0907 - Das Weltraumbaby
gedehnt.
„Die Solgeborenen meiden dieses Gebiet", verkündete Langur.
Weder in seiner pfeifenden Stimme noch in den Lauten, die der Translator produzierte, ließ sich erkennen, ob Langur dieser Bemerkung heimlich einen doppelten Sinn gab.
Rhodan starrte den Forscher mißtrauisch an.
„Was wollen Sie von mir?" fragte er schließlich schroff.
„Mit Ihnen sprechen", pfiff Douc lakonisch.
„Und worüber?"
„Über die SOL."
Rhodan seufzte.
„Lassen Sie sich doch nicht die Würmer aus der Nase ziehen", sagte er ärgerlich. Er stockte, als ihm bewußt wurde, wie unsinnig das war, was er eben von sich gegeben hatte, aber ehe er sein Versehen ausbügeln konnte, trat Langur ganz nahe an ihn heran.
„Sie versuchen, das Schiff aufzuhalten!" behauptete der Forscher anklagend. „Ich habe Sie beobachtet. Sie sind mißtrauisch, daß etwas hier an Bord nicht stimmt."
„Allerdings", murmelte Rhodan. „Sie kennen die Menschen besser, als ich angenommen hätte."
„Es gibt aber nichts, worauf Ihr Mißtrauen paßt", fuhr Langur ungerührt fort. „Warum lassen Sie diese Leute nicht in Ruhe? Warum benehmen Sie sich nicht so, wie man es von einem Gast erwarten kann? Hören Sie endlich auf, herumzusuchen."
„Ich habe ja noch gar nicht richtig angefangen", lächelte Rhodan amüsiert. „Douc, Sie meinen es gut, aber glauben Sie wirklich, daß Sie irgend jemandem auf diese Weise helfen?"
Der Forscher zögerte.
„Ich verstehe das nicht", sagte er bedrückt. „Man könnte fast auf den Gedanken kommen, daß Sie sich eher in die Gefühle eines Bardioc als in die eines Menschen hineinversetzen können."
Der Terraner seufzte. Er sah sich um und entdeckte einen angestaubten Sessel. Er ließ sich darauf nieder. „Die Solgeborenen werden früh genug auf sich gestellt sein", erklärte er geduldig. „Sie werden in Zukunft ihre eigenen Wege gehen. Douc, ich habe nicht die Absicht, das zu verhindern. Ob Sie es mir glauben oder nicht: Ich habe mich schon seit langem mit dieser Entwicklung abgefunden. Die Solaner sind weder dumm noch undankbar, sondern es sind Menschen, und ob es diesen Leuten paßt oder nicht, sie stammen letzten Endes von der Erde. Darum mußte es so kommen, wie es jetzt ist. Sie sind Menschen, Douc - sie können gar nicht anders, als sich das nehmen, was sie für die Art von Freiheit halten, die ihnen angemessen ist."
„Sie sprachen von Solanern, Perry!" sagte Douc überrascht.
Rhodan winkte ärgerlich ab.
„Gehören Sie neuerdings zu denen, die jedes Wort auf die Goldwaage legen?" fragte er ärgerlich.
„Sie sehen also ein, daß sich sowieso nichts mehr verändern läßt?"
„Das habe ich nicht gesagt. Aber ich bin bereit, die SOL zu übergeben."
„Unter welchen Bedingungen?"
„Ich werde den Solgeborenen keinerlei Auflagen machen, wenn Sie das meinen."
„Wenn es so ist - warum dann noch dieses Mißtrauen?"
„Douc", seufzte Rhodan. „Etwas stimmt nicht in diesem Schiff. Ja, ich habe Ihnen zugehört, aber was Sie sagten, überzeugt mich nicht. Sie haben recht, ich lasse mich von Gefühlen leiten. Es gibt keinen einzigen konkreten Hinweis darauf, daß mein Verdacht berechtigt ist."
Douc Langur schwieg lange, dann hob er in einer hilflosen Geste eine Greifklaue.
„Sie sitzen in dem langgesuchten Beweis", behauptete er trocken.
Rhodan sah ihn verwundert an.
„Dieser abgesperrte Sektor", erklärte Douc widerwillig, „scheint an allem schuld zu sein. Nein, lassen Sie mich das erklären. Ich hatte gehofft, daß es mir gelingen würde, Ihnen diese Idee auszureden. Ich wollte es wenigstens versucht haben. Aber nachdem es mir nicht gelungen ist und Sie die SOL erst freigeben werden, wenn Ihr Verdacht ausgeräumt wurde, bleibt mir nur eine Möglichkeit. Mir liegt viel daran, daß nicht noch mehr Spannungen erzeugt werden."
Der Forscher schwieg, als erwarte er, daß Rhodan Stellung bezog. Aber der Terraner stellte eine Frage, die Douc offenbar nicht einkalkuliert hatte.
„Warum bleiben Sie in der SOL? Ich hatte gehofft, Sie würden uns begleiten. Interessiert es Sie nicht, was wir am Ende der Suche finden werden?"
„Doch", erwiderte Douc Langur. „Aber die Menschen in der SOL gehen auch auf die Suche - und das interessiert mich persönlich sehr stark."
Rhodan verstand plötzlich.
Anfangs hatte Douc verzweifelt darüber Aufschluß zu erlangen versucht, wer und was er eigentlich war.
Diese Suche hatte bisweilen groteske Züge angenommen. Douc hatte alle Anstrengungen in dieser Richtung
Weitere Kostenlose Bücher