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090 - Die Totenwache

090 - Die Totenwache

Titel: 090 - Die Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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erste Überraschung überwunden hatte.
    „Hütet Euch, Georg."
    „Ich verlange eine Antwort, Faust!"
    „Hütet Euch", wiederholte sich der Geist stereotyp. „Euer Weg wird fortan noch dornenvoller sein. Freunde sind keine Freunde mehr. Ihr habt es jetzt nicht mehr allein mit den Mächten der Finsternis zu tun, nein - nicht einmal mehr mit den Geistern der Vergangenheit, sondern mit den beiden Konkurrenten, die ebenfalls den Stein der Weisen erringen wollen. Ich muß Euch ernstlich fragen, Georg, wollt Ihr den Stein der Weisen unter diesen Umständen wirklich erringen?"
    „Ich will es, Faust!"
    Der Geist seufzte tief auf. Seine Stimme wurde wieder leiser.
    „Dann bedaure ich Euch, Georg Rudolf Speyer. Ich bedaure Euch ehrlich. Ich kenne viele tragische Schicksale. Ich kenne das Jammern der gefangenen Seelen. Ich weiß, wie den Opfern der Dämonen zumute ist. Doch all diese Qualen sind nichts gegen das, was Euch jetzt erwartet…"
    Fausts Gesicht wurde noch einmal deutlich sichtbar. Er blickte mich fragend und anklagend zugleich an.
    „So beantworte mir wenigstens noch diese eine Frage, Faust - was suchte Magnus Gunnarson in meiner Villa?"
    „Warum tut Ihr mir das an, Georg? Warum quält Ihr mich so? Weicht von mir - weicht von mir - weicht von - weicht…“
    Der Nachhall seiner letzten Worte verebbte. Faust war verschwunden. Der magische Globus hielt an.
    Langsam erhoben sich Yoshi und Abi Flindt von ihren Plätzen. Wir lösten die Verbindung untereinander. Beide sahen mich erwartungsvoll an. Doch ich konnte ihre Fragen nicht beantworten. Fausts Warnung war auch für mich rätselhaft.
    „Was mag ihn nur so irritiert haben?" wollte Yoshi wissen. „Wir waren alle bei der Sache. Von uns kann die Störung nicht ausgegangen sein."
    „Vielleicht doch", sagte der Großmeister. Er trat dicht vor mich hin und deutete auf die Ausbuchtung unter meinem Umhang. „Was trägst du bei dir, Bruder?"
    Ich zog den Handspiegel aus meinem Hemd. Das Ding funkelte geheimnisvoll.
    „Das ist ein Spiegel, den wir im Golf von Morbihan fanden", sagte ich. „Er kann Fausts Geist unmöglich beeinflußt haben. Ich hätte das wissen müssen."
    George Mansfield zuckte ratlos mit den Schultern.
    „Du nimmst doch seine Warnungen ernst, oder?"
    „Selbstverständlich", antwortete ich. „Faust hat mich nicht grundlos gewarnt. Trotzdem darf ich jetzt nicht tatenlos herumstehen. Nur derjenige wird den Stein der Weisen gewinnen, der sich gegen seine Konkurrenten durchsetzt."
    „Wer könnte das sein, Dorian?"
    „Ich tippe auf Magnus Gunnarson und Unga!" Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Die beiden Namen hatten mir auf der Zunge gelegen. „Beide haben mit dem Dreimalgrößten zu tun."
    „Hermes Trismegistos", flüsterte Abi geheimnisvoll. „Der Dreimalgrößte könnte bereits unter uns weilen. Vielleicht wissen wir nichts davon. Vielleicht deshalb das seltsame Benehmen Fausts."
    Ich zuckte mit den Schultern. Ehrfurchtsvolles Schweigen erfüllte den Tempel. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    Plötzlich kam ein Tempelbruder herein. Er verneigte sich vor dem Großmeister und sagte: „Ein Mann ist gekommen. Er wünscht den Bruder Praktikus zu sprechen."
    Damit war ich gemeint.
    „Wie heißt der Mann?"
    „Magnus Gunnarson ", erwiderte der Adept, als handelte es sich um die natürlichste Angelegenheit der Welt.

    Draußen war stockfinstere Nacht. Kalte Windböen rissen die letzten Herbstblätter von den Bäumen. Im Park schwankte ein Windlicht. Feuchtes Laub wurde aufgewirbelt. Die kahlen Äste schlugen peitschend gegeneinander.
    Dann knirschte der Kies unter den Schritten von zwei Männern.
    Sie kamen durch die Hintertür in den kleinen Park. Sie achteten darauf, daß sie von niemandem gesehen wurden. Langsam durchquerten sie den Park. An der Wegbiegung blieben sie stehen. Das alte viktorianische Haus mit den Erkern, den schrägen Giebeln und dem geschwungenen Dach lag schweigend vor ihnen. In den unteren Räumen brannte Licht. Unmittelbar vor dem Haus parkte ein Bentley.
    Die beiden Männer gingen schweigend weiter.
    Vor dem Haus fuhr ein Wagen vorbei. Sekundenlang ruhten die Scheinwerferkegel auf dem Eingangstor des Grundstücks. Sie schwenkten zur Seite und trafen die beiden Männer. Der eine zuckte wie geblendet zurück, während der andere seinen Arm hob. Doch das Licht ging durch ihn hindurch. Es traf den dahinterstehenden Baumstamm.
    Dann senkte sich wieder Dunkelheit über die Szene.
    Die beiden betraten den Vorplatz

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