0904 - Ein teuflischer Verführer
nervös geworden. »Hat er über Einzelheiten gesprochen?«
»Nein, das hat er nicht.«
»Schade.«
»Warte es ab. Wir werden alle drei sehr zufrieden sein, Idas könnt ihr mir glauben. Wenn wir gehen, wird er den Hund zurücklassen. Satan soll das Haus bewachen. Ich bin sicher, daß er seine Aufgabe erfüllen wird. Man weiß ja nie, wer noch hier erscheint.«
»Denkst du an die beiden Polizisten?« fragte Olivia.
»Ja.«
Olivia winkte ab. »Das ist vorbei. Es lohnt sich nicht, weiter darüber nachzudenken.«
»Ja, wie ihr meint.« Vera wartete darauf, daß endlich etwas passierte. Wenn sie schon vor dem Tor in ein anderes Leben stand, wollte sie, daß es so bald wie möglich weit aufgestoßen wurde.
Lou Ryan hielt sich zurück. Er betrat das Zimmer nicht, aber sie hörten, wie er durch das Haus ging.
Hin und wieder sprach er auch mit seinem Hund, der daraufhin knurrte.
Dann erschien Satan im Wohnzimmer. Er tappte hinein, das Licht erwischte ihn und malte einen Schatten, der größer war als der Hund selbst. Vor der Tür blieb Satan stehen. Er schnüffelte. Er hatte wieder das Maul geöffnet und zeigte seinen Rachen. Dann durchtappte er das Zimmer, schaute in jede Ecke, als wollte er es in Besitz nehmen. Irgendwie war es auch so, denn Satan würde als Wachhund zurückbleiben und jeden zerfleischen, der versuchte, in das Haus zu gelangen.
Auch Lou betrat den Raum. Er glitt hinein, als würde er schweben. Er hatte sich gekämmt. Sein blondes Haar fiel nicht mehr im Scheitel, sondern lag jetzt glatt nach hinten. Es war so lang, daß er sich einen Pferdeschwanz hatte binden können.
»Wie geht es euch?« fragte er.
»Wir warten auf dich!« flüsterte Vera.
»Ich weiß, und die Zeit ist gut. Noch haben wir Vollmond, die Dunkelheit ist ebenfalls vorhanden, sie wird mit ihrem Mantel alles gnädig verdecken, und wir können ganz unter uns sein. Es wird niemanden geben, der uns stören kann. Solltet ihr Besuch bekommen, wird Satan ihn zerfleischen. Ich habe ihm den Befehl gegeben. Wer immer versucht, in dieses Haus einzudringen, wird zerrissen werden.«
»Das ist gut«, flüsterte Amanda. »Das ist sogar sehr gut. Wir freuen uns darauf.«
»Laßt uns jetzt gehen.«
Die Frauen schauten sich noch einmal an, lächelten sich zu und faßten sich an den Händen. Wie von selbst bildeten sie einen Kreis, und sie wollten durch diese Geste dokumentieren, daß sie zusammengehörten. Sie waren jetzt eine verschworene Gemeinschaft, die kein Fremder mehr durchbrechen konnte. Sollte er es trotzdem versuchen, würde er sein Leben lassen, das stand fest.
Lou Ryan hatte bereits die Tür geöffnet. Er stand vor dem Haus und drehte ihm den Rücken zu. Den Kopf hatte er zurückgelehnt, so schaute er zum Himmel, der sich aufgelockerter zeigte als noch am Morgen. Es gab freie Flächen, so daß der Mond auf die Erde hinabglotzen konnte. Wenn Wolkenschleier vor ihm hertrieben, dann waren sie dünn wie Gardinen.
Er drehte sich um. »Kommt!«
Die drei Frauen ließen sich nicht länger bitten. Sehr schnell hatten sie die Schwelle überwunden.
Zurück blieb Satan.
Als sie die Tür bereits hinter sich geschlossen hatten, hörten sie noch immer sein Knurren.
Er würde jeden zerfleischen - jeden…
***
Wir hatten den Rover genommen und waren die Strecke gefahren, die Suko und ich schon kannten.
Im Fond hockte Chief Inspector Tanner wie ein geduckter und gleichzeitig gereizter Tiger, der darauf wartete, seine Beute anspringen zu können.
Tanner war nicht nur nervös. Er stand auch unter Strom und machte sich gleichzeitig Vorwürfe, nicht schnell genug gehandelt zu haben. Wir konnten sagen, was wir wollten, er ließ sich einfach nicht davon abbringen, versagt zu haben.
Er wollte auch immer wieder wissen, ob wir uns im Haus und auch in der Gegend gut genug auskannten. Ich mußte ihm davon erzählen, daß man mich im Keller gefangengehalten hatte, wo ich ein Blutopfer für drei Vampire hatte werden sollen.
»Dann scheinen die Schwestern ja besondere Früchtchen gewesen zu sein«, bemerkte er.
»Sind sie auch«, sagte Suko.
»Und ihr habt sie trotzdem laufenlassen?«
»Ja.«
»Warum?«
»Wir konnten ihnen zwar beweisen, daß sie John festgehalten hatten, aber das war auch alles. Angeblich hatten sie keinen Kontakt zur Mafia und zu den Vampiren. Sie wußten zudem nicht, welches Geheimnis die Lichtung barg. Jedenfalls hätten sie uns freiwillig nichts gesagt, und so kamen wir zu dem Entschluß, sie an der langen Leine zu
Weitere Kostenlose Bücher