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0904 - Ein teuflischer Verführer

0904 - Ein teuflischer Verführer

Titel: 0904 - Ein teuflischer Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie nicht. Nur die eigenen Tritte knirschten oder raschelten. Die Vögel hielten sich in den Bäumen versteckt, wo sie auch schliefen.
    Der Wald gehörte ihnen, er gehörte dem Bösen, denn nichts anderes verkörperte Lou Ryan.
    Er freute sich darauf, die Lichtung zu sehen. Dort fühlte er sich geborgen, da würde er wachsen, denn schon beim ersten Besuch hatte er die Macht der Steine zu spüren bekommen. Sie hatte ihn getroffen wie ein Hauch, sie war in ihn eingedrungen, und er hatte sich nicht gegen sie gestemmt. Er hatte sich mit dem verwandt gefühlt, was ihn umgab, und auch jetzt merkte er, wie sich ihm die andere Seite immer mehr öffnete, als wollte sie ihn willkommen heißen.
    Wolken wanderten vor den Mond, verdeckten ihn, gaben ihn wieder frei, ließen das Licht zur Erde bestrahlen und auch auf die Lichtung.
    Vera Tanner war überrascht, als sie noch einmal das Unterholz zusammendrückten und mit den folgenden Schritten auf die Lichtung traten, wo sich die Steine zu einem Kreis zusammengefunden hatten, es aber genügend große Zwischenräume gab, um die Mitte dieser Insel betreten zu können, wo sich Lou Ryan bereits aufgebaut hatte und seinen drei Frauen mit beiden Händen zuwinkte.
    Sie traten langsamer näher. Besonders Vera Tanner, denn für sie war alles neu.
    Ein wenig scheu sah sie sich um. Das Band zwischen ihr und Lou Ryan war aufgebrochen, sie nahm die Realität wieder so wahr, wie sie tatsächlich war, und Vera hatte den Eindruck, als wäre das Mondlicht dabei, sich in Eis zu verwandeln, das auf ihrem Körper eine kalte Gänsehaut hinterlassen hatte.
    Die Steine schwiegen. Als Vera den ersten passierte, streckte sie den linken Arm aus und strich mit ihrer Handfläche darüber hinweg.
    Fühlte sich das Gestein anders an als sonst?
    Sie wußte es nicht. Sie konnte überhaupt nichts darüber sagen, aber sie stand ihm auch nicht negativ gegenüber, denn wahrscheinlich drang aus ihnen die neue Kraft.
    Lou Ryan winkte ihr zu. Er tat es mit einer lässigen und zugleich herrischen Geste, wie jemand, der sich einer anderen Person hundertprozentig sicher ist.
    Nichts, was Vera lieber getan hätte, als gerade ihm zu folgen. Sie holte tief Luft. Zugleich spürte sie auch eine gewisse Schadenfreude darüber, daß sie den anderen beiden Frauen vorgezogen worden war, die weiterhin am Rand der Lichtung warteten und dort standen wie zwei Denkmäler aus Schatten. Nichts rührte sich in ihren Gesichtern, auch ihre Körper blieben starr. Die Schwestern nahmen es hin, und sie sprachen ihre Gedanken aus.
    »Es ist etwas anderes, Olivia - oder?«
    »Ja.«
    »Hier befinden sich Geheimnisse«, sprach Amanda weiter, »von denen wir nichts wissen. Sie müssen vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden manifestiert worden sein. Hier hat jemand etwas zurückgelassen, das wir nicht kennen…«
    »Was kennen wir denn schon?« fragte Olivia zurück.
    »Wenig.«
    »Zu wenig.«
    »Richtig, Schwester.«
    Ihre Stimmen verstummten, denn sie hatten gesehen, wie sich Vera Tanner einen Ruck gab. Mit vorsichtigen, aber dennoch sicheren Schritten bewegte sich die junge Frau durch eine Lücke zwischen den Steinen auf dem Mittelpunkt der Lichtung zu. Dabei hatte Vera den Eindruck, ins Licht zu treten. Es war für sie wie eine Auriole.
    Es war einfach wunderbar. Sie fühlte sich unter den Strahlen des Mondes geborgen. Sein Schein begleitete sie auf den Weg in die neue Welt.
    Lou winkte noch einmal. Auch er kam ihr verändert vor, was ebenfalls am blassen Schein liegen mußte. Er war nicht zu einer strahlenden Gestalt geworden, aber das Mondlicht hatte ihn trotzdem verändert. Es umschmiegte ihn und schaffte es, ihm trotz seiner dunklen Kleidung ein beinahe schon feinstoffliches Aussehen zu geben.
    Vera blieb stehen, als sie nahe genug an ihn herangekommen war. Sie schaute zu, wie er sich bewegte und die Arme anhob. Es geschah lautlos, er war so sicher, und sehr bald schon spürte Vera den Druck der Handflächen auf ihren Schultern.
    Beide schauten sich an. Vera konnte nicht anders, sie mußte den Blick einfach gegen seine Augen richten, die so klar waren wie geschliffene Diamanten. Sie starrten die junge Frau an, als wollten sie ihren Blick tief in deren Seele brennen.
    Auch die Berührung der Hände hatte bei Vera etwas verändert. Äußerlich war sie gleich geblieben, das andere fand in ihrem Innern seinen Weg, und es war der neue Kraftstrom, der durch ihre Glieder fuhr und sie dabei vom Kopf bis zu den Zehenspitzen hin ausfüllte.
    Sie konnte

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