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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu übersehen. Kerinnja setzte sich zu ihm auf den Schoß. „Bist du nicht schon zu alt dafür?" meinte Vater. „Ich möchte nie erwachsen werden", sagte Kerinnja. Sie war intelligent und sehr schlau. Auch eine gute Schauspielerin. Wenn sie es wollte, war sie ein Baby. Aber sie konnte sich auch wie eine Dame benehmen.
    Neben ihr wirkte Mutter manchmal unscheinbar und naiv. „Was ist das für ein Job, den du in Aussicht hast?" fragte Kerinnja. „Das ist nichts für kleine Mädchen", sagte Vater. „Komm, geh auf dein Zimmer. Aldina und ich haben miteinander zu sprechen."
    Als Mutter mit dem Abendessen kam, trollte sich meine Schwester aus dem Zimmer. Sie war eingeschnappt, war aber selbst schuld daran, wenn Vater sie fortschickte.
    Diesmal war sie zu schlau gewesen.
    Mich übersahen Vater und Mutter jedoch, also blieb ich.
    Vater und Mutter begannen schweigend zu essen. „Also, was hast du in Aussicht?" fragte Mutter schließlich, als sie ihre Neugierde nicht mehr zügeln konnte. „Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich davon halten soll." Vater machte eine Pause. Er legte das Eßbesteck beiseite und stützte das Kinn in die Hände. Das tat er immer, wenn er nachdachte. „Ich habe heute die Bekanntschaft eines Mannes gemacht, der behauptet, ein Agent der LFT-Regierung zu sein", fuhr Vater fort. „Er bot mir an, für irgendeinen Geheimdienst zu arbeiten.
    Zumindest nehme ich an, daß er einen Geheimdienst meinte, aber er drückte sich nicht klar aus. Er hat nur um die Sache herumgeredet und angedeutet, daß seine Organisation im Untergrund gegen subversive Elemente kämpfe. Auf Terra soll ein Großreinemachen stattfinden, und dafür braucht man erfahrene Männer wie mich."
    Mutter lachte spöttisch. „Hast du gesagt, daß du nichts anderes kannst, als Vaku-Lotsen zu kontaktieren?"
    „Habe ich", sagte Vater leicht verbittert. „Aber er meinte, daß es weniger auf die Ausbildung, als auf gewisse Fähigkeiten ankäme. Er kannte jedenfalls meine Personalakte.
    Die Bezahlung wäre gut."
    „Und?"
    „Ich werde ihn morgen wieder treffen. Da werde ich mehr erfahren.
    Wenn man ihm glauben kann, dann scheint es sich um eine geheime Kommandosache von höchster Regierungsstelle zu handeln. Bei unserem Gespräch ist auch der Name Homer G. Adams gefallen."
    „Der Krüppel?"
    „Aldina!"
    Ich erstarrte, als mich der Blick meiner Mutter traf. „Was hast du denn hier verloren!" herrschte sie mich an. „Ich dachte, du seist schon längst im Bett. Marsch, auf dein Zimmer, du ungehorsames Ding!"
    Ich huschte davon und floh auf mein Zimmer. Es war mir also doch noch gelungen, mich meinen Eltern bemerkbar zu machen. Wenn ich es mir überlegte, so war dies das erste und einzige Mal an diesem Tag.
    Wir wohnten in einer Stadt unter dem Meer, Zwischen zwei Kontinenten, zwischen Europa und Asien, und das Meer, das über unserer submarinen Stadt lag, hieß an dieser Stelle Bosporus.
    Das wußte ich, weil ich zugehört hatte, als Vater es Kerinnja erklärte.
    Da ich sehr aufmerksam war, erfuhr ich auf diese Weise überhaupt sehr viel. So wußte ich auch, daß die Vorfahren von Vater und Mutter auch aus dieser Stadt auf zwei Kontinenten stammten, und daß wir nur deshalb bei der Rückkehr nach Terra uns in Istanbul niedergelassen hatten.
    Leider waren die Wohnungen in den Stadtteilen auf der Oberfläche schon alle vergeben, so daß wir mit dem Apartement in Submarine-Istanbul Vorlieb nehmen mußten.
    Ich sage leider, weil Kerinnja nicht damit zufrieden ist. Aber mir selbst gefiel es hier ganz gut. Ich ging jeden Tag auf Entdeckungsreise und konnte immer Neues finden.
    Aber Kerinnja hätte lieber, wie in Suntown auf Gäa, auf der Oberfläche gelebt. In einem Haus mit Fenstern, die einen Ausblick auf die üppige Parklandschaft boten. Mit dem weiten Himmel, den der Staubmantel bildete und in dessen Schleiern sich nachts das Licht der spärlich gesäten Sonnen brach.
    Ich hatte diesen Anblick auch gerne gehabt, aber da ich ihn nicht mitnehmen konnte, fand ich mich damit ab. Es tat mir nur wegen Kerinnja leid, daß wir eine Wohnung ohne Fenster hatten.
    Einmal hatte Kerinnja zu Vater gesagt: „Warum ziehen .wir nicht nach Schweden?"
    „Warum ausgerechnet so hoch nach Norden?" fragte Vater.
    Da ich den Grund kannte, platzte ich heraus: „Wegen des Nordlichts. Du selbst hast Kerinnja einmal erklärt, daß es dem Nachtschein der Provcon-Faust sehr ähnlich sei."
    „Wer hat dich denn gefragt!" wies Vater mich zurecht. „Deine Schwester

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