0900 - Für Teufel, Gold und Templer
worden sein oder selbst einem Templer gehört haben. Es war auch damals um viel Geld und Gold gegangen. Gall hatte sich auch etwas mit den Templern beschäftigt und nachgeforscht, wann sie ihre Hochzeit gehabt hatten..
Vor acht- oder neunhundert Jahren war das gewesen. Wenn der Kopf wirklich schon so alt war, mußte er verdammt wertvoll sein, und dann würde er auch nicht für ein paar Francs über den Tisch gehen.
Gall murmelte etwas von zehntausend…
Ja, das wäre ein gutes Geschäft gewesen. Diese Summe wollte er zumindest als Verhandlungsbasis ansetzen. Er konnte sich später noch immer nach unten bewegen.
Wenn er nur endlich kommen würde!
Gall schaute nach draußen. Um alles überblicken zu können, stellte er sich auf die Zehenspitzen, doch es waren nur ein paar einheimische Käufer und Müßiggänger zu sehen. Der Fremde war nicht darunter.
Hoffentlich ließ ihn der Mann nicht im Stich. Je mehr Zeit verging, um so nervöser wurde er. Zwei junge Männer, die den Laden betraten, kanzelte er ziemlich schnell ab, weil er mit sicherem Blick erkannt hatte, daß die sowieso nichts kaufen wollten.
Und dann war er plötzlich da. So schnell und überraschend, daß Hugo Gall erschrak. Der Fremde stand im Laden wie ein Gespenst, als hätte er sich aus dem Nichts materialisiert. Der Mann trug dieselbe Kleidung wie bei der ersten Begegnung. Den dunklen Mantel, den ebenfalls dunklen Hut mit der breiten Krempe, die auf sein Gesicht einen Schatten warf und die Augen damit verdeckte.
Hugos Herz schlug schnell. Er konnte erst reden, als sich der Schlag wieder beruhigt hatte. Dann nickte er dem Fremden zu. »Ich habe auf Sie gewartet, Monsieur Dacry.«
»Ja, wir waren verabredet.«
»Sicher.«
Der Mann schaute sich um, ohne dabei den Sitz eines Hutes zu verändern. »Haben Sie den Kopf?«
»Wie abgemacht.«
»Sehr gut. Wo?«
»Kommen Sie mit.«
Der Käufer schloß sich Hugo Gall an, und dieser wiederum ärgerte sich, daß er seine innere Nervosität nicht unterdrücken konnte. Das kam bei ihm sonst nicht vor, er wußte auch nicht, woran es lag. Nur an der Anwesenheit des Kunden?
Wahrscheinlich, denn er kam mit dieser Gestalt nicht zurecht. Sie war ihm suspekt und gehörte zu den seltsamsten Kunden, die er je in seinem Laden erlebt hatte.
Neben einem Sideboard blieb er stehen. Er hatte die beiden Türen extra abgeschlossen, holte den Schlüssel aus einem kleinen Weihwasserbecken hervor und öffnete die rechte Tür. Gall bückte sich, um den Kopf aus dem Schrank zu holen. Der Kunde stand hinter ihm, was ihm auch nicht gefiel. Er hatte den Eindruck, als würden sich die Blicke in seinen gekrümmten Rücken bohren. Zudem machte die schwarze Gestalt die Umgebung noch dunkler, als sie es ohnehin schon war. Das Fenster zur Rückseite hin lag nämlich ganz woanders.
Hugo Gall umfaßte den Kopf mit beiden Händen, holte ihn hervor und stellte ihn auf die Konsole. »So, das ist er, nicht wahr?« Gall erwartete eine Antwort, bekam aber keine, sondern nur ein angedeutetes Nicken.
Dann schob ihn der Käufer zur Seite, nahm den Kopf, hob ihn an und runzelte dabei die Stirn, was Gall sehen konnte.
»Sind Sie nicht zufrieden, Monsieur?«
»Doch, schon.«
»Aber?«
»Sie haben doch nichts daran manipuliert?«
»Wie meinen Sie das?«
»Etwas weggenommen, zum Beispiel.«
»Wie käme ich denn dazu?«
»War auch nur eine Frage.«
Der Fremde betrachtete den Kopf, der aus Metall bestand, wobei aber nicht genau gesagt werden konnte, ob es sich dabei um Gold oder Kupfer handelte. Das Gesicht war kein Gesicht, sondern eine widerliche Fratze, und in den Augen schimmerten die Pupillen rot. Es waren auch noch die Schulterpartien zu sehen, diese allerdings nicht kompakt, so daß der ebenfalls verkürzte Arm ziemlich genau zu diesem Einheitsbild paßte. Sogar die nach vorn gestreckte Klaue mit den langen Fingern war zu erkennen.
Insgesamt gesehen war dieser Kopf ein böses Werk, und Hugo Gall war auf irgendeine Art und Weise froh, das Ding loszuwerden.
Der Kunde aber streichelte den Schädel. Er sprach sogar mit ihm, doch der Händler konnte kein Wort verstehen. Vielleicht war es auch eine fremde Sprache. Jedenfalls machte sein Kunde einen zufriedenen Eindruck, und Gall fragte ihn noch einmal danach.
»Ja, es ist gut.«
»Das freut mich.«
Duc Dacry drehte sich um. »Wir haben bei unserem ersten Zusammentreffen noch nicht über den Preis gesprochen. Sie hatten mir gesagt, daß Sie es nicht wüßten. Jetzt haben Sie Zeit genug
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