0900 - Für Teufel, Gold und Templer
seinem Besitz befand, und Menzel wollte zumindest mit ihm reden und ihn darüber aufklären.
Er hatte den Bezirk erreicht, schaute sich um, als er keuchend stehenblieb, sah sich umkreist von zahlreichen Kunden und Suchenden, aber er fand Galls Laden nicht sofort.
Dann fragte er eine Frau, die Töpfe verkaufte. Sie erklärte ihm, daß er auf die andere Seite gehen mußte. Das Geschäft mit dem Schild an der Schaufensterscheibe sollte es sein.
Menzel bedankte sich und lief hin. Er fand die Tür unverschlossen, öffnete sie, trat über die Schwelle - und er hatte sofort das bedrückende Gefühl, in etwas hineingeraten zu sein, das seinen Schrecken noch vor ihm verbarg.
Es war so still, so anders und so schlimm still. Etwas rann kalt an Menzels Nacken hinab. Er schnupperte, als könnte er einen bestimmten Geruch aufnehmen.
Da war nichts…
Nur die Stille oder der Geruch nach alten Möbeln, etwas Farbe und natürlich Staub. Typisch für einen Laden wie den hier.
Gall erschien nicht.
Dabei hätte er erscheinen müssen. Wäre er nicht im Geschäft gewesen, hätte er es sichtlich abgeschlossen, so aber war es schon seltsam, daß er sich nicht blicken ließ.
Richard Menzel ging weiter. Er witterte wie ein Raubtier, das nach Beute suchte. Immer wieder schaute er sich um, erwartete, aus den düsteren Ecken und Winkeln etwas hervorkommen zu sehen, aber auch dort rührte sich nichts.
Menzel kam sich allein vor, und er wußte zugleich, daß er es nicht wahr.
Jemand war hier im Laden. Und diesem Jemand ging es bestimmt nicht gut.
»Monsieur Gall…?« Richard hatte nicht laut gerufen, mehr flüsternd, trotzdem hätte man ihn hören müssen, doch es war nicht der Fall, denn die Antwort blieb aus.
War Gall vielleicht geflüchtet? Hatte er letztendlich doch noch erfahren, was er tatsächlich in seinem Laden aufbewahrte? Alles war möglich, das wußte auch Richard. Er bewegte sich weiter in die düstere Tiefe des Geschäfts hinein, erreichte auch die Rückseite, wo es kein Fenster gab und es noch dunkler war. In diese Dunkelheit malte sich etwas ab. Ein länglicher Umriß, der aussah wie ein Paket, das jemand vergessen hatte.
Richard Menzel wollte daran nicht glauben. Er bewegte sich auf den Umriß zu, und wieder erhöhte sich dabei sein Herzschlag. Gleichzeitig fror er noch stärker.
Neben dem Paket blieb er stehen. Er spürte den Druck hinter den Augen und auch im Magen. Er wollte schreien, doch seine Kehle saß zu. Er saß nur auf den Mann, und er wußte plötzlich, daß er zu spät gekommen war. Der Tote mußte Hugo Gall sein.
Sekundenlang passierte nichts, obwohl unzählige Gedanken durch den Kopf des Studenten rasten. Ihm war nur klargeworden, daß er zu spät gekommen war. Hier gab es nichts mehr zu retten, überhaupt nichts.
Gall war tot, und auch wenn er alles auf den Kopf stellte, er würde den Kopf bestimmt nicht finden.
Scharf strömte der Atem aus seinem Mund, und er schüttelte den Kopf, als könnte er das gesamte Grauen noch nicht fassen. Es war zu schlimm, er war so enttäuscht, und er griff in die Tasche, um das Feuerzeug hervorzuholen.
Richard wollte sehen, wie man Hugo Gall umgebracht hatte, und entdeckte sehr bald die beiden Einschüsse. Einer im Körper, der andere im Kopf des Toten.
Da war jemand gekommen und hatte ihn regelrecht hingerichtet. Furchtbar!
Er schüttelte sich und wunderte sich zugleich, daß er nicht anfing zu schreien. Das würde vielleicht später eintreten, wenn er diesen Ort des Todes verlassen hatte.
Weg, er wollte und mußte so schnell wie möglich weg. Er hatte den Toten gefunden, und er hatte sich bei einer Frau nach dem Laden erkundigt, all das würde auch die Polizei herausfinden und ihn wahrscheinlich als Mörder jagen, auch wenn er es nicht gewesen war, was sich bestimmt irgendwann herausstellen würde, daran glaubte er fest. Bis es allerdings soweit war, würde Zeit vergehen, eine Zeit, die die andere Seite nutzen konnte. Menzel ahnte, nein, er wußte, wer hinter dem Mord steckte. Das waren Baphomets grausame Diener, sie und keine anderen, denn der Kopf konnte auch ihm geweiht sein.
Richard Menzel wußte nicht, wie lange er neben dem Toten gestanden hatte. Er kam erst wieder richtig zu sich, als er die Ladentür dicht vor sich sah, sie aufzog und die frische Luft sein Gesicht traf, als wollte sie ihn aus einem Traum hervorholen.
Menzel stand da und wußte nicht, wohin er gehen sollte. Er schaute nach vorn, sah die anderen Händler und hatte den Eindruck, daß sie
Weitere Kostenlose Bücher