0900 - Für Teufel, Gold und Templer
nichts, nur war sein Haar dunkel und sehr dicht. Er hatte es nach hinten geschaufelt.
»Was wollen Sie überhaupt, Sinclair? Ich kenne Sie nicht. Wir hatten nie beruflich miteinander zu tun. Durch meine Sekretärin weiß ich aber, daß Sie zu mir wollten, und rätsele nur immer über den Grund Ihres Besuchs!«
»Tun Sie das wirklich, Dacry?«
»Ja.«
Er log ohne seine Stimme zu verändern. Vielleicht war er es gewohnt.
»Es gab eigentlich zwei Gründe«, erklärte ich ihm.
»Da bin ich gespannt.«
»Sollen Sie auch. Der erste Grund ist, daß mich die Kollegen aus Paris um Amtshilfe gebeten haben. Sie stehen unter Mordverdacht, Dacry. Das ist eine Tatsache.«
»Wie nett. Ich als Anwalt stehe also unter Mordverdacht. Und wen soll ich umgebracht haben?«
»Es hat mit Ihrem Beruf nichts zu tun, das wissen Sie selbst. Es gibt in allen Bevölkerungsschichten Killer und Menschen, die sehr brutal sind. Um aber auf den Punkt zu kommen, sage ich Ihnen, daß Sie in Paris einen Hehler umgebracht haben, einen Mann namens Hugo Gall. Sie hatten auch ein Motiv, denn dieser Mann besaß etwas, das Sie unbedingt in Ihren Besitz bekommen wollten.«
»Ach ja?« unterbrach er mich höhnisch.
Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. »Es ist ein Kopf, ein sehr wertvoller Kopf. Der Kopf, den ein gewisser Gerbert d'Aurillac der Nachwelt hinterlassen hat. Eine erste Maschine, die sprechen kann. Ob dies nun auf einer besonderen Technik beruht oder auf Schwarzer Magie, das möchte ich gern herausbekommen. Jedenfalls hat die offizielle Kirchengeschichte diesen Papst jahrhundertelang verleugnet. Er war seiner Zeit wohl voraus, und das hat eine Obrigkeit noch nie vertragen, die doch das Volk klein halten wollte, um selbst ihre Macht weiter ausüben zu können. Und dieser Kopf, der lange Zeit verschwunden war, dann aber wieder auftauchte, wieder verschwand und jetzt erneut aufgetaucht ist, der soll sich in Ihrem Besitz befinden. Und ich glaube daran, Dacry, daß Sie ihn auch besitzen. Es gibt für mich keine andere Alternative. Warum sonst hätten Sie diese alte Templerkirche betreten sollen? Die Beerdigung findet nicht statt, wie Sie Ihrer Sekretärin sagten.«
»Sind Sie da sicher?«
»Ja.«
»Sie könnte aber stattfinden.«
»Richtig. Nur gehören zwei dazu. Der lange Rede kurzer Sinn, Dacry. Wo ist der Kopf? Ich will ihn!«
»Was wollen Sie damit anfangen?«
»Ich werde ihn untersuchen. Ich glaube nämlich nicht, daß es sich lohnt, ihn noch länger bestehen zu lassen. Vielleicht haben die alten Kirchenväter recht. Vielleicht ist er ein Teufelswerk, wobei sein Erschaffer einen Schritt zu weit gegangen ist. Niemand kann uns heute sagen, wie der damalige Papst gedacht hat und in welches Fahrwasser er hineingeraten ist. Noch heute wird er von den Templern verehrt, ich aber frage mich, welche dieses Templer sind. Diejenigen, die den rechten Weg gingen oder die, die den falschen einschlugen?«
»Sie kennen sich aus, Sinclair.«
»Stimmt, ich habe auch lange genug geforscht.«
»Das weiß ich«, erklärte er leise lachend. »In der Branche sind Sie nicht ganz unbekannt.«
»Danke.«
»Aber davon abgesehen, ich habe den Kopf, und ich werde ihn nicht hergeben.«
»Danke für das Geständnis, Dacry. Dann sind Sie es auch gewesen, der den Trödler tötete.«
»Beweisen Sie es!«
»Es wird sich beweisen lassen. Außerdem sind Sie gesehen worden, Mister.«
Sein höhnisches Lachen hallte mir entgegen. »Wobei denn? Wobei hat man mich gesehen?«
»Es gibt Zeugen.«
»Unsinn, es gibt nichts. Ich verlange Beweise, die Sie nicht liefern können.«
»Wir werden die Untersuchungen abwarten. Sie als Anwalt werden es trotz allem schwer haben, sich da rauszuwinden, das kann ich Ihnen versichern.«
»Es interessiert mich nicht.«
»Mich auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Später schon, jetzt will ich den Kopf sehen, und ich weiß verdammt gut, daß er sich in dieser Kirche befindet.«
Diesmal leugnete Dacry nicht und sagte. »Ja, es stimmt. Er befindet sich hier.«
»Wunderbar, dann…«
»Nicht dann, Sinclair, er gehört mir. Sie werden ihn nicht nehmen. Sie sind unwürdig, verstehen Sie?«
»Das können Sie nicht beurteilen, Dacry!«
»O doch, das kann ich. Ich bin Duc Dacry, ich allein!« Er deutete mit dem Zeigefinger auf sich. »Mir gehört der Kopf, denn es ist mein Ahnherr gewesen, der ihn damals versteckt hat. Ich habe ein Recht darauf, denn ich bin der letzte in dieser langen Reihe der Erbfolge. Finden Sie sich
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