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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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zur Entfaltung.«
    »Fluch?«
    »Die Gabe, die den männlichen Mitgliedern Ihrer Familie in die Wiege gelegt sind.«
    Hall wusste, was sie damit meinte, deshalb überging er mögliche weitere Fragen dazu. Stattdessen wollte er wissen: »Wer war mein… Vater? Und was… geschah mit meiner… Mutter?«
    »Sie starb bei Ihrer Geburt. So wie alle Mütter Ihrer Linie nach der Geburt eines Sohnes starben.«
    »Dann… bin ich schuld am Tod meiner Mutter?«
    »Von der Schuld eines Neugeborenen zu sprechen, wäre sicherlich überzogen.«
    Das war nicht die Antwort, die Hall hatte hören wollen, denn indirekt bestätigte die Königin damit seine Befürchtung.
    »Wo… ist mein Vater jetzt?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Er machte kein Hehl aus seiner Enttäuschung. »Ihr wisst es nicht? Aber wenn Ihr mich die ganze Zeit observieren ließet, warum dann nicht auch -«
    »Ihr Vater war ein sehr eigensinniger Mann. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, verwirklichte er es auch meist. Und offenbar setzte er sich irgendwann in den Kopf, spurlos von der Bildfläche verschwinden zu wollen - und sich damit unserem Zugriff zu entziehen.«
    »Warum? Hatte er etwas zu befürchten?«
    »Von uns nicht, im Gegenteil. Vielleicht hätten wir ihn sogar von Dingen abzubringen versucht, die sein sicheres Verderben bedeutet hätten. So aber…«
    »Und Großvater? Wo ist sein Grab? Haben Sie auch ihn persönlich gekannt?«
    Victoria schüttelte den Kopf. »Über ihn weiß ich nur, was das Buch mir vermittelte - oder zeitgenössische Quellen erzählen.«
    »Das Buch?«
    »Dieses hier«, sagte die Königin, beugte sich unter den Tisch und zog etwas hervor. Es war ein altes, abgenutztes wirkendes Buch. »Es ist das Tagebuch Ihres Großvaters, Mister Hall. Er beschreibt darin die unerhörten Dinge, die das Königreich gefährden… und zurück bis zu den ehrenwerten Grosvenors reichen. Denen einst der Grund und Boden gehörte, auf dem später das Millbank Penitentiary errichtet wurde. Dinge, die letztlich dazu führten, dass das Grosvenor-Anwesen abgerissen und die Anstalt dort erbaut werden musste. George III. und seine Berater sahen darin die einzige Möglichkeit, dem Begrabenen Herr zu werden. Doch nun… scheint dieses… Etwas wieder erstarkt und bemüht, die Siegel niederzureißen, die es für alle Ewigkeit in die lichtlose Tiefe bannen sollten…«
    ***
    Das Begrabene.
    Albert Hawk.
    Millbank Penitentiary…
    So viel Neues, so viel Unerwartetes brach über Arsenius Hall herein, dass er kaum noch wusste, wo ihm der Kopf stand.
    »Was… habe ich mit all dem zu tun? Außer dass ich… der Sohn derer sein soll, die dieses ›Begrabene‹ einst zu besiegen suchten?«
    »Sie, mein junger Freund, sind unsere Hoffnung. Ich weihe Sie jetzt in die geheimsten Geheimnisse ein, in die auch ich mit meiner Krönung eingeweiht wurde. Kaum mehr als eine Handvoll Menschen kennt die Geschichte - die wahre Geschichte -, die zur Entstehung der Millbank-Haftanstalt führte.«
    »Was genau ist das Begrabene?«, wollte Hall wissen. Es war nicht neu für ihn, dass es Dämonen und Untote gab. Seit er seine Gabe beherrschte, machte er Jagd auf sie, wo immer er auf ihr Wirken aufmerksam wurde. Aber das, wovon Victoria sprach, schien um ein Vielfaches gewaltiger und… gefährlicher als das Gezücht, dem er den Kampf angesagt hatte.
    »Wir wissen es nicht. Man fand es nie heraus. Aber es steckt im Boden unter dem Millbank. Es steckte schon darin, als sich dort noch die Mühle der Westminster-Abtei erhob. Sir Robert Grosvenor ließ sie abreißen und sein Landgut darauf errichten. Damit begann das dunkelste Kapitel seines Lebens. Er verlor seine Frau, kurz nachdem sie ihm ein Kind geboren hatte. Sie versank bei einem Jagdausflug im Moor, sagt man. Das hat Grosvenor nie verwunden. Er verfiel im gleichen Maße, wie sein Besitz verfiel. Doch eines Tages kehrte sein Weib zurück.«
    »Sie kehrte zurück?«
    »Das erzählten seine Tochter und er einhellig. Aber es muss wohl eher eine Täuschung gewesen sein, die das Unterirdische schickte. Grosvenor erwachte irgendwann aus seinem Wahn, der ihm die Rückkehr seiner Frau vorgegaukelt hatte. Er wandte sich an die Krone, bat sie um Hilfe. Und die Krone schickte ihm…«
    »… meinen Großvater?«
    »Exakt. Ihren Großvater, Edward Hawk. Er arbeitete damals für den König. In Angelegenheiten, über die ich wohl keine Details zu verlieren brauche?«
    Hall schüttelte den Kopf. Aus dem, was Victoria bislang preisgegeben hatte,

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