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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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noch keine Entwicklung gezeigt, denn wenn er erst einmal die Größe eines älteren Drachen hätte, würde er wohl kaum hier im Schloss bleiben können. Obwohl er zugeben musste, dass er sich wegen der Trirax manchmal fühlte wie ein älterer Drache. In den letzten Monaten hätte er auf die Frage, wie alt er sei, sicherlich zuweilen geantwortet: »Tausend Jahre! Mindestens!«
    Durch die Pubertät verband ihn noch mehr mit seinem besten Freund Rhett, wobei der sie vermutlich erheblich schneller hinter sich bringen würde als der Jungdrache, für den da ganz andere Größenordnungen galten.
    Fooly seufzte und zwei Rauchwölkchen stiegen aus seinen Nüstern auf.
    Das war ein weiteres Zeichen der Trirax: Er machte sich zunehmend Gedanken über seine Zukunft. Was sollte werden, wenn Rhett in ein paar Jahren erwachsen war? Blieben sie dann immer noch Freunde? Wahrscheinlich schon, aber ihre Freundschaft würde sich sehr verändern. Der Jungdrache hatte nämlich gewisse Zweifel, dass ein Achtzehnjähriger Freude daran hätte, in den Gängen des Châteaus Fangen zu spielen!
    Er jagte noch eine Stichflamme in die Nacht und riss damit einen alten, verwitterten Baum aus der Dunkelheit.
    Der Baum war ein weiterer guter Freund Foolys. Mit ihm konnte er lange, prächtige Unterhaltungen führen. Aber er war eben nicht Rhett! Na ja, und was die Frage anging, ob man mit einem Baum Fangen spielen konnte…
    Was bedrückt dich? , vernahm er die knarrende Stimme.
    »Och, nichts!«
    Ah ja, deshalb schaust du auch, als ob es seit einem Jahr nicht mehr geregnet hätte.
    »Wie schau ich?«
    Alte Redensart der Bäume. Vergiss es! Also, was ist los?
    Fooly scharrte mit dem Fuß im Gras. »Na ja, ich bin enttäuscht, dass Rhett ohne mich zum Karnevalsmarkt gegangen ist.«
    So, jetzt war es draußen!
    Hmmmmmm , knarrte der Baum. Das kann ich verstehen. Aber ein Drache inmitten unzähliger Menschen? Das hätte für zu große Aufregung gesorgt!
    »Ja, ja! Ich sehe ein, dass ich nicht mitkommen konnte! Aber warum ist Rhett dann trotzdem gegangen und ist nicht bei mir geblieben? Ich dachte, er ist mein Freund!«
    Dein Freund, ja! Aber nicht dein Schatten. Zu einer Freundschaft gehört auch, dass man den anderen sein Leben leben lässt! Dass man ihm Freiheiten gewährt.
    »Freiheiten!«, fauchte Fooly. »Und welche Freiheiten habe ich? Die Freiheit, alleine hier im Schloss zu bleiben? Die Freiheit, nicht herumlaufen zu dürfen, wenn Rhetts Privatlehrer hier sind, um sie nicht zu verstören?«
    Nichts im Leben geschieht ohne Grund! Wenn du etwas nicht verstehst oder es dir ungerecht vorkommt, dann nur, weil du den Grund nicht erkennst!
    »Baum-Philosophie! Klasse! Welchen Grund könnte es haben, dass ich hier sitze, während Rhett sich bei einem Feuerwerk amüsiert?«
    Vielleicht den, dass du hier nützlicher bist?
    »Nützlicher? Wobei? Äh, das verstehe ich nicht! Wobei soll ich denn nützlicher sein?«
    Woher soll ich das wissen? Ich bin nur ein alter Baum!
    Fooly begriff kein Wort. Trotzdem legte sich seine Enttäuschung etwas.
    Er hätte danach nicht mehr sagen können, ob es daran lag, dass seine beleidigte innere Stimme leiser wurde oder dass er ohnehin gerade an den Erbfolger dachte, aber plötzlich hörte er noch etwas anderes.
    Wie aus weiter Ferne, kaum vernehmbar und doch eindeutig zuordbar: Rhett rief um Hilfe!
    »Rhett?«
    Fooly drehte sich einmal im Kreis und suchte nach der Quelle des Rufs. Da erst wurde ihm bewusst, dass er ihn nicht mit den Ohren wahrgenommen hatte, sondern mit den Antennen einer tiefen Freundschaft. Oder mit Drachenmagie. Oder mit Rhetts Llewellyn-Magie.
    Doch ganz egal, wie Fooly den Ruf aufgefangen hatte: Rhett steckte in Schwierigkeiten! Das war es, was zählte.
    Aber war das alleine Rhett? Schwang da nicht noch eine andere Stimme mit? Noch leiser, fast unhörbar und doch voller Qual?
    »Ach, du dickes Drachenei!«, hauchte er, als er die Stimme erkannte. »Der Chef!«
    So schnell seine kurzen Beine es zuließen, watschelte er zurück zum Château und in den Fitnessraum.
    »Mademoiselle Nicole, Mademoiselle Nicole!«
    Unter lautem Jammern platzte er in Nicoles Training und stieß vor lauter Aufregung mit dem Schwanz einen kleinen Ständer mit Kurzhanteln um.
    »Mademoiselle Nicole, es ist etwas ganz Fürchterliches geschehen!«
    »Das sehe ich«, erwiderte Nicole mit einem finsteren Blick auf die Hanteln.
    Sie lag gerade auf einer Beinpresse. Langsam ließ sie das Gewicht in seine Ausgangsposition

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