0907 - Das Weltraumbaby
irgendeiner Art von Mimik entsprach. Amüsierte er sich über den Terraner? Hatte er überhaupt die Möglichkeit, Rhodans Verwunderung über diese Bewirtung zu verstehen?
Wahrscheinlich nicht, sagte sich der Terraner nüchtern. Für Douc Langur mußte es absurd erscheinen, wenn Rhodan sich jetzt Gedanken darüber machte, wie sich bestimmte menschliche Schwächen mit der radikalen Umstellung auf Synthonahrung vertrugen - auf Synthonahrung, die zu allem Überfluß absichtlich so eintönig gestaltet wurde, daß Rhodan sich in einem Anflug von verzweifeltem Spott fragte, was ein Solgeborener tun konnte, wenn es ihn nach einem sauren Hering gelüstete. Die Erinnerung an uralte Witze drängte sich ihm auf. Er mußte lachen.
„Sie finden diese Art der Ernährung lustig?" fragte Langur sofort.
„Nein", ächzte Rhodan. „Das nicht. Tut mir leid, Langur, aber Sie würden es kaum verstehen, auch wenn ich versuchen wollte, es Ihnen zu erklären."
„Versuchen Sie es trotzdem", bat der Forscher.
Rhodan fühlte sich ernüchtert. Er zuckte die Schultern.
„Es ist eine menschliche Schwäche", sagte er verlegen. „Wir machen uns manchmal über bestimmte Schwächen der anderen lustig. Das mag für Sie verwerflich klingen, aber es ist nicht böse gemeint. An eine solche Geschichte mußte ich eben denken."
Er mußte lächeln. Ernsthafte Wissenschaftler hatten sich bei dem Versuch, die Geheimnisse des menschlichen Humors zu ergründen, die Zähne ausgebissen, und er versuchte, ausgerechnet dem Forscher der Kaiserin von Therm einen Witz zu erklären!
Aber Douc Langur würde keine Ruhe geben.
„Es geht um einen Mann", sagte er, bestrebt, die Sache schnell hinter sich zu bringen, „der auf der verzweifelten Suche nach einem ganz bestimmten Nahrungsmittel ist, das er unter den gegebenen Umständen gar nicht finden kann. Die Komik liegt erstens darin, daß er seinen Mißerfolg klar vor sich sieht. Trotzdem sucht er wie ein Besessener, denn seine Frau besteht darauf, daß er ihr dieses Nahrungsmittel bringt. Sie ist nämlich schwanger..."
„Gütiges Schicksal’, dachte er. ‘Wohin soll das führen? Wie soll ich ihm das ganze Problem eines so einfachen Witzes erklären? Ich werde morgen noch nicht damit fertig sein!’ „Es ist besser, wenn wir jetzt gehen!" sagte da Douc Langur.
Rhodan wußte nicht, ob er erleichtert sein sollte, denn obwohl er froh war, den unweigerlich endlosen Fragen des Forschers vorerst zu entrinnen, war ihm doch klar, daß neue Unannehmlichkeiten bevorstanden. Langur hatte sicher einen triftigen Grund, das Gespräch zu unterbrechen. Rhodan sah sich unauffällig um, während er dem Forscher nacheilte, aber er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Schließlich blieb er ärgerlich stehen.
„Was soll das?" fragte er scharf. „Wovor laufen wir eigentlich weg?"
Douc Langur gab keine Antwort. Er eilte weiter, so daß dem Terraner schließlich nichts anderes übrigblieb, als ihm zu folgen.
Als Douc Langur endlich stehenblieb, befanden sie sich in einem der Wohngebiete in der Mittelzelle der SOL. Rhodan sah sich stirnrunzelnd um - es -war still in den Gängen. Zu still. Kein Mensch war zu sehen. Rhodan trat an eine Tür, zögerte, öffnete sie dann aber entschlossen.
Die Räume hinter der Tür waren verlassen. Rhodan untersuchte sie flüchtig. Nur die genormten Möbel standen herum, aber sie waren verstaubt er öffnete eine Klappe und spähte in den dunklen Raum dahinter. Die emsigen kleinen Maschinen, die so unauffällig für Ordnung sorgten, mußten schon seit vielen Wochen desaktiviert sein. Er zog eine von ihnen ans Licht. Das Gerät hatte weder einen Defekt, noch ließ sich eine andere unverfängliche Erklärung für ihren Zustand finden. Die Maschine war ausgeschaltet worden und zwar von einem Menschen. Die Verbindungen zu den Außenstellen SENECAs, der in letzter Konsequenz selbst für diese einfachen Funktionen zuständig war, existierten nicht mehr.
Rhodan hörte das Scharren von Douc Langurs Greifklauen hinter sich. Blitzschnell richtete er sich auf. Als er sich zu dem Forscher umdrehte, war sein Gesicht ausdruckslos. Der bloße Gedanke, daß Douc Langur ihm hier eine Falle gestellt haben sollte, erschien ihm absurd. Er kannte den Forscher schließlich.
Aber wie gut konnte man ein solches Wesen überhaupt kennenlernen? Hatte sich nicht auch Douc Langur verändert?
„Hier sind wir ungestört", sagte der Forscher. „Diese Räume werden nicht abgehört."
„Sind Sie sicher?" fragte Rhodan
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