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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jetzt nur, um einer Bemerkung deinerseits zuvorzukommen.«
    Ich mußte lachen. »Woher hast du denn gewußt, was ich sagen wollte?«
    »Ich kenne dich doch.«
    »Das erklärt vieles.«
    »Eben.«
    Wir widmeten uns dem Studium der Karten. In diesem Lokal wurde balkanesisch gekocht, und ich hatte mich schnell entschieden. Dünne, cross gebratene und gut gewürzte Rindsleberscheiben würden mir bestimmt schmecken. Dazu gab es eine Mischung aus Kraut- und Blattsalat. Das war genau das richtige für einen guten Durst und sorgte auch für eine ausgezeichnete Unterlage.
    Auch die anderen hatten schnell gewählt. Sheila nahm nur eine Vorspeise, einen größeren Salatteller, während sich Bill und Suko ein Gericht für zwei Personen - den flammenden Kroatensäbel teilen wollten.
    Wir bestellten, der Kellner fragte noch nach Getränken, und ich bestellte ein zweites Bier. Selbst Suko entsagte dem Alkohol nicht. Er gab sein erstes Pils in Auftrag.
    »Und sie ist immer noch nicht hier«, murmelte Bill, mit einem Blick auf die Uhr gewandt.
    Daß er Sarah Goldwyn gemeint hatte, stand fest. Mehr als eine Viertelstunde war sie schon über die Zeit. Ich machte mir keine Sorgen, aber Bill holte ein tragbares Telefon hervor, schaute uns mit einem entschuldigen Blick an, sah, wie seine Frau den Kopf schüttelte, weil sie nicht mochte, daß am Tisch telefoniert wurde, was Bill aber nicht störte, denn er tippte Sarahs Nummer ein.
    »Jetzt bin ich mal gespannt«, sagte er.
    Das waren wir alle seltsamerweise, und es beruhigte uns kaum, daß niemand abhob.
    »Sie wird unterwegs sein«, sagte Bill, als er das Gerät wieder verschwinden ließ.
    »Das denke ich auch«, meinte Suko.
    Es war komisch, aber eine richtige Stimmung wollte nicht aufkommen, nicht mal ein Gespräch. Wir saßen da wie auf einer gespannten Leine und warteten auf Sarah Goldwyn.
    Das Lokal, in dem wir uns getroffen hatten, lag ziemlich zentral, so daß es jeder von uns rasch hatte erreichen können. Auch ein Wagen würde von Mayfair, wo Sarah Goldwyn ja wohnte, nicht lange fahren müssen. So konnten wir jeden Augenblick mit ihrem Eintreffen rechnen, falls alles normal gelaufen war. Wohl keiner von uns sah einen Grund, daß es anders kommen sollte, und trotzdem blieb ein ungutes Gefühl zurück, das allerdings schlagartig verschwand, als Sarah Goldwyn in Sukos und mein Blickfeld hineingeriet.
    »Da bist du ja!« rief ich.
    Bill drehte sich um. Auch er lachte, stand auf und lief zur Garderobe, um unserer gemeinsamen Freundin aus dem Mantel zu helfen. »Wir haben schon auf dich gewartet und uns Sorgen gemacht.«
    »Um mich etwa?«
    »Um wen sonst?«
    Sarah lächelte etwas kantig, begrüßte uns der Reihe nach und suchte sich dann einen Platz aus. Zwischen Bill und Sheila ließ sie sich nieder, wobei sie mit der flachen Hand auf den Tisch schlug und sich umschaute. »So, ihr habt euch Sorgen gemacht…«
    »Keine sehr großen, Sarah«, sagte Bill schnell. »Wir kennen dich ja und wissen, wie gut du bist.«
    Sarah lächelte müde, was ich wieder negativ registrierte. Sie war an diesem Abend nicht locker, obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätte. Da stimmte etwas nicht.
    Die Horror-Oma trug ein dunkelblaues Kleid, vier farblich unterschiedliche Ketten um den Hals, mit denen sie spielte, bis die Speisekarte in ihr Gesichtsfeld geriet. Der Ober hielt sie ihr hin und wartete lächelnd auf eine Bestellung.
    »Essen möchte ich nichts«, sagte Sarah. »Vielleicht später. Bringen Sie mir zunächst nur ein Wasser, bitte.«
    »Natürlich, Madam.«
    Ich hob die Augenbrauen und spürte, wie mich Suko unter dem Tisch anstieß. Auch ihm war aufgefallen, wie ungewöhnlich sich unsere Freundin an diesem Abend verhielt.
    Ich war es leid, nur gewisse Dinge zu registrieren und nicht zu wissen, was mit ihr los war. Deshalb fragte ich sie direkt. »Sarah, bitte, uns allen ist aufgefallen, daß du dich nicht so verhältst, wie wir es von dir gewohnt sind. Was ist geschehen? Welche Sorgen drücken dich? Was hast du?«
    Sie schaute zuerst mich an, dann die anderen. »Ich habe nichts.«
    »Dann ist alles klar!« freute sich Bill.
    »Moment, mein Lieber. Ich sprach von mir. Aber es gibt noch eine andere Person, um die ich mir Sorgen mache.«
    »Jane?« schnappte ich.
    »Ja, mein Lieber. Sie ist heute morgen losgefahren, aber sie hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet, und das finde ich nicht gut. Da muß was geschehen sein…«
    ***
    Jetzt war es heraus, und unsere Stimmung senkte sich schlagartig um

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