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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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STOPP! , sagte die Stimme. Sie klang verwirrt.
    Ich bin's! Rhett! Ihr müsst mir helfen. Ich bin hier in einer Stadt namens Neufeld. Weißt du, wo das ist? Hier gehen eigenartige Sachen vor sich!
    S-T-O-P-P!!!
    Rhett hielt inne. Warum forderte Zamorra ihn andauernd zum Schweigen auf? Wie sollte er ihm denn alles erklären, wenn er nichts sagen sollte?
    Zamorra? Was ist denn los? Warum sagst du immer Stopp?
    Stopp! In Gottes Namen, bitte halt an! Merlin, hilf mir!
    Merlin? Jetzt verstand Rhett gar nichts mehr. Hielt Zamorra ihn etwa für den alten Zauberer? Aber der war doch tot!
    Ich bin nicht Merlin! Ich bin Rhett! Der Erbfolger! Lord Zwerg, erinnerst du dich?
    Selbst darauf reagierte Zamorra nicht.
    Da durchbohrte eine Feuerlanze Rhetts Kopf! Zumindest fühlte es sich so an.
    Ein gepeinigtes Ächzen schleppte sich zwischen seinen Lippen hervor. Die rechte Hand zuckte hoch und presste Zeige- und Mittelfinger gegen die Schläfe.
    »Was…«, stöhnte Rhett.
    Weiter kam er nicht!
    Im Gefolge des wuchernden Schmerzes kamen die Bilder. Menschen, die rückwärts durch die Gegend flitzten. Ein Mann, der seine Hand über einen Mülleimer hielt und einen daraus hochschießenden Pappbecher auffing.
    Die Szenerie und die Umgebung kamen Rhett bekannt vor, doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Etwas war in seinem Kopf gefangen und hämmerte mit Urgewalten von innen gegen den Schädel.
    Dann sah er einen Umzug - den Karnevalsumzug, den er sich mit seiner Mutter und Zamorra angeschaut hatte. Auch er bewegte sich rückwärts, nur viel, viel, viel zu schnell!
    Rhett begriff nicht, was er da sah. Das Einzige, was er begriff, waren die Schmerzen. Nur sie waren real, alles andere zählte im Augenblick nicht. Nur die Schmerzen, diese unendlichen Schmerzen!
    Noch eine Feuerlanze jagte auf ihn zu, durchbohrte seinen Kopf.
    Sie waren real, aber zugleich wusste Rhett, dass es nicht seine Schmerzen waren! Es waren Zamorras!
    Ein Güterzug, beladen mit Pein, Qual, Angst und Leid raste auf ihn zu, kam näher und näher, noch schneller als der rückwärts flitzende Karnevalsumzug. Dann war er heran und überrollte den Erbfolger .
    Dessen letzter Gedanke, bevor ihn die Dunkelheit verschlang, brachte die Situation auf den Punkt. Er lautete: Oh, Scheiße!
    ***
    Er öffnete die Augen.
    Das erste Gefühl, das ihn überkam, war die Erleichterung darüber, dass die Schmerzen verschwunden waren. Dieses Gefühl hielt nur kurz an und wurde abgelöst von der Enttäuschung darüber, dass er nicht in seinem Bett lag und alles nur geträumt hatte.
    Stattdessen lag er verkrümmt auf dem merkwürdig warmen Boden eines Bahnsteigs vor einer Sitzbank.
    Er kämpfte sich hoch und sah sich um. Nichts hatte sich verändert! Er war immer noch alleine am Arsch der Welt!
    Schließlich legte sich auch die Enttäuschung wieder und wurde verdrängt von Zorn.
    Es hatte nicht geklappt! Auf irgendeine Art hatte er zwar Kontakt mit Zamorra gehabt, der jedoch hatte Rhetts Hilferuf nicht wahrgenommen. Schlimmer noch: Offenbar steckte er selbst in größten Schwierigkeiten, denn welche Erklärung sollte es sonst für die fürchterlichen Schmerzen geben?
    Doch das war nicht alles! Noch heißer loderte die Wut auf sein Schicksal! Auf diese Erinnerungslosigkeit, auf diese Machtlosigkeit. Er war der Erbfolger und fühlte sich trotzdem wie ein überforderter Teenager! Tief in ihm vergraben schlummerte die Llewellyn-Magie und er konnte nicht auf sie zugreifen! Er hatte weit über 30.000 Jahre hinter sich gebracht und konnte sich nur an winzige Momente davon erinnern!
    Warum konnte er nicht ein ganz normaler Jugendlicher sein? Warum konnte er sich nicht einfach nur mit den Unbilden der Pubertät herumschlagen, mit Hormonkapriolen, Stimmbruch, Gefühlsschwankungen und solchem Käse - reichte das nicht schon aus? Musste ihm diese elende Erbfolge das Leben noch zusätzlich versauern?
    Er hätte kotzen können bei dem Gedanken!
    Statt in der Disco, bei seiner ersten Freundin oder im Kino zu sein, war er gefangen auf dem verlassensten Bahnhof seit Erfindung der Einsamkeit! Und warum? Weil er eben nicht nur ein normaler Jugendlicher war! Er hatte ja noch nicht einmal eine Freundin!
    Ziellos ging er auf dem Bahnsteig umher.
    Was soll ich jetzt tun? Was soll ich tun? Was?
    Wie eine wild gewordene Flipperkugel schoss ihm diese Frage durch den Schädel.
    Was soll ich tun? Was nützt es mir, der Erbfolger zu sein, wenn ich nicht einmal eine erbfolgermäßige Idee zustande bringe ?
    Er

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