0906 - Das Gericht der Kryn
anzubringen?"
„Doch. Genau das glaube ich."
„Du hast den Verstand verloren. So etwas wäre geradezu idiotisch von den Kryn."
Plondfair drehte sich wieder. um und ließ sich in den Sessel sinken. Er verdrehte Hände und Arme so, daß er sie an den seitlichen Lehnen vorbei unter den Sessel schieben konnte.
„Ganz und gar nicht", erwiderte er. „Überlege doch mal. Die Kryn wollen die große Explosion im All. Sie wollen, daß man sie auf Starscho auch sehen kann. Also gibt man uns einen Sprengsatz mit extremer Helligkeitsausschüttung mit."
„Das ist richtig. Ich sehe es ein. Aber so etwas ist doch nicht hier, sondern im Heck des Schiffes, wo wir es nicht erreichen können. Die Kryn werden nicht zulassen, daß wir den Sprengsatz entschärfen."
Plondfair zeigte zornig lächelnd auf die Transparentkuppel.
„Wenn die Verbotenen Zonen nun doch aufgehoben sind, dann sollen wir dennoch sterben. Die Kryn brauchen auf jeden Fall den großen Blitz. Dazu aber ist es nicht nötig, das ganze Schiff zu zerstören. Eine Lichtbombe mit geringer Sprengwirkung genügt. Sie braucht ja nur diese Kuppel zerstören, alles weitere erledigt der Weltraum. Deshalb gibt es keinen besseren Platz für die Bombe als unter unseren Sesseln. Wenn es blitzt, können die Kryn ganz sicher sein, daß sie uns los sind. Wenn sie die Bombe aber hinten am Triebwerk einbauen, dann könnte es passieren, daß wir hier in dieser Zelle überleben. Massive Panzerwände schützen uns."
Demeter griff nach seiner Hand.
„Es tut mir leid", sagte sie. „Für einen Moment habe ich an deinem Verstand gezweifelt. Jetzt aber sehe ich ein, daß du recht hast. Es könnte So sein, wie du sagst."
„Es ist so."
Er drehte sich wiederum herum, bis er auf den Knien im Sessel hockte. Er löste seine Gürtelschnalle ab und nahm sie auseinander. Dabei zog er ein scharfkantiges Stück Metall heraus. Mit diesem schlitzte er nun die Polster seines Sessels auf.
„Das habe ich mir doch gedacht. Sieh dir das an, Demeter. Die Kryn haben uns in Sessel aus Sprengstoff gesetzt!"
*
Anja Veronese befand sich vor einer vollautomatischen Fabrikationsanlage, die Roboter fertigte. Es waren ausschließlich Kampfroboter, wie sie bald erkannte. Vor Überraschung ließ sie Galto Quohlfahrt los. Dieser stürzte zwei Meter tief ab und landete auf Geröll und Schutt in wirbelndem Staub. Ein Posbi eilte auf federnden Spinnenbeinen auf ihn zu und half ihm auf.
„Bist du verletzt?" fragte Insekten-Sue mit schriller Stimme.
Galto Quohlfahrt stieß den Posbi zur Seite.
„Ich bin in Ordnung", beteuerte er. „Woher kommst du überhaupt? Ich erinnere mich nicht daran, daß ich dir erlaubt habe, mitzukommen."
Insekten-Sue antwortete nicht darauf, sondern besprühte die rechte Wange des Olliwyners mit einem farblosen Verband, um so einen winzigen Kratzer in der Haut gegen eine mögliche Infektion abzuschirmen.
„Laß mich endlich", brüllte Quohlfahrt und schaltete seinen Antigrav ein, so daß er nun aus der Staubwolke aufstieg. Insekten-Sue, die nicht fliegen konnte, versuchte vergeblich, ihn aufzuhalten. Jammernd blickte sie ihm nach.
Der Robotologe bemerkte die auf ihn gerichteten Blicke der Radiologin. Er sah, daß Anja Veronese belustigt lächete.
„Was ist los?" fragte er, wobei er sich bemühte, die freigelegte Maschinenanlage zu ignorieren. Er war zornig auf Insekten-Sue und eifersüchtig auf die Wissenschaftlerin, da sie erfolgreicher war als er.
„Sie haben Ihr Kindermädchen ja doch dabei", sagte sie spöttisch. „Und ich habe gedacht, Sie könnten wenigstens mal für eine Stunde allein sein. Wie sollen sich meine Jungmädchenträume unter diesen Umständen verwirklichen?"
„Jungmädchenträume?" Galto blickte sie verblüfft an, jedoch nur für einen kurzen Moment. Ihm fiel eine Bewegung hinter ihr auf. Er beobachtete, daß die fabrizierten Roboter in der Maschinenanlage mit Energiestrahlern bestückt wurden und sich ihnen zuwandten. Er hörte kaum noch, was Anja sagte.
„Aber, Galto. Sie wissen doch, was in meinem Herzen vorgeht." Sie verdrehte mit gespielter Verzweiflung die Augen. „Oder nicht?"
„Was?" fragte er. „Was haben Sie gesagt?"
Er sah, daß einer der Roboter einen Angriff vorbereitete. Die Maschinenanlage war uralt, so daß Quohlfahrt kaum begreifen konnte, daß sie überhaupt noch funktionierte. Nicht minder alt aber war das Material, das sie verarbeitete. In der Folge warf sie am Ende des Produktionsprozesses Roboter aus, die im
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