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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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ausbremste.
    Aber tat er das wirklich?
    Zamorra entschied sich, erst einmal abzuwarten. Der Detective war kein Greenhorn mehr. Und er hatte einen Informationsvorsprung, der ihn sich so verhalten ließ, wie er es gerade tat. Er würde seine Gründe haben.
    »Gab es bereits Opfer?«, fragte Zamorra. »Ich meine, kamen Menschen im Krankenhaus durch ihn zu Schaden?«
    »Wenn ich das so genau beantworten könnte…«
    Die Aussagen des Yard-Mannes wurden immer rätselhafter.
    Zamorra machte eine Geste der Kapitulation. »Es ist Ihr Fall, Monsieur Hogarth. London ist eine wundervolle Stadt. Wir werden es nicht bereuen, alles stehen und liegen gelassen zu haben und nach Ihrem Anruf unverzüglich hierher gejettet zu sein. Diese Stadt bietet -«
    »Ich wollte Sie nicht erzürnen, Monsieur le professeur, und Ihre charmante Lebensgefährtin…« Sein Blick ging zu Nicole. »… auch nicht. Wenn es so ankam, entschuldige ich mich. Ich… nun, ich sortiere momentan selbst erst noch alles in meinem Kopf. Fakt ist: Der unmittelbare Bereich um das Zimmer von Patient X musste isoliert und evakuiert werden. Momentan darf es niemand betreten. Der Patient ist damit sich selbst und den Maschinen überlassen, an die er nach wie vor angeschlossen ist.«
    »Das ist der Status?«, fragte Zamorra. »Daraus ist aber noch nicht zu entnehmen, was zur Einleitung dieser drastischen Maßnahmen führte. Noch einmal: Gab es Todesfälle, die mit dem Unbekannten in Verbindung gebracht werden?«
    Hogarth schüttelte den Kopf. »Nein, keine Todesfälle.« Er wies zur Drehtür. »Kommen Sie bitte mit hinein. Ich zeige Ihnen, was passiert ist - und woraus ich ableiten muss , dass Patient X… nun, vielleicht nicht erwacht, aber doch irgendwie aktiv und initiativ geworden ist.«
    Er ging voraus, und als er sich umdrehte, tauschten Zamorra und Nicole einen vielsagenden Blick. Gleichzeitig aber machte Zamorra eine Geste der Beschwichtigung, mit der er signalisierte: Geben wir unserem Freund eine Chance.
    Nicoles Nicken verriet, dass sie es ähnlich sah. »Wohin führen Sie uns?«, fragte sie.
    Ohne sich umzudrehen, antwortete Hogarth: »In den Flügel, in dem die… Opfer untergebracht wurden.«
    »Ich dachte, es gäbe bislang keine Opfer…«
    Hogarth zuckte die Schultern. »Ich sagte nur, keine Toten. Das ganze ist sehr viel… fantastischer. Eigentlich unerklärlich, aber damit brauche ich wohl kaum zu kommen. Es muss Erklärungen geben, nur haben die wohl kaum etwas mit dem normalen Weltbild eines Durchschnittsbürgers dieser Stadt zu tun.«
    »Zu denen gehören Sie seit der Tate-Geschichte auch nicht mehr«, sagte Nicole.
    »Ich weiß«, erwiderte der Detective, ohne darüber erfreut zu klingen.
    Vorbei an der Anmeldung gelangten sie durch einen Vorraum zu den Aufzügen. Hogarth wählte einen Lift, der nur mit einem Schlüssel zu rufen war: Zu dritt fuhren sie wenig später in den neunten Stock des Klinikums und folgten dort den Richtungspfeilen in den Nordflügel.
    »Fangen wir mit den medizinischen Wundern an«, sagte Hogarth, als er vor einer Tür zum Stehen kam. Er klopfte sanft gegen das Holz, öffnete und lud seine Begleiter zum Eintreten ein. »Wenn ich bitten darf…«
    Nicole ließ Zamorra den Vortritt, folgte aber dicht auf. Das Schlusslicht bildete Hogarth, der auch die Tür wieder ins Schloss zog.
    In dem klassisch eingerichteten Krankenzimmer gab es vier Betten, die allesamt belegt waren.
    Nur nicht, wie sich herausstellen sollte, von Kranken.
    ***
    Nicht alle strotzten regelrecht vor Gesundheit, aber ihnen allen war eines gemeinsam: Sie wirkten ärgerlich und… verständnislos. Vier Frauen im gesetzteren Alter - Zamorra schätzte sie auf um die Sechzig - blickten von ihrem Kartenspiel auf, mit dem sie sich vor der Fensterfront des Zwanzig-Quadratmeter-Raumes die Zeit vertrieben.
    »Das sind vier von insgesamt neun Fällen ihrer Art«, raunte Hogarth Zamorra zu, nachdem er ein lautes Hallo in die Runde geworfen hatte.
    Die Augenpaare blitzten ihn an. Ja, sie waren wütend, daran gab es für Zamorra keinen Zweifel. Er und Nicole hingegen ernteten neutralere Blicke, durchaus neugierig, aber zunächst einmal ohne besonderen Vorbehalt.
    »Sind Sie gekommen, um uns endlich Antworten zu geben - oder nur um uns erneut zu vertrösten?«, herrschte eine resolute Dame in einem karogemusterten Morgenmantel den Detective an.
    Irgendwie erinnerte die Frage Zamorra an sein eigenes Gegen-unsichtbare-Wände-rennen bei Hogarth. Fast schadenfroh erwartete er

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