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0902 - Das Erbe der Hölle

0902 - Das Erbe der Hölle

Titel: 0902 - Das Erbe der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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selbst die Vögel nicht mehr fliegen können, zeigte er sich mir im strahlenden Licht.« Adam blickte verklärt in die Runde. »Wir sind wie er, seine genauen Abbilder, seine vor allen anderen bevorzugten Kinder. Sein göttlicher Atem erfüllt uns. LUZIFER gab uns den Auftrag, ihm und seiner Schönheit auch weiterhin zu huldigen, indem wir nicht aufhören, davon zu singen und ihn in unseren Erzählungen zu lobpreisen.«
    »Ja, du magst ihn weiterhin lobpreisen, Bruder«, begehrte Kain auf. Entschlossen trat er vor und stellte sich dicht vor Adam. Dabei zeigte sich, dass er eine Winzigkeit kleiner war als dieser, aber das Feuer in seinen Augen brannte zehnmal verzehrender. »LUZIFER ist unser Gott, ja, und das erkenne ich an. Aber, Brüder und Schwestern, steckt nicht auch in uns der göttliche Funke? Sind wir daher schlechter als LUZIFER? Nein, sage ich. Wir sind wie er und müssen ihm daher nicht huldigen. Das Paradies ist sehr schön und es fehlt uns an nichts hier. Aber es ist auch klein und beengt und wir wissen nicht, was außerhalb ist. Interessiert euch das nicht? Mich schon. Lasst uns also aufbrechen und die ganze Welt Untertan machen. Denn es ist unsere Welt, die wir nach unseren Wünschen gestalten können. Und wir müssen genau dies tun, das haben mir heute Nacht meine Träume gesagt. Nur deswegen haben wir ebenfalls den göttlichen Funken bekommen. Das ist unsere wahre Bestimmung.«
    Die anderen schauten unschlüssig zwischen Kain und Adam hin und her. Zumindest bei Abel, das bemerkte Kain sofort, waren seine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen. Der Bruder zuckte erregt mit den Flügelansätzen.
    »Das ist Gotteslästerung«, sagte Adam und streckte Kain mit einem Faustschlag zu Boden. »Sage so etwas niemals wieder, hörst du, Bruder? Denn das ist nicht unsere wahre Bestimmung. Sie kann es nicht sein. Wir haben LUZIFER zu huldigen und sonst gar nichts.«
    Kain erhob sich und betastete sein Kinn. Hass war in seinen Augen, als er Adam musterte. »Das hättest du nicht tun dürfen«, sagte er gefährlich leise. »Ab heute trennen sich unsere Wege, Adam. Ich verlasse die Gruppe und ziehe in die Welt hinaus, um meine eigenen Pläne zu verwirklichen. Wenn es LUZIFER nicht passt, kann er mich ja daran hindern. Mit euch will ich ab jetzt nichts mehr zu tun haben.« Seine Blicke fraßen sich in die Abels. »Was ist, Bruder? Willst du mit mir kommen? Du scheinst mir vernünftiger als die anderen zu sein.«
    Abel zögerte einen Moment. »Ich komme mit dir, Bruder«, sagte er dann. Unter den entsetzten Blicken der Zurückbleibenden flogen Kain und Abel wenig später hoch in die Lüfte.
    »Lass uns zuerst über die Berge gehen und schauen, was dahinter ist«, sagte Kain. »Bevor wir uns die Welt Untertan machen, müssen wir erst erkunden, wie sie beschaffen ist.«
    Als sie die höchsten Gipfel überquerten, erschienen weiter oben am Himmel vier mächtige Lichtsäulen, jede tausend Mal heller als die Sonne. Sie wirkten bedrohlich und Kain und Abel bekamen es mit der Angst zu tun. Etwas unheimlich Mächtiges tastete nach ihnen und zehrte an ihren Kräften. Sie mussten auf dem nächsten Bergplateau landen, das eine steil abfallende Wand, in der die Winde tosten, krönte.
    »LUZIFER kommt, um uns zu bestrafen«, wimmerte Abel, der sich elend und schwach fühlte. Er hatte, wie die anderen, den Gott noch niemals in seinem strahlenden Licht gesehen, denn das war alleine Adam vorbehalten. Nur dieser war in der Lage, den Anblick LUZIFERS auszuhalten. »Wir hätten uns nicht von ihm abwenden dürfen.« Er legte sich auf die Seite, krümmte sich zusammen und zog die Flügel zum Schutz über sich.
    »Wir sind so göttlich wie er«, murmelte Kain trotzig und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Lichtflut. Urplötzlich war sie wieder verschwunden. Kain seufzte erleichtert. Er war sich seiner Sache nicht sicher gewesen.
    Währenddessen umkreisten sechs Schöpferwesen das siebte. LUZIFER fühlte sich in die Enge getrieben. Er wusste, dass etwas schief gelaufen war. Die bedrohlichen Impulse der anderen ließen keinen Zweifel daran.
    »LUZIFER!«, donnerte MELMOTH. »Dein Verrat ist entdeckt. Gegen unseren Beschluss hast du die schöpfergleiche Rasse doch geschaffen. Hast du tatsächlich geglaubt, dass du das vor uns verbergen könntest?«
    LUZIFER schwieg. Er musterte seine Brüder und Schwestern aus roten, brennenden Augen. Nein, das hatte er nicht geglaubt. Er war sich aber sicher, dass sie einmal geschaffene Tatsachen

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