Eingeborene holten uns. Sie schnitten uns die Beinfesseln durch, damit sie uns nicht tragen mußten. Die Arme blieben auf den Rücken gebunden.
Ein Feuer loderte, und in seinem hellen, roten Schein sah ich einen Felsblock, länglich und glatt. Er erinnerte entfernt an einen Sarg.
Heidnische Zeichen waren in die Seiten geritzt, und hinter diesem Stein stand ein Niboree, der etwas größer als die anderen war. Sein Gesicht war mit weißer Farbe beschmiert.
Er war als einziger bekleidet, trug einen Mantel aus schwarzen Federn und einen weißen Federschmuck auf dem Kopf. In seinem Gürtel steckte ein großer Krummdolch.
Wozu er den brauchte, konnte ich mir vorstellen. Yilmaz hatte sich noch nicht blicken lassen. Wenn wir Pech hatten, würde er hier erst erscheinen, wenn Jack und ich nicht mehr lebten.
Etwa zwanzig Niborees hockten auf dem Boden. Ihre Waffen lagen vor ihnen. Im Hintergrund, dort, wohin der Feuerschein kaum noch reichte, sah ich Frauen.
Der Mann mit dem Federumhang zog seinen Dolch, und plötzlich herrschte Totenstille. Nur das Prasseln und Knacken des Feuers war zu hören. Ich sah, wie Jack Nancy nervös an seiner Unterlippe nagte. Er stand neben mir.
Gutturale Laute kamen aus dem Mund jenes Mannes, dessen Aufgabe es war, uns zu töten. Er redete aggressiv. Wir brauchten nicht zu verstehen, was er sagte. Wir wußten auch so, was er meinte. Mein unruhiger Blick suchte Tarik, denn er war der einzige, der mich verstand.
Er schälte sich aus der Dunkelheit und kam auf uns zu. »Zeit gekommen, müssen sterben!« sagte er.
Der Dolch wies im nächsten Augenblick auf mich.
»Du erster, Tony Ballard«, sagte Tarik. »Das Ehre.«
Ich konnte auf eine solche Ehre verzichten. Hände packten mich und wollten mich vorwärtsreißen. Ich stemmte meine Füße fest gegen den Boden.
Fäuste trafen mich. Sie wollten meinen Widerstand brechen, und einen der Niborees griff nach seiner Keule. Damit konnte er mich bestimmt gefügig machen. Er brauchte nur kräftig genug zuzuschlagen.
»Geh!« befahl Tarik schneidend, während der Mann mit dem Dolch ungeduldig auf mich wartete. »Wir wissen, du kein Feigling.«
Nein, ich war kein Feigling, da hatte er recht, aber ich lehnte mich gegen die Sinnlosigkeit meines Schicksals auf. Ich sollte für etwas büßen, womit ich nichts zu tun hatte.
Ich sollte meinen Kopf hinhalten für Taten, die Mortimer Kull und seine verdammten Banditen
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