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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wort hatte sie verstanden - allein ihr fehlte der Glaube.
    Wie sollte ein Wesen wie der Blutsauger etwas schaffen, an dem die besten Ärzte verzweifelt waren?
    Nein, das konnte sie nicht glauben, und sie schüttelte auch den Kopf. Eine Antwort gab sie nicht.
    Ihre Kehle saß einfach zu.
    Der Vampir lächelte. »Du nimmst es mir nicht ab? Du willst es mir nicht glauben?«
    »So ist es.«
    Da lachte der Blutsauger. »Ich kann dich sogar verstehen. Du hast bisher nur negative Erfahrungen gemacht, das ist normal. Aber ich bin anders, glaube es.«
    »Wie anders?«
    »Du wirst wieder laufen können.«
    »Wann?«
    »In der folgenden Nacht!«
    Nach diesen Worten durchfuhr Romana ein heißer Schreck. Es war zu verrückt, an so etwas zu denken. Ein Vampir blieb ein Vampir, er war kein Arzt und…
    »Glaubst du mir?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Dann werde ich gehen!« Er trat einen Schritt zurück und bewegte sich so, als wollte er sich von seiner »Patientin« abwenden, doch dagegen hatte Romana etwas.
    »Nein!« rief sie laut. Zum erstenmal überhaupt hatte sie so laut gerufen, und das Echo der Stimme hallte durch die große Halle. »Ich will, daß du bleibst.«
    »Gut, aber nicht lange.«
    Tief und stöhnend atmete die junge Frau. Sie zitterte. Allein der Gedanke daran, daß sich ihr Leben ändern könnte, ließ sie innerlich und auch äußerlich vibrieren, und plötzlich hatte sie sich entschieden, nach diesem Strohhalm zu greifen.
    »Ich mache es!«
    Der Blutsauger nickte. Er ging wieder an seinen alten Platz. »Ja, du wirst es tun.«
    »Was soll ich tun?«
    »Nichts ist umsonst«, flüsterte er ihr entgegen. »Ich werde in der Nacht kommen und dich auf meine bestimmte Art und Weise heilen, Romana.«
    Die Worte gefielen ihr nicht, und sie runzelte die Stirn. Der Satz hatte einfach darauf schließen lassen, daß noch etwas nachkam, und sie irrte sich nicht.
    Es kam etwas nach.
    »Ich werde dein Blut trinken, Romana. Dein herrliches, frisches und noch junges Blut. Es wird mir schmecken. Das ist dein Preis für die Heilung!«
    DEIN PREIS! DEIN PREIS! DEIN PREIS!
    Wie Hammerschläge dröhnten die Worte durch den Kopf der gelähmten Frau. Ein Preis, den sie zu zahlen hatte, ein zu hoher, ein grausamer Preis, denn sie gab ihr normales Leben hin, um zu etwas anderem zu werden. Zu einer Person, die nur noch Person war, aber nicht Mensch.
    Ein zu hoher Preis?
    Der Vampir spürte die Unsicherheit der jungen Frau. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, ein Zeichen dafür, daß ihn das Mißtrauen überfallen hatte. »Was ist los, Romana? Was ist passiert? Über was denkst du jetzt nach?«
    »Du willst mein Blut?«
    »Ja.«
    »Und ich werde…«
    »Geheilt werden.«
    »Nein, ich werde noch etwas anderes…«
    »Stimmt!« zischelte er ihr zu. »Du wirst noch etwas anderes. Du wirst nämlich ewig leben.«
    Sie stöhnte auf, weil sie mit dieser furchtbaren Logik nicht zurechtkam. Plötzlich hatte sie das Gefühl, inmitten eines Zauberspiegels zu stehen, in dessen Fläche sich Teile ihres bisherigen Lebens zeigten, und sie mußte erkennen, daß diese Teile nicht eben positiv waren. Nein, ihr Leben war nicht schön, es war negativ verlaufen, und es war im eigentlichen Sinne überhaupt kein Leben.
    »Was ist?«
    Sie hatte Mühe, die nächste Frage zu stellen. Auch nur tropfenweise drangen die Worte über ihre Lippen. »Werde ich - werde ich dann zu einem Vampir?«
    »Ja, meine Liebe, du wirst zu einem Vampir. Du wirst eintauchen in das andere Dasein, und du wirst dich darüber freuen können. Sehr freuen sogar. Du wirst erleben, daß du deine Beine wieder bewegen kannst, und du wirst nichts dagegen haben, mich als deinen Bräutigam zu akzeptieren. Wir beide werden uns auf den Weg machen und gemeinsam auf Blutsuche gehen. Du wirst dich daran gewöhnen, und du wirst erleben, wie herrlich dies auch sein kann.«
    Romana schwieg. Ihre Gedanken jagten sich. In der folgenden Nacht, in wenigen Stunden also würde alles anders sein. Sie hatte sich entschieden. Er würde kommen, aber sie sagte sich, daß er auch gekommen wäre, wenn sie sich nicht dazu entschieden hätte, obwohl er mit Schwierigkeiten rechnen mußte, denn ihr Vater hatte längst bemerkt, daß mit seiner Tochter einiges nicht stimmte. Und er hatte an diesem Tag endlich gehandelt. Das mußte der Blutsauger gespürt haben, deshalb war er auch zu dieser Tageszeit bei ihr erschienen.
    Sie starrte auf das Messer. Die Klinge schimmerte matt. Ihren eigenen Gesichtsausschnitt sah sie in dem

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