0903 - Nächte der Angst
hatten, konnten wir uns normal bewegen. Später würde es schwieriger werden, denn überall würden Zweige und kleine Äste herumliegen, auf die wir treten konnten.
Meine Gedanken drehten sich um den Besucher. Das Gesicht und auch die gesamte Gestalt gaben mir Rätsel auf. Mein Gefühl sagte mir einfach, daß dieser glatte Typ mit der Mafia nichts im Sinn hatte.
Aber womit dann?
Das war die große Frage. Sollten die Serrano-Schwestern auf verschiedenen Hochzeiten tanzen?
Zuzutrauen war ihnen dies. Die hatten auf mich nicht den Eindruck gemacht, aufgeben zu wollen.
Es hätte sie auch nicht gestört, wenn wir sie verhaftet hätten. Mit einem richtigen Anwalt im Hintergrund wären sie sehr bald wieder freigekommen, und so hatten wir uns eben für einen anderen Weg entschieden.
Hoffentlich führte er ans Ziel. Alles andere war zweitrangig geworden.
Suko und ich hatten den Eindruck, schneller zu gehen, als die drei von uns Verfolgten. Zwangsläufig würden wir sie hören müssen; wenn sie den Wald erreicht hatten und sich durch das Unterholz schlugen.
Sprechen hörten wir sie nicht. Es war auch kein Scheinwerferstrahl zu sehen. Amanda und Olivia Serrano kannten sich so gut aus, daß sie ihren Weg auch im Stockfinstern fanden.
Im Gegensatz zu uns.
Wir standen vor der dichten Insel wie die Ochsen vor dem Berg. Leuchten konnten wir nicht, das Licht hätte auf uns aufmerksam gemacht, so mußten wir uns im Dunkeln vortasten, lauschten sicherheitshalber in den Wald hinein und waren beide nicht besonders begeistert davon, daß wir nichts hörten.
Mein Freund schüttelte den Kopf. »Da sie nicht fliegen können, müssen die Schwestern hier jeden Fußbreit Boden kennen.«
»Im Gegensatz zu uns.«
»Wir gehen aber trotzdem.«
»Klar.«
Es war kein Gehen, es war ein Schleichen. Wir kamen uns wie in den Kindertagen vor, als wir Verstecken gespielt und uns herangepirscht hatten.
Wir blieben auf Sichtweite, traten immer vorsichtig auf und waren froh, daß der Waldboden weich war. So waren wir nicht zu hören.
Noch immer wagten wir es nicht, unsere Leuchten einzuschalten, und wir verließen uns nach wie vor auf Augen und Gehör.
Und wir hatten Glück. Ein leises Lachen erreichte unsere Ohren. Schlagartig blieben wir stehen. Ich schaute nach links, wo mein Freund Suko stand, der seinen rechten Arm halb angehoben hatte und in eine bestimmte Richtung deutete.
Ich war mit dieser Richtung einverstanden und gab dies durch ein Nicken bekannt. Ohne dieses Geräusch hätten wir das Trio wohl aus den Augen verloren.
Bisher war der Wald relativ gut zu durchqueren gewesen. Die Bäume hatten nicht allzu dicht gestanden, das änderte sich nun. Die Umgebung paßte uns nicht mehr. Unterholz erschwerte das Vorwärtskommen. Große Grasbüschel bildeten Stolperfallen. Die Verfolgung gestaltete sich immer schwieriger.
Das Lachen wiederholte sich nicht. Dafür aber hörten wir eine Stimme. Olivia Serrano sprach. »Du hast alles gesehen. Dürfen wir dich noch fragen, ob du zufrieden bist?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Dann gib uns Bescheid.«
»Und dieser Ort ist wirklich sicher?«
Die Antwort gab Amanda. »Jetzt schon, nachdem alles andere geregelt wurde.«
Wir grinsten beide, da wir wußten, daß wir mit dieser Erwiderung gemeint waren.
»Schön, ich werde mich bald melden. Ich denke, daß es hier einsam genug ist.«
»Aber du wirst nicht allein erscheinen?« fragte Olivia.
»Nein, auf keinen Fall. Ich habe Freunde. Ihr werdet es sehen, falls ihr zuschauen wollt.«
»Gern.«
»Es ist auch neu für uns«, sagte Amanda.
»Aber ihr habt davon gehört?«
»Viel sogar und auch gelesen.«
»Das ist gut. Ich war in den Staaten. Dort habe ich den Kontakt bekommen. Ich war begeistert, er hat meinem Leben einen anderen Sinn gegeben, und ich werde bald in der Hierarchie ganz nach oben steigen, denn dann erst gehöre ich zu ihnen.«
»Wir gönnen es dir. Unsere Unterstützung hast du«, sagte Amanda. »Zunächst nur passiv, aber das kann sich ändern. Jedenfalls freuen wir uns auf die Zukunft.«
»Und diese Bullen, die bei euch waren?«
Diesmal lachte Olivia. »Keine Sorge, sie können mir nichts. Würden sie uns einbuchten, so würden sie sich lächerlich machen. Und das wollen sie nicht.«
»Ich verlasse mich auf euch!«
Sie sprachen, aber ihre Stimmen wurden so leise, daß wir nichts verstehen konnten. Suko flüsterte mir ins Ohr. »Weißt du, wovon sie gesprochen haben?«
»Nein, keine Ahnung.«
»Es wird uns
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