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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus verständlichen Gründen nicht erwiderte.
    Die Leber schmeckte gut, war überhaupt nicht bitter. Ich redete mir zudem immer wieder ein, daß Jane es einfach vergessen hatte. Sie wollte zu einem Kongreß der Detektive. Möglicherweise hatte sie den einen oder anderen Kollegen getroffen und war eben ins Reden gekommen. So etwas wäre durchaus menschlich gewesen.
    Auch die Gedanken der anderen drehten sich um Jane Collins. Warum sonst hätten sie immer wieder auf das Telefon schielen sollen, das dalag wie ein toter Gegenstand, der nie ein Zeichen von sich geben wollte. Aber es enttäuschte uns nicht. Als es piepte, störte das zwar die anderen Gäste, für uns aber war es wichtig. Ich ließ das Besteck fallen und griff blitzartig zu.
    Auch meine Freunde aßen nicht mehr weiter. Sie saßen starr wie die Puppen vor ihren Tellern, die Blicke einzig und allein auf mich gerichtet, und diesmal war die Stimme des Kollegen schon wesentlich freundlicher. Der Mann entschuldigte sich und bestätigte dann, daß Jane sich tatsächlich einen Wagen geliehen hatte.
    »Welches Fabrikat?«
    »Ein deutsches, ein Golf.«
    »Ja, den kennt sie.«
    »Dann verliert sich ihre Spur, Kollege Sinclair, tut mir leid. Sie hat keinem bei der Firma gesagt, wo sie hinwollte.«
    »Das ist uns bekannt. Sie wollte nach Blackpool.«
    »Dort wird Sie schnell sein. Soll ich mich mit den Kollegen dort in Verbindung setzen?«
    »Nein, das machen wir schon von London aus. Sie können mir aber eine entsprechende Rufnummer geben, falls diese zufällig zur Hand ist.«
    »Habe ich, Kollege, habe ich.«
    Die Nummer bekam ich, man wünschte mir auch noch viel Erfolg, dann war die Sache erledigt. Ich stellte das Gerät dorthin, wo sonst der Suppenlöffel lag. Und dann informierte ich meine Freunde.
    »Bis Birmingham ist alles glattgegangen. Jetzt müssen wir nun noch herausfinden, wie es weitergegangen ist.« Ich wandte mich direkt an Lady Sarah. »Weißt du, in welch einem Hotel sie wohnt?«
    »Ja.«
    »Mann, dann raus damit.«
    »Sorry, ich hatte es vergessen. Daran hätte ich vorher denken sollen.«
    »Schon gut. Und die Nummer?«
    »Habe ich zu Hause.«
    Das war auch nicht weiter tragisch. Wir bekamen sie über die Auskunft, und ich rief im Hotel an.
    Die Antwort war ein Tiefschlag, denn niemand konnte sich daran erinnern, ob eine Jane Collins eingetroffen war. Das Zimmer war zwar reserviert, aber sie selbst hatte sich noch nicht blicken lassen, worüber die Angestellte verwundert war, denn auch zwei Teilnehmer des im Hotel stattfindenden Kongresses hatten bereits nach ihr gefragt.
    Ich bedankte mich. Gleichzeitig spürte ich, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
    »Noch ein Golem?« fragte Sheila.
    »Nein«, murmelte ich, »nein, das ist sicherlich etwas anderes, in das Jane hineingeraten ist, etwas ganz anderes.«
    »Und ich habe es geahnt«, flüsterte Sarah. »Ich habe es verdammt noch mal geahnt - oder auch gewußt…«
    ***
    Die Gestalt bewegte sich nicht. Zum erstenmal spürte Romana ihre Ausstrahlung direkt. Bisher hatte sie sich diese nur vorgestellt, nun war es anders, und sie setzte Ausstrahlung mit Geruch gleich, der zu ihr rüberwehte.
    Der Fremde roch nach einem Garten im Spätherbst. Erdig, aber auch nach alten Pflanzen. Oder wie die Umgebung eines Grabs.
    Romana blieb sitzen, ohne auch nur den Rollstuhl zurückzufahren. Sie wußte genau, daß es keinen Sinn hatte, vor dem Eindringling zu fliehen. Er war stärker als sie. Er würde sie überall finden, und er würde sie auch nach überall hin verfolgen. Eine Flucht in die erste Etage würde ihr auch keine Sicherheit bringen.
    Er war gekommen, er würde sich ihr gegenüber offenbaren, und sie mußte sich eingestehen, daß die Vorstellung, die sie sich von dieser Person gemacht hatte, mit der Realität übereinstimmte. Er sah düster aus. Er trug den langen Mantel, an dessen Stoff noch einige Dreckspritzer klebten. Sie hatte stets geglaubt, daß Männer, gerade gefährliche Männer, harte Gesichtszuge haben müßten. Das stimmte bei dieser Person nicht, sein längliches Gesicht sah ziemlich weich aus, fast weibisch, was auch an den Lippen liegen konnte, die aufgeworfen wirkten. Eine hohe Stirn, eine gerade Nase, lange Haare, die wie schmutzige Asche aussahen und den Kopf umwehten. Sie waren nicht glatt gekämmt wie die Haare der Vampire in den Filmen, nein, mit denen hatte er nichts gemein.
    Bis auf den langen Mantel, der wieder anfing zu schwingen, als er noch einen weiteren Schritt auf die

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