0902 - Das Erbe der Hölle
Sturm. Schockwellen pflanzten sich durch diesen Teil des Multiversums und vernichteten ganze Sonnensysteme, als ein Riss zwischen den Dimensionen entstand. Ein fürchterlicher Riss, hinter der die Finsternis des Nichts lauerte.
LUZIFER schlug um sich und wimmerte, als ihn die Sechsheit in den unglaublichen Abgrund blicken ließ, der sein Gefängnis werden sollte. Dann erfasste ihn ein Sog. Mit ausgebreiteten Flügeln, viele Male um sich wirbelnd, schoss er in die Finsternis hinab. Schmerzen von bisher nicht vorstellbarer Intensität tobten in ihm, ließen ihn erneut brüllen und um Gnade betteln. Doch es war längst zu spät. LUZIFER durchquerte Wolken und Planeten, Galaxien und Zeiten. Furchtbare Wesen griffen nach ihm und versuchten ihn zu töten. Die komplette Schöpfung rauschte an dem gefallenen Schöpfergeist vorbei, auch die des Magischen Universums . Die Wut, die Trauer und die Angst, die LUZIFER fühlte, manifestierten sich in sieben Tränen, die er vergoss und die in den Weiten des Magischen Universums verschwanden. Nach einer Zeit, die dem Verstoßenen wie Jahrmilliarden vorkam, strandete er schließlich im Nichts.
Der Dimensionsriss schloss sich hinter ihm. LUZIFER war von nun an allein. In seiner ganz persönlichen Hölle.
***
Bisher war Svantevit problemlos durch diese seltsame, äußerst instabile Dimension gekommen. Er fragte sich, wie es möglich war, dass sie immer noch Bestand hatte, obwohl ihr Entropiewert(Vereinfacht gesagt: Energien wandeln ihren Zustand ständig. So entstehen Dimensionen oder Universen aus einer zuvor völlig anderen Energieform heraus. Und nur dann, wenn die Energiemenge, aus der eine Dimension neu entsteht, groß genug ist, kann sie sich stabilisieren und ihre Existenz damit wahrscheinlich machen. Wird dieses Energievolumen auf Dauer nicht aufgebracht, bildet sich die neue Dimension wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Sie verflüchtigt sich also wieder im Nichts.) nahezu gegen Null gehen musste. Die Hölle war eine der Dimensionen, die keine sehr hohe Wahrscheinlichkeit besaß, sich dauerhaft in der Schöpfung zu manifestieren. Und doch…
Was machte die Hölle also zu etwas Besonderem? Andere Dimensionen mit einem ähnlichen Instabilitätsgrad hatten sich längst wieder im Multiversum verflüchtigt, waren einfach vergangen. Doch dieses eigentlich interessante Problem beschäftigte Svantevit momentan nur am Rande. Er würde es sich wieder vornehmen, wenn er die Hölle unter seiner Knute hatte. Zuerst musste Stygia besiegt werden. Doch dank des Überraschungsmomentes würde sie nicht die geringste Chance gegen ihn haben.
Der Dämon ging gerade über eine weite Ebene, die von menschlichen Gebeinen übersät war. Hier fühlte er sich besonders wohl, denn sie erinnerte ihn an seine eigene Welt. Plötzlich blieb er stehen und starrte nach oben. Hoch am hellbraunen Himmel, der an eine weite Moorlandschaft erinnerte, erschienen plötzlich Hunderte von fledermausähnlichen Wesen. Mächtig an Gestalt und ziemlich flink. War er unbeabsichtigt in ihren Lebensraum eingedrungen? Würden sie ihn nun angreifen?
Ja! Sie formierten sich flatternd und mit militärischer Präzision zu einem Doppelkreis, dessen Zentrum er selbst bildete. Damit war ihre Absicht völlig klar.
Unruhe machte sich in Svantevit breit. Nicht, weil er Angst vor den Angreifern hatte, sondern weil die unausweichliche magische Auseinandersetzung frühzeitig auf seine Anwesenheit aufmerksam machen konnte.
Bevor ihm eine andere Lösung einfiel, ließ sich der Doppelkreis synchron nach unten fallen. Knapp über dem Boden stoppten die Biester - und griffen an!
Eine Wand aus flügelschlagenden, schwarzen Monstren raste auf Svantevit zu. Ein heiseres Knurren stieg aus der Kehle des menschlichen Körpers, der einst der Triadenboss Li gewesen war. Das Gesicht mit den harten Zügen verwandelte sich in ein Flammenmeer! Gelbrotgrünlich loderte es darin.
Auch in den Augen der Angreifer loderte es. Erste schwarze Blitze zuckten daraus hervor. Mit großer Präzision trafen sie den menschlichen Körper, hüllten ihn ein, veranstalteten ein wahres Inferno. Höllenflammen verwandelten Svantevit in eine viele hundert Meter hoch schießende Fackel, in ein Fanal des Todes.
Es schien nur so. Svantevit blieb ruhig. Die fremde Magie war selbst in dieser Konzentration kein Problem für ihn. Nicht mehr als eine Fliege auf der Haut des einstigen Menschen Li, die ihn höchstens ein wenig belästigen, aber niemals verletzen
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