0902 - Das Erbe der Hölle
oder gar töten konnte.
Die Angreifer waren bis auf 30 Meter heran. Adax schrie triumphierend und schickte zwei weitere schwarze Blitze in das Inferno. Ihr Opfer brannte lichterloh! So einfach war das gewesen?
Bis jetzt war die Magie der Flammenfratze auf Lis Gesichtsumfang beschränkt geblieben. Nun weitete es sich mit einem Schlag aus. Eine Feuerfront raste nach allen Seiten weg, überrollte die Angreifer, ließ sie in glühender Hitze verschwinden. Körper überschlugen sich, flatterten hilflos, standen gleich darauf selbst in hellen Flammen. Das Stakkato aus ultrahohen Todesschreien ließ Berge noch in weiter Ferne bersten: Die spionierenden Irrwische und auch niedere Dämonen, die sich in der Nähe aufhielten, wurden von den Tönen zerrissen.
Adax, der die Katastrophe im letzten Moment hatte kommen sehen, war instinktiv nach oben geschossen. Knapp unter ihm raste der schreckliche Feuerball her. Er spürte die fremde, unglaublich starke Magie, die in den Flammen steckte. Selbst Lucifuge Rofocale hatte nichts Vergleichbares aufzubieten gehabt.
Adax schrie, als ein Flammenausläufer sein linkes Bein traf und ihn zu lähmen drohte. Er verstärkte seine Anstrengungen, nach oben weg zu kommen, einen Tick schneller als die todbringende Wand zu sein. Erneut trafen ihn zwei Ausläufer, wirbelten ihn herum und schleuderten ihn weg. Der oberste Wächterdämon schloss in diesem Moment mit seinem Leben ab. Er wimmerte und wartete auf das Ende.
Irgendwann bemerkte er, dass er im Schatten eines mächtigen Berges lag. Svantevits Feuer verlor sich irgendwo am Horizont und ließ grauenhaft schöne Lichtspiele am braunen Himmel entstehen. Immer wieder zuckten Blitze darüber.
Ich… ich lebe… Adax konnte es nicht fassen. Und begriff mit seinem scharfen Verstand, der langsam wieder einsetzte, dass er soeben das Glück seiner gesamten Existenz aufgebraucht hatte. Die Feuerlohe hatte ihn hinter den Berg geschleudert und war über ihn hinweg gerast.
Der Wächterdämon blieb noch einige Momente liegen. Erst dann traute er sich wieder vorsichtig in die Lüfte. Was er sah, erfüllte ihn mit schrecklichstem Grauen. »Nein«, murmelte er, »nein. Was hast du angerichtet, Fürstin? Du hast fast alle von uns in ihr Verderben gezwungen.«
Überall auf der verbrannten Ebene lagen grotesk verrenkte Skelette. Neue Skelette. Die der umgekommenen Wächterdämonen! Flügelreste stachen wie Schattenrisse in den immer noch irrlichternden Himmel, in dem sich aufeinander geprallte Magien austobten. Hautfetzen hingen daran und flatterten im aufgekommenen Sturm, der brüllend die Ebene durchzog. Dort unten, der Schädel auf dem gebrochenen Genick, der noch im Tod Verzerrung und Panik widerspiegelte, so jedenfalls kam es Adax vor, war das nicht sein Freund Zooram? Verzweifelt, von großem Schmerz durchdrungen, senkte er das Haupt. Erst nach vielen Sekunden erhob er es wieder.
Svantevit konnte er nirgendwo mehr sehen. War der Eindringling weiter gegangen, als ob nichts geschehen wäre? Oder versteckte er sich jetzt, ein wenig vorsichtiger geworden?
Adax, der nicht glauben konnte, wie weit er vor der Flammenlohe geflohen war, stieß einen besonders hohen Schrei aus. Langsam erschienen ein paar Wächterdämonen über den Bergen. Verstört und angeschlagen flatterten sie in Richtung ihres Anführers. Nach einiger Zeit stand fest, dass nur 17 von ihnen das Massaker überlebt hatten.
»Merus, Sal, Ebaoth, Sabatha, Leem, Zooram, alle sind sie tot«, flüsterte Adax. »Das Geschlecht der stolzen Wächterdämonen ist damit auf einen Schlag vernichtet, ausgelöscht. Wir fliegen zurück und erstatten der Fürstin Bericht. Du, Levithan, wirst hingegen hier bleiben und versuchen, Svantevits Spur wieder zu finden. Wenn er nicht entdeckt wird, wird er nicht nur uns, sondern die ganze Hölle auslöschen oder versklaven. Die Macht dazu besitzt er.«
Levithan schlug zum Zeichen der Zustimmung mit den Flügeln. Auch wenn er sich unwohl dabei fühlte, hätte er doch niemals widersprochen. Wächterdämonen wurden vollkommen auf ihren Anführer geprägt, sein Wort war Gesetz.
***
Asmodis' Erinnerungen
»Du bist also tatsächlich von ihnen verstoßen worden«, keuchte Asmodis. Der Fall ins Nichts, den er mit LUZIFERS Sinnen hatte miterleben müssen, wirkte noch immer nach. Er fühlte sich, als sei er in Milliarden Einzelteile zerrissen, die sich langsam ordneten, aber nicht richtig zueinander fanden. Alles fühlte sich wirr an, unrichtig, zersplittert. Nur
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