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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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forderte sie ihn auf.
    In Krishans hölzern wirkendem Gesicht regte sich nichts. Der Mund sah bei ihm aus wie eine geschlossene Futterluke, der Blick seiner hellen Augen war ausdruckslos.
    »Gib ihn zurück!« sagte Kendrake.
    »Gut, Chef.«
    Der Schlüssel fiel in Janes Hand. Sie fühlte sich jetzt wohler, drehte sich wortlos um und stellte fest, daß Kendrake sie anschaute. »Es ist ein Beweis des Vertrauens Ihnen gegenüber, Miß Collins. Ich hoffe, Sie wissen es zu schätzen.«
    »Sicher, Sir.«
    »Kommen Sie, wir werden ins Haus gehen.«
    Nebeneinander schritten sie auf die Eingangstür zu, während Raki und Krishan zurückblieben. Sie brauchten die Tür nicht zu öffnen, das besorgte eine andere Person, die auf der Schwelle stehenblieb und den beiden entgegenschaute.
    Jane hatte diese Greta zwar nie zuvor gesehen, aber sie wußte, daß sie es einfach sein mußte. Gleich beim ersten Blickkontakt stellten beide fest, daß sie wohl keine Freundinnen werden würden.
    Greta war eine Frau, aber sie hätte ebensogut ein Mann sein können. Ein hartes Gesicht, dünnes, rötlichblondes Haar, kalte Augen, ein breiter Mund, ein eckiges Kinn, Mißtrauen im Blick, als sie Jane anschaute. Der Ausdruck änderte sich, weil Sir Walter Kendrake seine Angestellte ansprach.
    »Wir sind endlich da, Greta.«
    »Das sehe ich.«
    »Gab es besondere Vorkommnisse?«
    »Nein.«
    »Das ist übrigens Jane Collins, von der ich Ihnen schon erzählte. Sie hat sich dankenswerter Weise bereit erklärt, uns ein wenig zu helfen.«
    »Brauchen wir Hilfe?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Sie wissen, daß ich anderer Meinung bin, Sir.«
    »Ja, aber noch habe ich das Sagen hier.«
    »Natürlich.« Greta traf keine Anstalten, Jane die Hand zu reichen. Sie stand so starr im Ausschnitt der Tür wie die Bäume im Park. Die Frau trug ein dunkelgraues Kleid, das bis zum Hals zugeknöpft war. Größer als sie und Jane Collins konnten Gegensätze gar nichts sein, das wußten beide.
    »Lassen Sie uns eintreten?« fragte Kendrake.
    »Natürlich, kommen Sie.«
    »Wo ist Romana?«
    »In ihrem Zimmer.«
    »Gut.«
    »Sie will nicht gestört werden.«
    »Warum nicht?«
    »Sie liest.«
    »Haben Sie ihr etwas gesagt?«
    »Ja, sollte ich nicht?«
    Kendrake knurrte. »Nun ja, ich habe es nicht verhindern können. Ich werde es ihr noch erklären, aber sicherlich in einem anderen Tonfall als Sie, Greta.«
    Jane bekam die Unterhaltung zwar mit, nur beteiligte sie sich nicht daran, denn sie schaute sich in der Halle um und mußte der verstorbenen Frau recht geben.
    Wenn alles in diesem Haus so war wie die Halle, dann konnte sich hier kaum jemand wohl fühlen.
    Die Eingangshalle strahlte eine Kälte aus, die wohl auch im wärmsten Sommer die Menschen frösteln ließ. Es mochte an dem gelblichen Steinboden liegen, auch an den hohen und großen Fenstern, aber auch daran, daß es kaum Möbelstücke gab, die irgendein Gefühl der Wärme vermittelt hätten.
    Der Eingangsbereich war so leer, als stünden die Bewohner kurz vor dem Auszug.
    Auch Raki und Krishan hatten das Haus betreten. Letzterer trug Janes Koffer, was auch Kendrake bemerkte. »Ich werde Ihnen zunächst Ihr Zimmer zeigen, Miß Collins.«
    »Das wäre gut.«
    »Wollen Sie mit dem Lift fahren oder die Treppe nehmen?«
    »Die Treppe, bitte.«
    »Gut, dann folgen Sie mir.« Kendrake nahm Krishan den Koffer ab, gab seinen beiden Leuten noch einige Anweisungen und ging auf die Treppe zu, die sich wie ein gebogener, in die Höhe reichender Schatten im Hintergrund der Halle abzeichnete.
    Bevor sich Jane in Bewegung setzte, schaute sie noch einmal auf Greta.
    Deren Blick bestand aus Eis. Sie sah aus wie ein Mensch, der einer anderen Frau die Pest an den Hals wünschte, und Jane richtete sich darauf ein, daß sie in diesem Haus nicht nur Freunde hatte.
    Sie konnte sich auch vorstellen, daß sich ein Vampir in einer derartigen Umgebung, die auch tagsüber düster war, wohl fühlte.
    Sie stiegen eine Treppe hoch, deren Stufen aus dunkelbraunem Holz bestanden. Das Holz war gepflegt und schien gebohnert zu sein. Die Treppe führte in einem Bogen in die erste Etage, wo sich ein breiter Gang in zwei Richtungen anschloß. Etwas schmaler werdend zog sich die Treppe noch zur nächsten Etage hin.
    »Hier oben wohnen wir eigentlich«, erklärte Kendrake und schaltete das Licht ein.
    Die Lampen vertrieben einen Teil der Düsternis. Dennoch empfand Jane die Atmosphäre als bedrückend, was auch Kendrake merkte und davon sprach, daß

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